in printmedien, rundfunk und fernsehen wird oft von bissigen hunden berichtet,
welche kinder schwer verletzten. die folgen liegen auf der handschlimme
pressemeldungen steigern die auflage, führen in gewissen bevölkerungskreisen
aber auch zur abneigung gegen hunde, vor allem gegen bestimmte hunderassen.
es ist keine modeerscheinung, von bissigen und für kinder gefährliche hunde
war schon vor über 40 jahren die rede, nur machte man damit noch keine
reisserische schlagzeilen.
ich war damals etwa sieben jahre alt, wohnte in einem konservativen städtchen,
in dem man noch ein übertriebenes standesbewusstsein praktizierte. katholiken
verkehrten unter katholiken, protestanten ebenfalls unter sich. gutsituierte
waren unter sich, ebenso die armen und weniger gebildeten. für manche
eltern war es das wichtigste, ihren kindern diese sitte weiterzugeben und
sie zu indoktrinieren. auch mir versuchte man einzutrichtern mit wem man
kontakte pflegt und mit welchen kindern nicht. ich wurde mit spielsachen
regelrecht überhäuft, hatte wirklich alles aber dafür keine oder zuwenig
kontakte mit gleichaltrigen. meine eltern verdienten geld, denn geld war
das wichtigste, dafür mangelte es am verständnis im sozialen umfeld.
in aller heimlichkeit, nie hat jemand von meinem geheimnis je erfahren,
baute sich eine freundschaft auf, die mich in gedanken auch heute noch
begleitet.
etwas abgelegen befand sich ein materiallager, welches durch einen sogenannten
bösen und bissigen schäferhund bewacht wurde. dieser schäferhund war durch
eine lange kette angebunden. niemand wagte sich auf dieses gelände.
darauf aufmerksam gemacht wurde ich durch ständige ermahnungen meiner
eltern, dieses gelände auf keinen fall zu betreten.
neugierig wie kinder halt sind wagte ich erst recht mich dem hund zu
nähern. der hund wedelte mit dem schwanz als ich ihm näher kam.
keiner gefahr bewusst setzte ich mich neben ihn und begann ihn zu streicheln.
es entwickelte sich eine gegenseitige zuneigung. wann immer sich die
gelegenheit bot, schlich ich mich von zuhause fort und verbrachte viele
stunden mit dem "gefährlichen" hund.
ich vertraute ihm meine kindlichen sorgen an, weinte mich bei ihm aus,
wurde abgeleckt und hatte das gefühl, zum ersten mal im leben verstanden
zu werden.
eines tages war der schäferhund nicht mehr dort, auch nicht am anderen tag und
nicht am übernächsten tag. traurig machte ich mich wieder auf den heimweg.
rund eine woche später beredeten meine eltern am frühstücktisch wie gewohnt
für mich belanglose dinge. doch da fiel der satz"hast du gewusst, der
bissige schäferhund wurde eingeschläfert".
für mich war das ein schock und ein riesenverlust. gleichtzeitig kam in mir
wut und hass auf. die folgende war für mich eine lange trauerzeit. hass auf
den hundehalter, hass auf die eltern welche einem blöden geschwätz vom bösen
hund zum opfer fielen und die tat am schäferhund noch billigten. Es hat
mich vefolgt bis zu heutigen zeit. heute noch mische ich mich ein, wenn ich
das gefühl habe, einem hund erfahre unrecht. manchmal höre ich offenbar
auch die "flöhe husten", schrieb mir jemand. mag sein, ich denke besser
einmal zuviel als zuwenig....