... nach diesem Motto scheint Sammy zu leben. Ich möchte euch vorerst eine kurze Anekdote aus unserem allmorgendlichen Tagesablauf erzählen und euch dann um Rat bei meiner nicht gerade ermutigenden Erkenntis bitten.
Der Wecker klingelt, es ist exakt 02.15. In Gedanken kämpfe ich mich schon mühsam aus dem Bett, da trifft mich der völlig entgeisterte Blick von Sammy: "Nicht SCHON wieder!". Murrend und grummelnd springt er vom Bett und rollt sich am Teppich, in der entferntesten Ecke zusammen. Mit dem Rücken zu mir, versteht sich. Bis ich draußen bin bei der Tür, bleibt er auch dort liegen und würdigt mich keines Blickes mehr.
Heute sperre ich beim Heimkommen die Tür auf, kein Sammy weit und breit. Keine verschlafene aber doch obligatorische Begrüßung, nichts. Ich schau in die Küche, ins Bad und letztendlich ins Bett. Wer liegt schlafend halb unter der Bettdecke und zuckt nicht mal mit der Wimper? Natürlich. Sammy! In dem Moment wacht er auf, der Kopf schießt hoch, beide Ohren schlackern orientierungslos nach links und sobald er mich erkennt, geht das Hinterteil in die Höhe damit er ordentlich wedeln kann.
Ich begrüße den ziemlich geknickten Sammy und kann ihn weitestgehend beruhigen. Jeder vernachlässigt seine Pflichten mal...
Dann nehme ich die Leine und das Geschirr in die Hand, drehe mich zu dem mittlerweile am Bett stehenden Sammy um und was macht der gute Hund? Er fällt wie vom Blitz getroffen um und bleibt mit beinahe völlig geschlossenen Augen auf der Seite liegen. Kein Rührer mehr. Sieht man ganz genau hin, merkt man, dass er mich aus den Augenwinkeln allerdings genau fixiert.
Ich muss ob so viel Einfallsreichtum natürlich lachen und Sammy – immer noch wie tot daliegend – verrät sich, da er seinerseits mit dem Schwanz wedelt...
Auch mein freudiges "Komm! Gemma Gassi!" bringt ihn nicht auf die Beine. Sammy liegt und "schläft". Nochmals: "He! Gemma Gassi!". Nichts. Zu guter letzt musste ich den Hund auf alle Viere hieven, ihn in das Geschirr stecken und praktisch zur Türe hinausbugsieren...
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Soweit zur Intelligenzleistung und dem Einfallsreichtum eines verschlafenen Hundes der nicht raus will.
Aber was mich dann letztendlich noch längere Zeit beschäftigt hat: die Tatsache, dass ihn die Phrase "Gemma Gassi" völlig kalt ließ.
Dieses "Gemma Gassi" ist seit wir ihn bekommen haben täglich 4 mal praktiziert worden und äußerst lustbetont, d.h. normalerweise freut er sich ein Bein aus und rennt nicht selten gegen die Türstöcke vor lauter Gaudi und mich begeistert angucken. Dieses "Gemma Gassi" könnte man vielleicht sogar als eine Art Befehl auslegen, zumindest aber als Einleitung für immer dieselbe Handlung. Er kennt das Ganze seit 15 Monaten, es ist gut gefestigt und wie gesagt eine seiner Lieblingsphrasen.
Wenn ich jetzt aber an seine Reaktion heute morgen denke, frage ich mich, was ich von all dem Aufwand, einen Befehl für den Hund attraktiv zu gestalten, halten soll.
Gerade zB beim "Hier". Der Hund lernt: dieses Wort heißt "Frauchen bietet mir etwas gaaanz tolles wenn ich zu ihr komme, also rentiert sich das auch" und irgendwann wird dieser Gehorsam dann zur Gewohnheit. "Hier=Kommen" und basta. Der Hund denkt gar nicht mehr viel drüber nach und kommt.
Wenn ich das jetzt aber mit dem "Gemma Gassi" vergleiche, das seit so langer Zeit täglich regelmäßig praktiziert wird, immer konsequent durchgesetzt wurde (ich traue mich zu sagen, dass er wirklich nach JEDEM "Gemma Gassi" auch wirklich Gassi ging) und für Sammy wirklich sehr lustbetont ist, frage ich mich, ob das bei ihm vielleicht wirklich nicht klappt. Zumindest in der Hinsicht nicht, als dass Sammy trotz allem Üben, vielen Praktizieren und jeder Routine scharf darüber nachdenkt ob denn dieser Befehl TATSÄCHLICH seinen Wünschen und Bedürfnissen entspricht und dann gemäß der Einschätzung der Lage auch darauf reagiert oder besser gesagt nicht reagiert. Er wendet ja sogar Tricks an, um diesen bevorstehenden Befehl – zwar charmant aber doch – zu umgehen. Er verknüpft also auch das "Leine in die Hand nehmen" mit dem aufkommenden befehle "gemma gassi" (wird auch umgekehrt praktiziert).
Das ist zwar wirklich eine ganz schöne Intelligenzleistung, ist aber bei Gott nicht in meinem Sinne.
Ich weiss nämlich genau, dass Sammy bei der Wahl zwischen "zum anderen Hund laufen" und "zu mir kommen" sich niemals für zweiteres entscheiden wird, nur weil er dann bei mir etwas ach so tolles bekommt. Es gibt nix tolleres als den anderen Hund, wird es wohl nie geben. Soweit denkt er nämlich IMMER in dieser Situation und entscheidet sich auch dann seinen Bedürfnissen entsprechend. Ich habe darauf gebaut, dass das Befolgen des "Hier" oder eine Pfiffes (an dem wir gerade in höchster trieblage arbeiten) allerdings dermaßen zur Gewohnheit wird wenn man es mit äußerster Konsequenz durchsetzt, dass er praktisch nicht anders KANN, als zu mir zu kommen. Dass der Befehl dermaßen verankert ist, dass er gar nicht darüber nachdenkt ob er kommen soll oder nicht.
Das "Gemma Gassi" hat mich heute wirklich sehr verunsichert – oder kann ein Hund zwischen einer "eine Handlung einleitende Phrase" und einem "Befehl" unterscheiden? Selbst wenn er das kann: welchen Unterschied macht das? Und wie viel Sinn hat es den Befehl mit allen Mitteln abzusichern, durchzusetzen und zu etablieren wenn er dann je nach Gutdünken nicht darauf reagiert? Das Gemma Gassi wurde wie gesagt IMMER umgehend durchgesetzt...
grübelnde Grüße
Melli und Sammy
PS: ist mal wieder länger geworden... sorry ;-)