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Antwort an Michaela zum Thema Hundeangst

geschrieben von Burkhard Redeker(YCH) 
Antwort an Michaela zum Thema Hundeangst
12. Oktober 1998 10:26

Hallo Michaela,

es gibt in dieser Diskussion (war Thema Kampfhunde) ein grundsätzliches
Ungleichgwicht.
Für Dich geht es um die (z. T. vieleicht berechtigten) Ängste von Menschen
gegenüber sog. "Kampfhunden".
Für viele Besitzer (- klingt irgenwie doof) dieser Hunderassen geht es
aber in der Perspektive einer völlig überhitzten, hysterischen Diskussion
in der Öffentlichkeit um die "französische Lösung", will heißen Haltungs-
verbot, Ausmerzung von sog. Kampfhunderassen (Zuchtverbot) und Stichtags-
regelungen zur Abgabe von Hunden bestimmter Rassen.
In Frankreich wurden meines Wissens alle eingezogenen "Kampfhunde" die nicht
ins Ausland vermittelt werden konnten nach 3 Monaten Aufenthalt im Tierheim
"abgespritzt".
Soweit sind wir zumindestens in Deutschland noch nicht, aber eine gewisse
Tendenz zu solchen Lösungen lässt sich wohl nicht leugnen.
Ich will Dir gewiss nicht eine solche Einstellung unterstellen, bitte nicht
falsch verstehen. Aber für mich als Halter eines Bulli's ist diese Diskussion
mindestens!!! genauso emotionell besetzt, denn sorry, es geht da um ein
bisschen mehr als um meine Ängste.

Ciao Burkhard

12. Oktober 1998 11:55

Hallo Burkhard,

ich weiss schon, dass die Diskussion sich schnell in Richtung Hysterie entwickelt. Doch ich denke, dass es vielen Menschen leichter gemacht wuerde, ihre (vielleicht auch oftmals unrationale) Angst zu ueberwinden, wenn man ihnen die Chance gibt, ein Lebewesen zu verstehen. Resultieren die Vorurteile und Aengste bezueglich Bullterriern nicht daraus, dass viele Menschen deren Verhalten mit ihren eigenen oder ihnen bekannten Hunden vergleichen und die Unterschiede dann verunsichern. Ueberall wird diese Thematik emotionell besetzt und ich versuche eben diese Ebene der Emotionalitaet zu verlassen und dies wuerde mir am besten dadurch gelingen, wenn ich das Gefuehl habe, zu wissen, was die Reaktion des Bullis mir gegenueber bedeutet. Leider ist mir der Dialog noch nicht gelungen. Burkhard, ich wuerde Dir gerne zwei Fragen stellen und wuerd emich freuen, wenn Du darauf antwortest. Warum hast Du Dich fuer den Bullterrier entscheiden ? Welche Eigenschaften zogen Dich an ihm so an ? Meinst Du nicht, dass Bullterrier teilweise anders reagieren, bzw. auffordern, als die meisten Hunde?

Servus,

Michaela

12. Oktober 1998 13:20

Hallo Michaela,

:ich wuerde Dir gerne zwei Fragen stellen und wuerd mich freuen, wenn
grinning smileyu darauf antwortest.

:Warum hast Du Dich fuer den Bullterrier entscheiden?

a.) Ein gewisser Hang zur Extravaganz (muss ich selbstkritisch zugeben)
b.) Sein Ruf als Outlaw/Außenseiter, ich habe mir vor ca. 14 Jahren, nachdem
ich eine Bulli-Dame kennengelernt habe, diese Rasse genau angesehen,
mir Literatur besorgt und schließlich beschlossen, so einem Tier eine
Chance zu geben. War auch so ein bischen Gerechtigkeitsempfinden dabei,
gerade die sog. "Kampfhunderassen" wurden/werden vom Menschen sehr in-
tensiv ausgebeutet (wusstest Du, das Hunde dieser Rasse im 1. Weltkrieg
als Mienenspürhunde eingesetzt wurden..., nein nicht zum suchen von
Sprengkörpern, sondern zum auslösen derselben?). Ich wollte einfach mal
das Gegenteil davon machen.

:Welche Eigenschaften zogen Dich an ihm so an?

a.) Seine physische presenz, sein kraftvolles und extravagantes Aussehen.
b.) Seine unendliche Gedult beim Spiel z. B. Kindern gegenüber (wahrschein-
lich bedingt durch eine angezüchtete relative Schmerzunempfindlichkeit).
c.) Seine perfekte Stadttauglichkeit, ein Bullterrier kann sehr träge sein
und hällt es notfalls gut alleine aus (muß wohl das Erbe des "english
Bulldogs" sein).
d.) siehe oben.
dd.) Was zog mich nie am Bullterreier an?
Der Kampfhundemythos, ich spiele selber in der 100 Kilo Liga (so-
zusagen ;-) und habe noch nie eine Waffe auf vier Beinen benötigt.

:Meinst Du nicht, dass Bullterrier teilweise anders reagieren, bzw.
:auffordern, als die meisten Hunde?

a.) Das ist typischerweise dann der Fall, wenn so ein Bullterrier im Welpen-
und Junghundealter nicht vernünftig sozialisiert wird (z. B. keinen
Kontakt zu anderen Hunden hatte).
Sicher ist auch, daß neurotische Halter ihre gestörten Vorstellungen
in ihre Hund projezieren. Da Bullis alles immer sehr gründlich machen,
sind solche Hunde dann auch gründlichst gestört.
b.) Man darf nicht vergessen, daß sich physisch starke Hunde gegenüber
schwächeren Artgenossen (z. B. in einer Welpenspielgruppe) sehr leicht
dominat sozialisieren. Bullis sind physisch sehr stark, da muss man
ggf. schon ein Auge drauf haben und notfalls bremsen. Das gilt aber
für aller kräftige Hunderassen.
c.) Vernünftig sozialisierte Bullis (eine Voraussetzung dafür ist ein ver-
nünftig sozialisierter Halter) reagieren absolut genauso, wie jeder
andere Hund auch.

Kleine Anekdote am Rande, die meisten Betrachter sind vor lachen fast in
Ohnmacht gefallen, als sie gesehen haben, wie mein alter (leider verstorbener)
Bulli seine Artgenossen zum Spielen aufgefordert hat. Dabei hat er sich
mit den Vorderpfoten auf den Boden geworfen und mit der Rute auf und ab,
von rechts nach links und zuguterletzt im Kreis gewedelt, bis man glaubte
er hebt ab.

Tut mir leid, daß Du bisher immer Pech hattest bei der Begegnung mit Bull-
terriern, wird Zeit das das mal anders wird. Die in Östereich geltende
Leinen- und Maulkorbpflicht (helf mir wenn ich irre) für "gefährliche"
Hunde vereinfacht allerdings eine normale sozialisation der Hunde nicht
eben.

Hoffentlich hilft Dir das ein wenig weiter!

Ciao Burkhard

14. Oktober 1998 09:50

Hallo Burkhard,

danke fuer Deine Antworten. Die von Dir angesprochene Leinen- und Maulkorbpflicht fuer "gefaehrliche" Hunde wurde bereits wieder aufgehoben. Ich halte dies auch nicht fuer sinnvoll. Leider hat sich die Diskussion noch immer nicht von der Ebene, die ich beschrieben habe, wegentwickelt. Es gibt immer zwei starre Fronten und keinen Mittelweg, der sich abzeichnet. Ich meine dies generell in Bezug auf die Diskussion ueber Kampfhunde, ich fand es aber interessant mit Dir zu diskutieren. Mir ist an mir selber aufgefallen, dass meine Vorsicht auch sehr stark durch einzelne Halter von Bullterriern gefoerdert wird. Jetzt meine ich natuerlich nicht Dich, sondern Leute die mir waehrend meiner Ausfluege begegnen. Ich muss Julia zustimmen, viele Menschen moegen das Image eines Hundes und darum moegen auch viele ungeeignete Hundehalter einen Bullterrier, die ihn als eine Art Aufwertung fuer ihr Selbstwertgefuehl betgrachten und sich gerne "gefaehrlich" sehen.

Servus, Michaela

14. Oktober 1998 09:59

Hallo Michaela,

:Ich muss Julia zustimmen, viele Menschen moegen das Image eines Hundes
:und darum moegen auch viele ungeeignete Hundehalter einen Bullterrier,
:die ihn als eine Art Aufwertung fuer ihr Selbstwertgefuehl betgrachten
:und sich gerne "gefaehrlich" sehen.

da ist es eben, daß soziologische Problem. Verbiete den Bullterrier als
seelische Krücke für solche Leute und Du kannst sicher sein, 75 % von
diesen Kretins laufen nach 2 Wochem mit einer scharfen Schusswaffe rum.

Ciao Burkhard