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Secondhand Hunde - erzählt mal von Euren Erfahrungen

geschrieben von Anila 
Secondhand Hunde - erzählt mal von Euren Erfahrungen
05. November 2009 23:52
Hallo,

mich würde mal interessieren, welche Macken oder Probleme Eure Secondhand-Hunde mitgebracht hatten, als Ihr sie bekommen habt? Oder hatten sie gar keine? Wie lange habt Ihr arbeiten müssen, bis Ihr dann ein tolles Team wart? Welche Macken haben sich auch nie wieder gerade biegen lassen? Würdet Ihr wieder einen Gebrauchthund nehmen?

Durian ist ein Thirdhand-Hund, ich bin also die dritte Besitzerin, aber meine Vorbesitzerin und noch eine Tierärztin, bei der er mal mehrere Monate lang zur "Erziehungskur" war, haben mir diesen Rohdiamanten schon reichlich vorgeschliffen. Wenn ich so höre, wie Durian mal war, kann ich es kaum glauben:

Er hatte Stereotypien entwickelt und sich blutig geleckt, er hat Gegenstände stereotyp abgeleckt, er hatte alles zerstört, was er zwischen die Zähne bekam, wenn er alleine war, er hat keine richtige Bindung zu Menschen aufgebaut, er hatte anhaltend gebellt, wenn er alleine war, er ist auf jeden Hund losgegangen, den er gesehen hat.

Als ich ihn bekam, war er schon ein sehr gut erzogener Hund, konnte alleine sein, hatte keine Stereotypien mehr, und zu mir hat er sehr schnell eine sehr tiefe Bindung aufgebaut. Anderen Hunden gegenüber reagiert er aber je nach Situation immer noch mit Drohen und er ist ein eher unsicherer Hund geblieben, er bellt wenig.

Für mich ist er DER Traumhund schlechthin. Ich glaube aber, dass ich ihn nicht so toll hinbekommen hätte, wenn ich ihn damals bekommen hätte. Dazu habe ich dann als Ersthundehalter einfach zuwenig Erfahrung.

Aber das Thema beschäftigt mich. Viele Anlagen sind aber auch genetisch bedingt: Ängstlichkeit, Geräuschempfindlichkeit, Bellverhalten, usw.. von daher frage ich mich: Kann man eigentlich einschätzen, wieviel man von einem für uns Menschen unerwünschten Verhalten wegtherapieren kann und welche Eigenarten wohl bleiben werden?

Viele Grüße
Anila

22. November 2009 14:49
Das ist eine sehr gute Frage...
Vor allem ist die Unterscheidung zwischen Anlage und Umwelt zum Teil fast nicht möglich, da sie so abhängig voneinander sind. Ein Dozent hat uns hierzu mal eine interessante Frage gestellt: Was macht eigentlich das Brot zum Brot? Der Teig oder der Ofen? Ich finde, das trifft es eigentlich ziemlich gut und denke, das man dies auch auf die Marotten, das Verhalten unserer Hunde beziehen kann.
Luna zum Beispiel habe ich als zum Teil ziemlich eingeschüchterten Junghund übernommen. Sie hat sich prächtig entwickelt und viele ängstliche Marotten (Wasser, große, dunkel gekleidete Männer) fast ganz abgelegt.
Aber: Sie wird immer tendenziell ein freundlicher aber eher defensiver/leicht ängstlicher Hund bleiben. Allerdings ist es gerade bei "Secondhand"Hunden schwer zu sagen, was auf die Erfahrung und was eher auf die Veranlagung zurückzuführen ist.
Viele liebe Grüße!

22. November 2009 17:58
Hallo !
Wir hatten noch nie was anderes als Secondhand-Hunde, und ich möcht auch nichts anderes.
Für einen Welpen bin ich schlicht zu faul. Ich hab keine Lust, dauernd hinter einem Hundekind herzusein, es von allem Blödsinn abzuhalten und seiner Mini-Blase wegen alle 2 Stunden rauszugehen.....Ich brauche auch den Zahnwechsel nicht.....und Pubertät halt ich für ein Gerücht ! (jaja, ich weiss, es soll sie tatsächlich geben.... nur meine 2 hatten sie halt nicht, und die dritte kam erst nach der Pubertät zu uns)
Ein Secondhand-Hund ist meist schon aus dem Kleinkind-Alter raus.
Gerade Hunde, die aus dem Tierhheim kommen sind oft von sich aus "stubenrein" im Sinne dass sie dort schon gelernt haben, sich nicht im Innenbereich des Zwingers zu lösen.
Dies auf Wohnung /Haus zu übertragen ist mir immer sofort gelungen.
Was die "Erfahrungen" betrifft, die ein solcher Secondhand-Hund schon gemacht hat, wie z.B. Misshandlungen und daraus folgende Ängste und/oder sonstiges "Fehlverhalten" , so kommt es halt darauf an, wie ich damit umgehe:
Ich schau mir die Situation an, und suche eine Lösung. Wenn es gar keine Lösung gibt, so muss ich halt damit leben lernen.
Weil: Ich habe den Hund ausgesucht, und nicht er mich !
Ich ärgere mich immer sehr, wenn ich Secondhand-Hunde-Halter höre, die jede Unart, jedes abweichende Verhalten damit entschuldigen, dass der Hund halt einer mit Vergangenheit sei, eben ein "armer Hund".
Bei mir ist das Zeitalter "armer Hund " in dem Moment beendet, in dem es über meine Schwelle tritt.
Und dafür bin ich bereit einiges zu tun !
Und ich bin in der glücklichen Lage, in einem ländlichen und ruhigen Umfeld zu leben, was gerade in den ersten Tagen den Hunden doch sehr viel Stress erspart hat.
Würde ich anderswo leben, hätte ich ev. einen Hund vom Züchter oder gar keinen.
LG Morchel

22. November 2009 22:29
Hallo Morchel und Ghizmo,

Quote Morchel:
Ich ärgere mich immer sehr, wenn ich Secondhand-Hunde-Halter höre, die jede Unart, jedes abweichende Verhalten damit entschuldigen, dass der Hund halt einer mit Vergangenheit sei, eben ein "armer Hund".

ich denke, dass es in vielerlei Hinsicht wichtig ist, nicht aus Mitleid mit dem Secondhand-Hund ihm alles durchgehen zu lassen. Das passiert wohl in der Tat gar nicht so selten.

@Ghizmo: Die Frage, was lässt sich erziehungstechnisch aus dem angeborenen Verhalten machen, ist wirklich sehr, sehr spannend - und letztlich unlösbar.

Viele Grüße
Anila

23. November 2009 04:50
Hallöchen,

Also Mille ist ja nun auch nen Second Hand Hund und ich muss zugeben, bis auf ein paar schlechte Angewohnheiten ( betteln ect ) kann ich echt nicht klagen.
Sicher ich gebe zu das es viele Hunde gibt die wirklich folgen davon tragen, evt sogar je länger sie im Tierheim verbracht haben ehe sie in eine neue Familie kamen oder wenn es ihnen nicht so gut ergangen ist, dennoch würde auch ich immer wieder zu einem "gebrauchten" tendieren - 1. Aus den schon erwähnten Gründen mit Sauberkeit und erziehung ect aber auch weil ich der Meinung bin bei einem Welpen ( so niedlich sie auch sind ) noch kein Wesen, keine Neigungen zu sehen. Bei einem größéren Hund ist es schon eher zu sehen wie er reagiert, wie er sich verhällt

LG Franzi