Isolieren von Rambos""
13. Januar 1999 13:40

Hallo alle miteinander

Bezüglich Tina's Mail "bissiger Hund" stelle ich mir die Frage, wie mit solchen Angreifern umzugehen ist. Selber habe ich Gott sei Dank keine solchen Probleme, kenne aber Hundehalter mit sog. bissigen Hunden, es interessiert mich also grundsätzlich.

In der Regel wird der aggressive Hund angeleint und Kontakte mit anderen Hunden vermieden (muss sagen, dass auch ich Hunde kenne um die ich einen Bogen mache). Aber ist diese Isolation und das Anleinen wirklich der richtige Weg? Schürt man nicht neue Aggressionen wenn jeglicher Sozialkontakt unterbunden wird? Gibt das nicht einen Teufelskreis? Jedesmal wenn ein anderer Hund in Sichtweite kommt, wird der Hund angeleint der HF ist auf Alarmbereitschaft was der Hund spürt, gibt man hiermit dem Hund nicht noch mehr Zündstoff? Kann man solche "Beisser" umpolen, resp. resozialisieren? WIE soll man mit diesen Problemhunden umgehen?

Bekannte von uns haben einen 10 Monate alten K-Hund (seit 1 Mt kastriert) nun hat er einen Dackel recht schwer gebissen (Der K-Hund spielte mit einem Goldie, liess plötzlich von diesem ab und stürzte sich auf den vor sich hinschnüffelnden Dackel, dieser hat also in keiner Weise dazwischengefunkt, er war zu seinem Pech halt einfach nur da). Es ist der erste Hund und sie haben noch ein 3 jähriges Kind. Der Mann kommt scheinbar gut klar, meist muss aber seine Frau mit dem Hund raus und sie ist eher überfordert. Der Hund wird nun mit Maulkorb ausgeführt, ohne darf er mit keinem anderen Hund spielen. Mein eigener Hund hat sich bis anhin gut mit dem Kleinen verstanden aber ich fühle mich im Moment auch etwas unsicher, will ja nicht unbedingt noch eine Beisserei provozieren. Was würdet ihr tun? Mir tun alle Beteiligten leid.

Bin gespannt auf Eure Meinung

Liebe Grüsse, Gillas




13. Januar 1999 14:35

Hallo Gillas,

ich kann mich Deiner Frage nur anschließen. Eine Bekannte von mir hat eine zwei-jährige Mischlingshündin. Ca. seitdem die Hündin ein Jahr alt ist, verhält sie sich ziemlich dominant manch anderen Hündinnen gegenüber. Anfangs sind wir oft zusammen spazieren gegangen und ich habe selber mitbekommen, wie sie sich auf Hündinnen gestürzt hat. Allerdings hat sie noch nie zugebissen.

Mittlerweile ist meine Bekannte so verunsichtert, daß sie sich nirgendwo mehr mit der Hündin hintraut, wo andere Hund sind. Spaziergänge mit ihr wurden sogar für mich mit zum reinen Nervenstreß. Sah man irgendwo am Ende des Horizonts einen Hund auftauchen, ging sofort ein riesen Drama los. "Sheila hier, Sheila komm, Sheila sitz". Es wurde sofort die Richtung gewechselt, damit man dem anderen Hund bloß nicht begegnet. Selbiges spielte sich ab bei Pferden, Joggern, Radfahrern. Ihr Mann läßt den Hund gar nich mehr von der Leine. Sie ist einem Hundverein beigetreten, wo man ihr sofort zum Stachelhalsband geraten hat. Jetzt übt sie mit dem Hund bis zur Vergasung Unterordnung, aber das Problem blieb bis heute bestehen.

Durch dieses ganze Theater ist mir die Freude an gemeinsamen Spaziergängen vergangen, obwohl mein Rüde und Sheila sich sehr gut verstanden haben. Irgendwie ist das für mich auch keine Lösung, für den Rest ihres noch jungen Hundelebens den Kontakt zu anderen zu unterbinden und sich diesem permanenten Streß auszusetzen, zumal die Hündin ja noch nie gebissen hat. Sie fährt jetzt immer kilometerweit an eine bestimmte Stelle am Rhein, obwohl sie direkt am Rhein wohnt, weil da wenig Hunde sind. Irgendwie denke ich auch immer, daß es eine Lösung geben muß der Hündin dieses Verhalten auszutreiben. Bis jetzt konnte ihr noch keiner helfen.

Gruß, Anja & Mogli



13. Januar 1999 21:30

: Wie wäre es denn mit der Kontaktaufnahme zu einer Tierpsychologin/Verhalztenstherapeutin?
So weitermachen wie bisher wäre wohl wirklich ein "Hundeleben".

Gruß, Andreas

14. Januar 1999 12:31

Hi Andreas

Scheinbar werden die Halter einen Hundepsychologen aufsuchen und möchten in einem Verein (Rasseclub o.ä.?) an den Problemen arbeiten. Ich bin nur etwas skeptisch weil wieder der Mann hinfährt, der Alltag bleibt aber weiterhin seiner Partnerin überlassen. Sie ist aber oft ganz schön überfordert sowohl mit dem Hund als auch mit dem Kind, da muss Hilfe her. Irgendwo vermute ich Dominanzprobleme und mache mir Sorgen, wohin das Ganze führen soll. Noch so eine reisserische Aufmachung der Medien bez. "K-Hund"??? Ich habe auch Bedenken wegen des Kindes, welches oft grob mit dem Tier umgeht (meine hatten auch mal so' ne Phase, da ging ich rigoros dahinter und unser Hund hat Rückzugsmöglichkeiten und einen absoluten Ruheplatz im Haus).

Wie soll denn nun im Alltag mit solchen Problemen umgegangen werden? Auf dem Übungsplatz mag's ja klappen, was passiert auf "normalen" Spaziergängen, wenn kein Übungsleiter in der Nähe ist? Arbeitet ein Tierpsychologe auch am HF? Ich denke es reicht nicht, nur am Hund rumzuerziehen...

Besorgte Grüsse
Gillas

14. Januar 1999 18:30

Liebe Gillas,

ein(e) gute(r) Hundetrainer(in) arbeitet in erster Linie mit dem Hundeführer. Schließlich muß der ja mit seinem Hund klarkommen, nicht der Trainer.

Wenn ich Leute im Training habe, nehme ich deren Hund a: nur mit ihrem Einverständnis, b: nachdem ich erklärt habe, was ich mit ihm tun möchte, c: um ein eigenes Gefühl für den Hund zu bekommen, d: um den Leuten zu zeigen, worauf sie achten sollen.

Ich selbst erziehe nie am Hund rum. In erster Linie ist meine Aufgabe zu beobachten, nachzufragen, zu analysieren und gemeinsam mit den Leuten Lösungswege zu suchen. Dann helfe ich bei der Umsetzung. Ziel ist es, die Menschen zum Umdenken zu bewegen, dann schaffen sie das mit dem Hund von selbst.

Liebe Grüße,
Jutta