Hi all,
wie wär es mit der Theorie:
gut sozialisierte, adulte Hunde machen sich in Blitzesschnelle bei Begegnungen durch wenige Blicke und Körpersprach-Signale aus, wo für jeden die Prioritäten liegen, wer welche Ressourcen verteidigt an dieser Stelle, wie wichtig sie ihm sind, ob er dafür eine Gefährdung der Hauptressource (eigene körperliche Unversehrtheit) in Kauf nimmt und wie er die Chancen (diesbezüglichen Interessen und Stärken) beim Gegenüber einschätzt.
So sehen wir glücklicherweise wenig für uns bemerkbare Konflikte: mit dem Hauptinteresse, selbst mit heilem Fell davonzukommen, wird alles schon im Vorfeld geklärt.
Wie hier ja schon mehrfach erwähnt: wenn man ein paar flotte Spielchen miteinander gemacht hat, kann man sein Gegenüber dann schon umso exakter einschätzen. 'Play on Your strength' las ich letztens in einem neueren Managementbuch: 'what else is new' meinte Apricot dazu - deren Stärke bei Begegnungen vor allem die ist, dass sie unter Dingen durchpasst, wo andere hängen bleiben... ;-), wenn man nur 7kg hat, ist das eine wichtige Stärke!
Rangordnung ist in solchen Fällen (Strassenbegegnungen) wie so vieles im Hundeleben - wohl oft situationsbezogen: Martins Beispiel für 'Rang' in Bezug zum eigenen Territorium finde ich deshalb durchaus typisch - vergleichbar mit dem: wer braucht Deinen blöden Ball - und: wehe Du nimmst mein Sofa/meinen Wurstzipf... wo eben jeweils die Prioritäten vom einen - und vom anderen - liegen! Und der Kernbereich jedes Reviers ist ja doch recht wichtig - schön, wenn er sich bei zwei gleichstarken Herren nicht überschneidet... da fällt Diplomatisches Vorgehen doch gleich viel leichter!
Lebt man im gemeinsamen Haushalt, wird das meist für jede gemeinsam erlebte Situation ganz klar ausgemacht: so im Nahbereich ist ja vieles viel wichtiger (Siehe Alex' anschaulicher Bericht von der Ressource 'Schlafzimmer liegen' des Gathundes) - von Zufallsbekanntschaften kann man ja im Allgemeinen deutlich mehr akzeptieren, als von Leuten, die man dann 'mit heim nehmen muss' - oder?
Im Interesse des Friedens und der Energieersparniss laufen solche Abmachungen m.M. nach unter Hunden zumeist unmerklich friedlich ab - bis sich Stärken oder Prioritäten beim einen ändern und der andere das nicht so rasch akzeptiert - oder bis die Hündin läufig wird...
Liebe Grüsse
Wiebke
P.S. 'Eifersucht' nennt der Ethologe 'Ressourcenkontrolle' - so wie Futternapf verteidigen... wer hier meint, keine Ressource für seinen Hund zu sein: kurze Frage - fütterst Du ihn nicht, streichelst ihn nicht, bietest ihm keinen begehrten Sozialkontakt, hast kein Sofa daheim, keinen Ball und kein Gutsi in der Tasche? Na dann...
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