: Hallo Antje,
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Eine "Katzenschwemme" hat es nie gegeben. Das Leben auf einem Bauernhof ist gefährlich, vor allem für junge Katzen. Die kommen unter die Kuh (dann sind sie platt), vor die Sau (dann werden sie gefressen), werden überfahren, einige sind auch Infektionskrankheiten zum Opfer gefallen usw. Aber waren sie erst einmal über ein bestimmtes Alter hinaus, dann sind sie sehr, sehr alt geworden, 17, 18, teilweis eüber 20 Jahre.
Bei uns sieht das leider anders aus und wenn ich in Relation setze, was in den letzten Jahren an Jungkatzen im Tierheim abgegeben wurde, dann nimmt die Zahl stetig zu....
Das mit den Infektionskrankheiten ist schon richtig: Aber findest Du es ok, daß die Tiere teilweise tagelang vor sich hinkrepieren??? Und nichts anderen ist ein Tod durch FIP, Leukose, Katzenseuche und Schnupfen... kein Mensch greift ein. Trotz allem bleiben immer welche übrig und aus 5 werden schnell 15 und noch mehr....irgendwann müssen sie dann weg und entweder greift der Bauer dann zu Hilfe zur Selbsthilfe oder sie werden im Tierheim abgegeben....
: Ich habe niemals erlebt, daß eine dieser Bauernkatzen Schwierigkeiten hatte, ihre Jungen zur Welt zu bringen oder danach gekränkelt bzw. gar gestorben ist.
Habe ich mehrmalig (habe über 2 Jahre in Oberfranken in meiner Freizeit Bauernhöfe besucht, Katzen beobachtet und NICHT eingegriffen in das freie Leben): Eine Katze hatte einen Gebärmuttervorfall nach der Geburt, der Bauer wollte aber keinen Tierarzt, die Katze und die 2 Tage alten Kitten sind gestorben (eingreifen konnte ich nicht, weil ich sonst nicht mehr hingekonnt hätten und das hätte sämtliche Beobachtungen zu nichte gemacht). Eine andere Katze konnte ihre Kitten nicht selbständig auspressen, der Bauer hat mir aber erlaubt sie auf meine Kosten zum TA zu bringen - Kaiserschnitt. Und davon gibt´snoch viele - nur bemerkt es keiner, wenn eine Katze fehlt, weil immer wieder welche fehlen (Überfahren, totgetrampelt etc.)
Vielmehr sind das so in etwa die einzigsten Haustiere, die ich kenne, die ihre natürlichen Triebe in vollem Zuge ausleben können. Wenn ich diese Katzen mit den Katzen einer Bekannten (engagietre Tierschützerin) vergleiche, die in einer 3 1/2 -Zimmer-Wohnung mit Balkon (mit Katzennetzen abgesichert) fünf Katzen hält, dann weiß ich allemal, welche Katzen glücklicher sind! Wenn man die Hofkatzen mal über Stunden beobachtet, ihren Tagesablauf, ihre einzelnen Charaktere, dagegen benehmen sich diese fettleibigen Wohnungskatzen, deren Lebensradius auf 50 qm reduziert ist, regelrecht stupide.
Meine Katzen sind auch größtenteils auf 180 qm Wohnung begrenzt und sind weder fett noch faul....und ich denke nicht, daß die Katze sagen würde: "Na gut, scheiße daß es Autos gibt und ich direkt an der Straße wohne, aber dann lasse ich mich mal eben überfahren, das ist wenigstens aufregend und nicht so langweilig wie in der Wohnung....
Und könnten die Tierheime Katzen nicht an nur Wohnungshaltung vermitteln, dann müßten ca. 25% der alljährlich im TH eingelieferten Katzen euthanasiert werden (ohne Gesundheitsschäden etc.), weil man sie einfach nicht alle nach draußen mit Freilauf vermitteln kann...
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: Auf vielen Höfen, die ich kenne, hat sich die Katzenzahl in den vergangenen Jahren erheblich reduziert, meist sind nur noch 2 bis 3 katrierte Kater vorhanden, geimpft wird heute i.d.R. auch, zumindest gegen Tollwut. Aber wenn ich jetzt sehe, wie sich in der Katzenhaltung alles von einem Extrem (hungernde Bauernhofkatzen) ins andere gewandelt hat (gelangweilte, fette Nur-Noch-Wohnungskatzen), da wüßte ich schon, was ich wählen würde, würde ich irgendwann als Katze auf diese Welt kommen...
Sicher würden die Tiere alle lieber draußen leben ohne Beschränkungen (bezieht sich dann aber AUCH AUF DEINE HUNDE), was nun mal nicht machbar ist, da sich der Mensch die Erde Untertan gemacht hat (wie es so schön haißt) und da für natürliches Leben kein Platz mehr ist....
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: Genau wie bei den Hunden wird auch hier maßlos übertrieben, gehen wir von einem Extrem zum anderen. Vor 20 Jahren wurden die Hunde nur mit Zwang ausgebildet, daß sie nicht freuding gingen war völlig egal. Heute genau das andere Extrem: Ausbildung einzig und allein über positive Konditionierung ist der Renner. Wer damals im Monat 20 DM für Katzenfutter ausgegeben hat wurde für verückt erklärt. Heute werden Vorwürfe laut, wenn eine trächtige Katze sich die Beine an der frischen Luft vertritt!
Mir geht es nicht darum, daß eine trächtige Katze nicht raus sollte, aber wenn ich vermeiden will, daß etwas wie bei Elke passiert, dann muß ich den Freigang einer hoch-tragenden Katze eben ab einer bestimmten Zeit einschränken um auf Nummer sicher zu gehen (das hatte sie ja auch, die Miez ist nur leider entwischt)...
Bleibt am Ende die Frage: Was empfindest Du als vernünftig??
Liebe Grüße,
Me & Bär