Hallo Iane
Erwachsener Tierheimhund bzgl. Bindung: Die Bindungsqualität hängt sehr stark von der Einsicht des Halters ab, auf den Hund als Wesen eingehen zu müssen, statt seine Forderungen zu stellen (wie bei allen Hunden). Ich will keine Einzelbeispiele auflisten, wo es gut ging und wo nicht. Die findet man immer. Die Fähigkeit des Hundes, sich stark an Menschen zu binden (unter möglichst optimalen Bedingungen) ist auch vom Hund abhängig. Nicht jeder Hund ist gleich menschenabhängig, ob man ihn als Welpe kauft oder später hinzunimmt.
Viele gute Hunde werden stur, unbelehrbar, z.T. auch aggressiv oder sogar ängstlich, weil ihr Mensch sich zu oft danebenbenimmt. Derselbe Hund kann bei vernünftigen Besitzern recht anhänglich werden. Das einzige Kriterium ist meines Erachtens der Umgang des Hundes mit Kindern. Den kann man aber in 5 Minuten auch nicht ausloten. Du kannst es also drehen und wenden wie Du willst, ein gutes Stück Arbeit und ein anderes Stück Glücksfall gehören dazu.
Für die Kinder an sich halte ich nach wie vor einen Hund, den sie von der Kraft her auch z.B. an der Leine halten können recht sinnvoll. Es macht einfach mehr Spass, als wenn er einem umreisst oder umstösst. Kinder, die sich schwächer erleben als der Hund werden schnell auch einmal grob.
Hunde an der Leine kennenlernen: Ist kaum je zu empfehlen. Einfach weitergehen ist da sinnvoller. Es gibt dem Hund ein gutes Gefühl Euch gegenüber (die kümmern sich nicht drum, also muss ich auch nicht). Das Kennenlernen ist zum grossen Teil Vermenschlichung. Ignorieren dürfen ist da eher hundlich.
Hättet ihr den Hund von klein auf, würde sich die Bekanntschaft zu anderen Hunden auch ändern, wenn er erwachsen wird. Er wird nicht besser akzeptiert, nur weil er schon länger bei Euch wohnt. Hunde denken da eben wieder einmal anders.
Solltet ihr also einen (halb-)erwachsenen Hund übernehmen ist vor allem wichtig, dass ihr die ganze Familie dahinbringt, dass sich nicht alle nur noch um ihn kümmern. Dann DRÄNGT ihr ihn innerhalb von 2 Wochen in die Vorstellung, er müsse das ganze Rudel übernehmen, womit dann meist diverse Probleme vorprogrammiert sind. Dazu ein kleiner Auszug aus einer anderen Meldung:
Hunde-Faustregel:
Hunde orientieren sich die ersten 2 Tage über die Örtlichkeiten.
In den folgenden 2 Wochen finden sie heraus, wo sie sich im Rudel eingliedern können.
Menschen-Faustregel (reine Annahme):
Der neue Hund soll sich wie zuhause fühlen und wird dementsprechend verwöhnt und v.a. beachtet.
Der Hund soll mich kennenlernen. Er muss also gar nichts und darf alles.
Wenn obige Annahme stimmt, gebe ich dem Hund alle Signale, dass er das Rudel leider übernehmen muss, ob er will oder nicht. Und je nach Veranlagung: nein Danke.
Empfehlungen Blue Cross in Bezug auf den neuen Hund:
Viel, viel nett-sein, aber NACHDEM der Hund mit mir "nett" war. Das übliche Sitz, Herankommen in der Wohnung zum Streicheln, Mensch geht auch mal weg, wenn der Hund gestreichelt werden will. Häufiges Nichtbeachten des Neuen und zu ihm hingehen, wenn er ruht (von 35 Dominanzaggressionsfällen mit Bissen des Besitzers beurteilten 34!! ihre Hunde als aufdringlich freundlich).
Ich hoffe, ihr werdet mit dem "Richtigen" fündig.
Gruss
Roswitha