Hallo Kristina,
: Was machst du, wenn du einen Kuchen an den Tischrand stellst und dein Junghund frisst ihn runter?
: Wohl beim ersten Mal mit einem kräftigen NEIN dazwischenfahren. ODER??
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: WEnn das nichts nutzt, würde bei mir mit Wasser bespritzt werden.
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: ABER das sind laut euch alles ja schon Strafmethoden.
: Wie aber ohne all dem auskommen????
Das was bei Strafe so oft zu Problemen führt, könnte man vielleicht so ausdtrücken:
Durch Strafe, im Sinne von unangenehmen Einwirkungen lernt der Hund eines:
Daß von bestimmten Handlungsweisen, Situationen, Dingen uder auch Menschen Gefahr ausgeht.
Das Problem dabei ist, daß ALLES, was im Moment der Strafe anwesend ist in diese negative Empfindung/Gefahr vom Hund mit einbezogen und verknüpf werden kann, man kann nie genau abschätzen was der Hund nun genau verknüpft.
Zu Deinem Beispiel mit dem Kuchen.
- In die Situation spielen hinein mindestens:
1. Der Kuchen auf dem Tisch
2. Deine Anwesenheit
Im Idealfall wird der Hund also lernen:
Kuchen vom Tisch fressen in Deiner Anwesenheit ist gefährlich, er wird also in Deiner Anwesenheit keinen Kuchen mehr vom Tisch fressen.
Soweit so gut, das Risiko, daß der Hund Dein Handeln aber dennoch nicht wirklich nachvollziehen kann, Deine "Aggression" in erster Linie mit Deiner Person verknüft besteht natürlich weiter, und kann im schlimmsten Fall Dein Vertrauen zu Dir schädigen.
Außerdem wird er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weiter Kuchen vom Tisch fressen wenn Du nicht dabei bist, weil eben ein Faktor um diese Handlungsweise "gefährlich" zu machen, nämlich DU fehlt.
In seltenen Fällen kann eine Strafe sinnvoll sein, wenn Du so viele Faktoren die zu einer Fehlverknüpfung führen können ausschließt.
Ich habe zum Beispiel einmal bei meinem Hund bewußt additive Strafe eingesetzt:
Er hatte die Vorliebe entwickelt den Mülleimer zu plündern.
Ich habe also das Dig Präpariert. Ich habe an den Rand des Mülleimers in sehr labiler Aufhängung, mit klappertnden Nägeln gefüllte Blechdosen gehängt, so daß sie von außen nicht sichtbar waren und habe in den Mülleimer (fies) ein großes Stück Schinken gelegt.
Dann habe ich die Küche verlassen.
Als mein Hund an den Eimer ging fielen die Dosen runter, der Hund kriegte einen riesen Schreck und meidet seither den Mülleimer auch wenn er noch so lecker riecht.
Der Grund, warum ich mich in diesem Fall zur Strafe "durchgerungen" habe war, daß ich ziemlich viele Unsicherheitsfaktoren ausschließen konnte.
- Die Strafe wurde quasi "vom Mülleimer selber ausgeführt", ich war dabei nicht anwesend, die Gefahr, daß es das ganze mit mir Verknüpft war also minimal.
- Ich konnte mich drauf verlassen, daß die Dosen genau dann fallen wenn man am Eimer manipuliert, damit war ein perfektes Timing gegeben.
- Da mein Hund laute Rasselgeräusche schrecklich findet, konnte ich mich drauf verlassen, daß die Strafe heftig genug ist um die unerwünschte handlung zuverlässig und dauerhaft zu unterbinden.
Das dauerhaft ist besonders wichtig, da eine Strafe nur dann wirksam ist, wenn sie IMMER eintritt wenn das unerwünschte Verhalten gezeigt wird. Mein Hund hat sich seither nicht wieder an den Eimer gewagt, würde er es tun und es wären dann - logischerweise - keine Dosen da, wäre der Effekt der Strafe ziemlich sicher komplett "im Eimer".
Daß ALLE oben genannten Bedingungen erfüllt sein müssen um eine Strafe wirksam zu machen ohne größere psychische schäden zu verursachen ist eben der Grund, warum Strafe so selten sinnvoll ist, an der Erfüllung von zumindest EINER der Bedingungen scheitert es eben fast immer.
Viele Grüße, Marina.