Es ist ganz verständlich, dass Du Dich derzeit nicht gut fühlst.
Sicher bildet ein Hund eine Verpflichtung - und in manchem Fall bringt das vielleicht auch die Verpflichtung mit sich, ihm einen geeigneteren Platz auszuwählen, wenn sich die Situation verändert.
Vielleicht können Dir folgende Bemerkungen etwas helfen, Euch diese sicher mit beste Absichten verantwortungsbewußt getroffene Entscheidung, die dann doch noch so tragisch ausging, obwohl ihr bereits versucht habt, nachträglich noch zu retten, was noch zu retten war, zu vergeben:
a) in die Zukunft zu schauen ist uns Menschen eben leider nicht gegeben. 'Zukunftsträchtige Entscheidungen' kann man deshalb immer nur nach seinem momentanen Wissenstand nach bestem Wissen und Gewissen treffen - was dann geschieht... nachher ist jeder klüger. Und mit dem, was schließendlich geschehen ist, muss jeder einzelne in dieser Weitergabekette leben.
b) Für jeden, der sich einen Hund nimmt: was sagt der Partner wirklich dazu? Habe ich mir das wirklich gut überlegt? Die Tierheime sind voll mit Hunden, wo dass vielleicht nicht in vollem Umfang der Fall war - und ob das Leben als 'schwer zu vermittelnder' hinter Gittern in jedem Fall ein so schönes ist?
c)so eben mal 'austrainieren' lässt sich keine Kinder-Ängstlichkeit oder Abneigung - nicht so zumeist, dass man sich darauf dann verlassen möchte. In den ersten Monaten mit Baby geht es ja noch, wenn man es hundepsychologisch optimal angeht, nur was wird, wenn das Kind zu krabbeln anfängt, auch einmal nach dem in die enge getriebenen Hund greift. Und ob Trainer und Training dann wirklich so toll waren - in diesem Fall 'hinterher klüger zu sein' kann ja auch für Hund und Kind ganz schön daneben gehen.
d) Ohnehin wird man auch den normalsten Hund mit einem noch so lieben Kind nie zusammen allein lassen - auch nicht beim Hund 'mit Kinderfreundlichkeits-Gen' und guter Sozialisierung auf Kinder. Auch nicht beim liebsten, Hunde von der Geburt an gewöhnten Kind. (Eigentlich)
Aber irgendwann bleibt doch irgendwo einmal die Tür offen, wenn gerade das Telefon klingelt - und da wäre es eben doch gut, wenn der Hund dann gegenüber Kindern eine sehr gute Frustrationstoleranz hätte...(und das Kind gegen Hunde, aber das könnte man ja noch rechtzeitig 'schulen').
Die heutige Wohnsituation ähnelt kaum mehr ländlichen Verhältnissen, wo mehr Aufsichtspersonen ganztägig in der Nähe beschäftig waren und wo der Zugang ins Freie manchem Gestressten die Flucht nach außen ermöglichte, ohne dort gleich unter einem Auto zu landen.
e) allen Züchtern ins Stammbuch: man weis nie vorher, wie sich eine familiäre Situation entwickeln mag: rechtzeitige Sozialisierung jedes Hundes auf Kinder möglichst verschiedenen Alters ist für die Zukunft praktisch jeden Hundes essentiell. Und wenn der neue Besitzer das dann noch mit einiger Regelmässigkeit überlegt weiterführt, hat so ein Hund später einfach bessere Chancen im Leben.
f) Und noch etwas: Nach einer Geburt sieht man aus hormonellen Gründen manches besonders schwarz - nicht als ob man sich in so einem Fall nicht ohnehin Vorwürfe machte, aber das 'schwarze Loch' hätte dir jetzt gerade auch ohne tragischen äußeren Anlaß zustossen können.
Alles Liebe für Euch und Euern neuen Zweibeiner!
Wiebke
www.hunde-erziehung.at