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Lieber Einschläfern als Erziehen?

geschrieben von Merlino(YCH) 
Lieber Einschläfern als Erziehen?
17. September 2000 06:45

Hovawart / Nach einer erneuten Beißattacke keinen Ausweg mehr gesehen
Der Hovawart Pemba ist tot. Ein Veterinär aus dem Landkreis Gifhorn schläferte den Rüden ein, nachdem er erneut ein Kind angefallen hatte. "Wir haben das Tier geliebt, sahen jedoch keinen Ausweg mehr", schilderten gestern tief bewegt der 37-jährige Halter und seine 36-jährige Ehefrau die Situation. Die Kritik von Dieter Mühlhaus, Züchter von Pemba, der von einem "völlig unnötigen Tod des Hundes" sprach, wiesen die Eheleute zurück.

Im Alter von zwölf Wochen kam Pemba zu dem Ehepaar, das ein Mädchen (7) und einen Jungen (6) hat.

Erfahrung mit Tieren

"Wir haben Erfahrung mit Tieren", berichtet der 37-Jährige, der bereits zuvor 14 Jahre lang einen Hund gehalten hatte. Pferde, Zwerghasen, Meerschweinchen und ein Wellensittich werden noch heute liebevoll von dem Ehepaar und seinen Kinden umsorgt.

So sollte es eigentlich auch mit Pemba geschehen, doch es kam anders. "Bereits im Alter von sechs Monaten stellten sich die ersten Auffälligkeiten ein", sagt der 37-Jährige. Pemba schnappt nach der Schwägerin, geht einen radfahrenden Jungen an, beißt einen Fußgänger und den Urgroßvater.

Besonders schlimm: Als das Tier acht Monate ist, verbeißt es sich in der Jacke der sieben Jahre alten Tochter, schleift das Kind über den Hof. In ärztliche Behandlung muss sich der Vater des 37-Jährigen begeben, nachdem der Hovawart ihn in den Arm gebissen hat.

Weitere Attacken auf Bekannte, Familienangehörige und Fremde folgen. "Wir waren isoliert, keiner wollte uns mehr besuchen", sagt die 36-Jährige. Trotzdem war die Familie bereit, weiter mit dem Hund zu leben.

Das Kind angefallen

"Unsere Kinder haben den Hund nie malträtiert", weist der Halter die Vorwürfe von Mühlhaus zurück. Trotzdem beißt Pemba einen Siebenjährigen in den Arm, fällt wenig später auch den Sohn an.

Den bissigen Hund in das Tierheim oder an eine andere Familie zu geben, kam für die Eheleute, die jetzt auf einer anonymen Karte sogar als "Hundekiller" beschimpft worden sind, nicht in Frage: "Die Entscheidung, den Hund töten zu lassen, hat uns weh getan, war jedoch richtig."

[news.aller-zeitung.de]

Hinzufügen möchte ich noch, daß ich von einigen Hundeschulbesitzern seit ca. 2 Jahren höre, daß in ihren Schulen mittlerweile der Hovawart der Problemhund Nr.1 ist....
Läuft da was in der Zucht falsch oder wird er Modehund?

Und interessanter Weise vermisse ich in diesem Artikel den Hinweis darauf, daß schon beim ersten Beißen kompetente Hilfe in Anspruch genommen wurde, wurde anscheinend nicht. Hätte ja Geld gekostet.....


Merlino




17. September 2000 07:37

Hallo Merlino!

Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Besitzer des Hundes verstehen kann. Zwar sollten wir als Leser ruhig noch mehr über die Hintergründe dieser Entwicklung erfahren, aber einem Hund, der derart Kinder attackiert, ist kein besonders schönes Leben mehr beschieden. Er würde in neue Hände gehören, die extrem verantwortungsvoll mit ihm umgehen und er würde zeitlebens mit Maulkorb laufen müssen, wahrscheinlich sogar an der Leine. Es würde immer, würde der Hund "normal" unter Menschen leben, ein so großes Restrisiko bestehen. Ein Hund, der Kinder derart massiv angeht, dass er ein Kind sogar über den Hof schleift und andere Familienmitglieder attackiert, hat es wohl besser, wenn er eingeschläfert wird. Und nun fallt mal alle schön über mich her!!!

Ich habe in einer anderen Hundeschule einen Hovihündin erlebt, bei der ich mir so eine Entwicklung auch vorstellen könnte. Bereits mit vier Monaten ging sie die erwachsene Tochter an, verbat sich immer mehr Handlungen durch Knurren und Schnappen. Den Leuten fehlte es an Konsequenz, die sich eines Tages mit Härte auf dem Hoviplatz ersetzen wollten. Solche Hunde-Halter-Kombinationen sind tickende Zeitbomben.

ciao, Franziska und die Hunde

17. September 2000 09:05

Hallo Franziska,

das der Hund am Ende vielleicht nicht mehr hin zubekommen war, mag ja sein. Aber was haben denn die Besitzer getan, wie der Hund im Welpenalter anfing auffällig zu werden? Ich schaue mir doch als Hundehalter nicht an, daß mein Hund alle möglichen Leute beißt und stecke den Kopf in den Sand.

Wenn ein Hund mit 6 Monaten beißt, ist doch wohl schon vorher jede Menge falsch gelaufen und doch hätte man es noch in den Griff bekommen können, wenn man sich nur kompetente Hilfe geholt hätte. Aber da liegt wahrscheinlich der Knackpunkt, dies hätte Geld und Zeit und Konsequenz gekostet, die von den Besitzern anscheinend nicht erbracht worden ist.

Das Ende des Hundes war so vorprogrammiert und ich muß sagen, Hundehalter, die so unverantwortlich handeln, Auffälligkeiten eines Hundes einfach ignorieren ohne etwas dagegen zu unternehmen sind in meinen Augen genauso ein Problem, wie die Idioten, die ihre Hunde bewußt scharf machen.

Dies sind allerdings dann meistens die Leute, die sich nun einen neuen Hund anschaffen und wiederrum Alles verkehrt machen. Vielleicht haben sie dann das Glück, einen Hund zu bekommmen, der trotz aller Unfähigkeit der Halter nicht auffällig wird, ansonsten wird sich der Werdegang des neuen Hundes wieder in gleicher Form abspielen.

ProstMahlzeit, Ich kann solche Hundehalter nicht verstehen!!!!!!!!

MFG
Sabine

17. September 2000 09:01

Hallo Merlino
So traurig es auch ist das ist nur eine geschichte von vielen.Die leute suchen sich ihren Hund leider nur allzuoft nach dem aussehen und nicht nach den Charaktereigenschaften aus und der Hovawart gehört ja nicht zu den einfachsten.Wenn sich dann Probleme einstellen werden sie ignoriert oder man sucht sich ausreden wie das wächst sich raus aus.Und oft ist man zu geizig oder zu egoistisch Hilfe anzunehmen oder den Hund in andre Hände zu geben.Ich habe im Tierheim gearbeitet und könnte Hunderte solcher Fälle aufzählen.Traurig aber wahr.


Grüße
Lillie


17. September 2000 10:59

Hallo,

nunja, ich glaube, daß die Besitzer einfach nicht genug Ahnung von Hunden hatten. Offensichtlich war der vorige Hund ein problemloser Zeitgenosse. Wenn der Hund im Alter von 6 Monaten zuschnappt (und ein siebenjähriges Kind geht einfach zu ziehen), dann sollte eingegriffen werden. Das waren in meinen Augen erste Versuche des Tieres seinen Platz im Rudel zu suchen und auszubauen. Diese Rangordnungskämpfe scheinen in den Hundeaugen Erfolg gehabt zu haben. Leider war das Ehepaar nicht in der Lage, seinen Hund in die Schranken zu weisen. Ich bedaure auch, daß er eingeschläfert wurde.
Schade eigentlich, daß nicht alle Züchter vor Abgabe der Welpen die potentiellen Hundebesitzer etwas eingehender prüfen. Viel Leid auf beiden Seiten könnte so erspart bleiben.

Viele Grüße Heike

17. September 2000 11:21

*SEUFZ*

Dieser Text deckt sich mit meiner sehr ungern gemachten Beobachtung, daß Hovis als "leicht erziehbare, nichtjagende, freundliche Hunde" angepriesen und verkauft werden und dann regelhaft bei den falschen Leuten landen. Ein halbjähriger Rüde, der gerne herauskriegen will, wo sein Platz im Rudel ist, schnappt auch, wenn er vorher keine Grenzen gesetzt gekriegt hat... Und er hat ja auch klassisch mit den Schwächsten angefangen, die Kinder, den Urgroßvater...

Mal abgesehen davon, daß die Tatsache, daß man 14 Jahre lang einen Hund (was für einen?) gehabt hat iwe wir alle wissen nicht heißt, daß man Ahnung von Hunden hat. Ich kenne Leute, die haben seit dreißig Jahren Hunde und trotzdem keine Ahnung davon :-(

Aber der Züchter macht es sich auch reichlich leicht! Erstmal hat er den Leuten den Hund verkauft - daß nicht jede Familie für einen Hovirüden geeignet ist, sollte einem als Züchter klar sein. Zweitens haben die meisten Züchter ein Rückkaufsrecht im Kaufvertrag, daß man ja hätte nutzen können, wenn man von der Problematik gewußt hat (hinterher rummeckern kann jeder).

Wundert mich nicht, daß die Hovawarte als Problemhunde in Hundeschulen auflaufen, denn sie sind verdammt noch mal keine einfachen Hunde! Und die lieben Leute, die sich einen blonden Hovi einfach als eine Art größeren Retriever zulegen, fallen mit diesen Hunden einfach böse auf die Nase, wenn sie nicht rechtzeitig die Kurve zu einer soliden Erziehung kriegen (nein, ich will nicht sagen, daß alle Goldis einfache Hunde sind, aber im Schnitt hat man mit einem Hovawart mehr Erziehungsarbeit).
Aber ich sehe auch immer mehr überforderte Halter mit Hovawarten, besonders Rüden erziehen sich halt nicht nebenbei.

Weißt Du, ob die mit dem Hund mal eine Hundeschule besucht/einen Erzieher bemüht haben? Wär' ja mal einen Versuch wert gewesen...

Es gibt übrigens tatsächlich auch dieses Wutsyndrom bei Hovis. Aber das bricht erst ab etwa zwei Jahren aus, ist also in diesem Fall eher unwahrscheinlich.

Gefrustete Grüße,

Katja und Indy