Hallo Sandra,
hier noch meine 2 Cent dazu.
Viel wurde schon geschrieben, muss ich nicht wiederholen. Vielleicht etwas zur "Ehrenrettung" Deiner Bekannten. Wenn sie, wie Du geschrieben hast, bis jetzt nur Hunde (einen Hund?) hatte, die sie von Welpe auf aufziehen konnte, kann sie nicht ermessen, durch welche Hölle manche Tierheimhunde gegangen sind und welche Narben das hinterlassen kann.
Ich hätte das auch bis vor wenigen Monaten nicht nachvollziehen können, da wir bis dahin nur Hunde hatten, die wir entweder von klein auf kannten (2 vom Rudel) oder die trotz Vorgeschichte nicht problematisch wurden (die anderen 2 vom Rudel). Ende 2001 haben wir dann allerdings eine Hündin aufgenommen, die wegen einmaligem Beissens eingeschläfert werden sollte, wobei schon beim Besuch und Kennenlernen sehr klar war, dass die Hündin a) unterfordert war (Bewegungsmangel), b) Besitzerin überfordert (zu wenig Sachkenntnis) und c) der Hund durch Vorgeschichte eine Angstbeisserin ist (wir sind der 4. Besitzer, die Hündin ist 3 Jahre alt).
Nun, allen guten Vorsätzen zum Trotz kam auch bei mir die Angst hoch, als sie am 2.Tag nach mir schnappte, in einer Situation, die für mich und die anderen Hunde völlig angstfrei gewesen wäre, für sie aber wohl nicht und meine erste REaktion war auch (ich habe mich damals auch dafür geschämt), den Hund anzuschreien und zu massregeln. Nun, die Quittung kam, Hund ging mir panisch aus dem Weg. Meine eigene Angstaggression hatte den ersten guten Einstieg total verbaut. Also umdenken, Calming Signals lernen, wenn die entsprechenden Signale kommen, eben in noch kleineren Schritten vorgehen, etc. und immer wieder: keine Angst haben.
Was ich damit sagen will, ist, dass jemand mit wenig Hundeerfahrung sich einfach nicht vorstellen kann, wie simpelste Situationen einen Hund zur Selbstverteidigung bringen können und dann auch vor sich selbst und anderen nicht zugeben kann, einfach SCHISS vor dem Hund gehabt zu haben.
Aber auch mein Rat: lass' den Urlaub, der wird mit Garantie nicht schön werden, einfach sausen, such' Dir anderen Leute oder fahrt alleine. Wenn Du Deine Bekannte als Freundin behalten willst, red' nochmal in einer ruhigen Minute mit ihr, zeig ihr meinetwegen auch mein Posting und gib ihr zu Verstehen, dass Angst legitim ist, Aggression gegenüber einem Hund mit Vorgeschichte aber wie der Funke am Pulverfass und dass sie sich glücklich schätzen kann, dass ihr Hund so problemlos ist aber nicht das Mass aller Dinge (sowas nennt man betriebsblind). Vielleicht ist sie einsichtig genug, nachvollziehen zu können, wie sie sich fühlen würde, wenn man sie, weil sie jemand aus Versehen auf den Fuss getreten ist (auch wenn's weh tat), in eine Ecke drängen, beschimpfen, anschreien und bedrohen würde, sie danach weiter verfolgen und körperlich züchtigen würde. Wenn sie dann sagt, sie würde sich nicht zur Wehr setzen, lügt sie.
Gruss