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Ungereimter geht's wohl nicht!

geschrieben von Melli und Sammy(YCH) 
Ungereimter geht's wohl nicht!
28. März 2002 21:05

Hallo!

Mich würde jetzt einfach mal interessieren, wie es euch eigentlich so mit euren Hundis geht.
Bei mir ist es nämlich mittlerweile wirklich oft so, dass ich vor lauter vielen Dingen, die ich bei Erziehung, Ernährung, Handhabung, Pflege und weiß der Teufel was alles berücksichtigen muss, hinten und vorne nicht mehr zurechtkomme! Hundeerziehung als Wissenschaft? Wie wendet ihr all euer Wissen richtig an? Wie MACHT ihr das bloß?

Mir geht es im Moment oft so, dass mir im Nachhinein einfällt "Mist, ich hab nicht auf seine Calming Signals geachtet" oder "Verdammt, ich wollte doch keine 'Mal-sehen-wer-stärker/sturer-ist'-Situation heraufbeschwören". Soll ich BARFen oder besser Solid Gold nehmen? Neue Dinge ausprobieren? Ist die Schleppleine vielleicht ebenso "schädlich" wie Discs & Co? Haare dran lassen oder ab? Wie kann ich die Motivation steigern? Warum ist er nicht verschmuster? Haben wir ein Problem mit der Rangordnung? Vielleicht doch mit Bonding versuchen? Bin ich dazu verpflichtet ihm alle 3 Tage ein neues Quietschie zu kaufen? Lassen wir ihn Kastrieren? Warum ist er so stur? Ist Auf-Dem-Bett-Schlafen-Lassen eine Sünde? WAS MACHE ICH BLOß ALLES FALSCH? Oder ist es doch nicht so schlimm?
Ich habe eigentlich immer das Gefühl, irgendetwas gerade zu vergessen, falsch zu machen oder misszuverstehen. Ich weiß einfach nicht mehr wo mir der Kopf steht... Es ist zum Heulen.

Dabei weiß ich ja im Grunde, dass wir im Prinzip am richtigen Wege sind, er macht recht gute Fortschritte und der ganze Rest wird bei mir einfach unter "individuelle Macke" akzeptiert - etwas überspitzt ausgedrückt. Sammy gibt mir immer das Gefühl, jeden noch so kleinen Fehler meinerseits genau zu registrieren und zu vermerken - mit phänomenalem Gedächtnis.

Manchmal wünschte ich wirklich, ich hätte all die schlauen Bücher nicht gelesen, all die revolutionären Erkenntnisse nie erfahren und könnte mich mit beruhigtem Gewissen (oder besser gesagt: unwissend) in die ach so fachkundigen Hände der hiesigen Hundeschule begeben und mit Leinenruck & Co das "bestmögliche aus dem Hund herausholen".

Aber nein, ich liebe meinen Hund (etwas vermenschlicht ausgedrückt) und ich muss es natürlich anders machen. Als Pionier im Erziehungstechnisch hinterherhinkenden Tirol.

So viele Ungereimtheiten, so viele Fragen und wenn's nach mir ginge mindestens 10 Forums-Fragen pro Tag.

So ist das, wenn man sich Gedanken macht ;-)

Aber soll ich euch mal was sagen? Der einzige hier, dem das alles ziemlich am A... vorbei geht, das ist Sammy. Und das ist doch schon was, dass wenigstens einer von uns Zweien beruhigt schlafen kann! Ja, während ich mit Schweissperlen auf der Stirn und an den Nägeln kauend über die schwerwiegenden Entscheidungen nachdenke, könnte er gar nicht entspannter auf dem Sofa auf meiner Wildleder-Handtasche liegen, dabei meine Stoffrose zerknautschen, mein Hemd zerknittern und den Polster besabbern...

Aber jetzt mal im Ernst: Wie bringt man am besten das theoretische Fachwissen mit den praktischen Situationen unter Dach und Fach? Habt ihr da irgendwelche Tipps?

viele liebe Grüße

Melli und Sammy

28. März 2002 21:44

Hallo Melli und Sammy,

da ich nur noch selten hier mit lese, weiß ich nicht, wie alt dein Hund ist etc., oder ob er ein "Sorgenhund" ist etc.
Trotzdem: wie wäre es mit einer kleinen Erholungspause?

Als ich meinen Hund bekam (den ersten, den ich selbst erziehen musste, bzw. durfte), habe ich angefangen, das ganze HunderatgeberRegal in der Bibliothek durchzulesen, habe ständig hier im Forum mitgelesen und so fort.
Irgendwann wusste zwischendurch wusste ich manchmal nicht mehr wo mir der Kopf steht. Und vor allem wurde ich langsam superpanisch, weil ich eins zumindest wusste: nämlich, was ich alles falsch machen kann. Bei dir klingt das ja noch ganz vergnügt, aber ich war damals zeitweilig echt nervös und die ganzen Fachbegriffe kamen mir schon aus den Ohren raus.
Und natürlich hat mich der Widerspruch zwischen dem, was ich da so schön formuliert las, und dem, was dann bei mir manchmal so rauskam, auch zu knapsen gehabt.

Ein kleiner Rückzug ins Leben außer dem Hund tat da echt gut. Damit mich niemand falsch versteht: natürlich habe ich meinen Hund nicht vernachlässigt und ich bin auch der Meinung, daß Hundeerziehung nicht nach dem Welpen- oder Junghundealter aufhört. Aber die Hundebücher mal ein oder zwei Wochen Hundebücher sein zu lassen, tut gut und verschafft einen klareren Blick (vor allem dafür, was man selbst eigentlich will).

Aber wie das so ist: wenn man noch mitten drin steckt im Hundefieber (und das macht ja in erster Linie auch Spaß), kann man die Finger von den Theorien, Büchern, Bildbänden sowieso nicht lassen smiling smiley

Jetzt hab ich gerade ein bisschen Ärger mit meinem jungen Mann und muß mich wieder mal intensiver drum kümmern (heißt auch: hier Fragen loswerden).

Ansonsten: einen Rat wollte ich nicht loswerden, denn ich merke mal gerade wieder, daß mir doch noch immer selbst Grundkenntnisse fehlen. Ich drück dir jedenfalls die Daumen, daß du Theorie und Praxis gut unter einen Hut bekommst.

Liebe Grüße, Wiebke


28. März 2002 22:16

Hallo Wiebke!

: weiß ich nicht, wie alt dein Hund ist etc.,

etwas über ein Jahr, also noch mitten in der Erziehung... Ich weiß, da ist das normal, dass noch nicht alles so läuft wie man es gerne hätte.

oder ob er ein "Sorgenhund" ist etc.

Das kommt dann wohl drauf an wie man es sieht. Im Vergleich mit so manchen anderen Hunden ist er wohl kein Sorgenhund, er hat zwar seine Eigenheiten, ist ansonsten aber völlig "normal", wenn auch eben nicht der 0815-Hund. Aber Sorgen mache ich mir trotzdem... So gesehen ist er dann wohl doch ein "Sorgen"-Hund...

: Trotzdem: wie wäre es mit einer kleinen Erholungspause?

Die habe ich mir selbst verordnet (die Auszeit brauchte ich einfach und vor allem geht's dann mit Sammy's Motivation ETWAS besser)! Ausserdem habe ich vor kurzem im Eifer des Gefechts unseren 2. oder 3. Clicker mitten im Feld verloren... Keine Chance ihn wieder zu finden und in unseren Läden gibt's nur die Karlie-Clicker, die ich vom Geräusch her nicht mag.

: Als ich meinen Hund bekam (den ersten, den ich selbst erziehen musste, bzw. durfte),

Ist auch mein erster "Eigener", oder sagen wir ma so: der Ersthund war auch meiner, aber als ich ihn bekam war ich gerade 4. Also ist Sammy sozusagen mein Versuchskaninchen... Ich habe mir schon überlegt, ob ich nicht aufschreibe, was ich bis jetzt bei ihm alles falsch gemacht habe, damit ich es bei meinem nächsten Hund von vorn herein anders mache. Oder ich mache beim nächsten Hund einfach alles so nicht wie ich es bei Sammy schon gemacht habe... Müsste auch recht gut klappen.

habe ich angefangen, das ganze HunderatgeberRegal in der Bibliothek durchzulesen, habe ständig hier im Forum mitgelesen und so fort.

Warum bloß kommt mir das so bekannt vor? *schmunzel*

: Und vor allem wurde ich langsam superpanisch, weil ich eins zumindest wusste: nämlich, was ich alles falsch machen kann.

Oooooh ja! Wem sagst du das! Bei manchen Spaziergängen muss ich dann wirklich mein Schimpfwörter-Repertoire hervorkramen, damit ich meinen Ärger (über mich selbst, wohlgemerkt) zumindest ansatzweise im Zaum halten kann. Das ist zumindest ein positiver Nebeneffekt: man lernt sich zu beherrschen, denn was gibt es Schlimmeres als vorwurfsvolle Hundeaugen die einen verständnislos anblicken?

Bei dir klingt das ja noch ganz vergnügt,

Och Wiebke, ich versuch gerade ganz verbissen das Thema mit ein bisschen Humor zu nehmen... Lass mir doch wenigstens das!

aber ich war damals zeitweilig echt nervös und die ganzen Fachbegriffe kamen mir schon aus den Ohren raus.

Das mit dem Heulen war auch nicht so weit hergeholt! Ich wünsche mir endlich mal jemanden Kompetenten, der sich meinen Hund ansieht und sagt: "Na schön, ich habe schon besser erzogene Hunde in diesem Alter gesehen, aber er ist in Ordnung! Alles ok!"
Du, sag mal, was hast du dieses Wochenende vor? ;-)

: Und natürlich hat mich der Widerspruch zwischen dem, was ich da so schön formuliert las, und dem, was dann bei mir manchmal so rauskam, auch zu knapsen gehabt.

Du drückst da wirklich das, was ich mir denke, punktgenau aus. Und dann kommt da noch dazu, dass ich wohl so ziemlich die einzige im Umkreis von Kilometern bin, die Hundeerziehung eben etwas anders sieht.
Unsere Bekannten haben sich einen Labbie gekauft, er ist jetzt 7 Monate alt. Mit 8 Monaten wird/ist die Grunderziehung abgeschlossen. Über ihre Ansichten von Erziehung will ich jetzt allerdings nicht weiter reden...

: Aber die Hundebücher mal ein oder zwei Wochen Hundebücher sein zu lassen, tut gut und verschafft einen klareren Blick

Muss gerade drei Bücher für die Schule "ausarbeiten"... Das Thema Hundebuch ist im Moment also ohnehin passé.

(vor allem dafür, was man selbst eigentlich will).

das weiß ich schon längst: das mein Hund einfach ein ganz normaler Hund ist/wird. Mehr will ich ja gar nicht. Und ich versuche gerade mein Bestes dazu beizutragen...

: Jetzt hab ich gerade ein bisschen Ärger mit meinem jungen Mann und muß mich wieder mal intensiver drum kümmern (heißt auch: hier Fragen loswerden).

Na dann wünsch ich euch mal viel Glück!

: Ich drück dir jedenfalls die Daumen, daß du Theorie und Praxis gut unter einen Hut bekommst.

Danke! Ist wirklich sehr ermutigend, dass es anderen auch so gegangen ist!

viele liebe Grüße

Melli und Sammy (der keine Ahnung von all dem Aufhebens rund um seine Wenigkeit hat)

28. März 2002 22:08

hi

bücher sind nicht alles. mal was (nach-)lesen schadet sicher nicht und so manche gute information findet sich auf gedrucktem.
trotzdem - gesunder menschenverstand und intuition sind 1000fach mehr wert als alle bücher.
wenn man dies beherzigt und den rest nicht so verbissen sieht dann klappts auch mit dem hund.
der hund weiss nämlich nicht, dass du grade gelesen hast da wäre ein dominanzproblem und er dürfe jetzt nicht aufs sofa. und wüsste er es wärs ihm egal :-)

frohe ostern

robert

28. März 2002 22:28

Hallo!

: bücher sind nicht alles.

Das habe ich spätestens zu dem Zeitpunkt gemerkt, als Zimen die These Konrad's über Aureus-blütige Hunde ausführlichst (so ca. 30-40 Seiten schätze ich mal) widerlegt hat. Das war zwar sehr nebensächlich, hat mich aber ziemlich aus der Bahn geworfen...

: trotzdem - gesunder menschenverstand und intuition sind 1000fach mehr wert als alle bücher.

Danke! Sowas zu hören tut gut!

: wenn man dies beherzigt und den rest nicht so verbissen sieht dann klappts auch mit dem hund.

Ich denke das sieht Sammy genau so! *schmunzel*

: der hund weiss nämlich nicht, dass du grade gelesen hast da wäre ein dominanzproblem und er dürfe jetzt nicht aufs sofa.

das mit dem Sofa haben wir schon lange durch! Die Themen "mein Sofa", "mein Fressen" und "MEINE Bücher" haben wir zum Glück schon erledigt... Und wenn ich's mir recht überlege tut Sammy ja ohnehin alles um mir zu zeigen, wer der Chef im Hause ist: nämlich ich.

und wüsste er es wärs ihm egal :-)

Mensch, du kannst einem richtig Mut machen! Bin schon viel optimistischer!

Nochmal vielen Dank und ich wünsche dir auch frohe Ostern

liebe Grüße

Melli und Sammy

29. März 2002 07:16

Hi Melli

ich verstehe dich nur zu gut. Es ging mir genau gleich. Ich war so verwirrt, habe auch immer wieder was neues ausprobiert, obwohl ich wusste, dass man das eigentlich nicht sollte. Und war verzweifelt, weil es nicht funktionierte. Habe dann auch "erfahrenen Hundesportlern" geglaubt und Dinge gemacht, die ich eigentlich nicht wollte. Was macht man nicht alles, wenn man nicht mehr weiter weiss... :-( Aber ich habe mich dann aufgerafft und durchgerungen meinen Verstand einzuschalten und mich gefragt: "Was will ich eigentlich?" Ich will Hundesport machen. Aber ich bin ehrgeizig. Und dazu gehört nicht nur, dass der Hund die Sachen präzise und schnell ausführt, sondern dass es auch noch schön aussieht. Und das tut es, wenn er Freude und Ausstrahlung hat. Und das erreicht man nun einfach nicht über jede beliebige Methode. Und darum habe ich mich für's Clickern bzw. die Grundeinstellung dahinter entschieden. Ich weiss nun, was ich will und was ich nicht will. Das heisst nicht, dass ich es jetzt plötzlich perfekt durchziehen kann. Aber ich habe tolle Hunde, welche mir auch mal Fehler verzeihen. Du musst eben selber auch das Wissen zuerst internalisieren. Das ist schwierig und braucht Zeit. Zeit, die man manchmal glaubt nicht zu haben. Aber es ist halt so, es geht nicht von heute auf morgen. Kopf hoch es wird schon werden. Viele Dinge, Beobachtungen, Haltungen werden natürlich und man braucht nicht mehr jedesmal darüber zu studieren, was jetzt los ist, sondern kann dann einfach handeln.

Gruss
jenny