Lieber Daniel aus Wittenheim,
Antworten -- eingefügt.
...
"Weshalb ich Euch das schreibe? Weil auch von unseren Leuten einige
Euren Daniel mitverfolgen und sich langsam aber sicher darüber ärgern,
dass er dauernd unsere sehr effiziente Ausbildugnsmethode verunglimpft."
-- Nichts liegt mir ferner, als eure Ausbildungsmethoden zu verunglimpfen.
"WIR rufen nämlich unsere Hunde von klein auf mit dem Ball oder der
Beisswurst weg vom Helfer."
-- Hier liegt des Pudels Kern. Es besteht ein großer Unterschied, ob ich ein antrainiertes Beuteverhalten mit einem anderen antrainierten Beuteverhalten verbinde oder fördere, oder ob ich z.B. bestehenden ausgeprägten Jagdtrieb versuche, mit minder interessanter Ersatzbeute auszugleichen, bzw. abzulenken.
Das Mißverständnis liegt wohl darin begründet, daß einige mich so verstanden, als hätte ich etwas gegen Ausbildung / Förderung mit Ball oder anderem Spielzeug. Das aber habe ich nie gesagt. Wir müssen doch mal zwei grundsätzlich verschiedene Parts in der Erziehung / Ausbildung betrachten. Der eine ist das Verständnis und die konsequente Anerkennung des Verbotes - der andere ist die spielerisch und sehr positiv zu unterstützende Ausführung von bestimmten Kommandos. Erwünschtes Verhalten erreiche ich sicher nicht unter Druck. Aber unerwünschtes Verhalten überwinde ich auch sicherlich nicht in Konsequenz über Ablenkung.
(außer vielleicht bei degenerierten, extrem triebschwachen Tieren)
Also bitte - nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
(Im Übrigen kann man auch bei dieser Ausbildung speziell in Frankreich teils extrem brutale Härten gegenüber dem Nicht- auslassenden Hund beobachten...genauso, wie bei manchen SV- Plätzen)
"Selbst wir kommen für diese Übung mit anderen Methoden einfach
nicht weiter. Und unsere Hunde haben den härtesten Schutzdienst
der zurzeit noch existiert. In der Klasse III dauert das ganze Programm
mindestens 45 Minuten."
-- Jetzt übertreiben wir aber ein bißchen. Erstens leisten diese Hunde Sportdienst - und keinen Schutzdienst. Echter Schutzdienst wird nicht über Beuteverhalten aufgebaut - deswegen ist dieser auch nur partiell antrainierbar. Die charakterliche Anforderung an echte "attack-defense"- Hunde ist ungleich größer als die an einen Sporthund. Das, was Hundesportler Schutzdienst nennen hat mit ernstfallorientierter Ausbildung überhaupt nichts zu tun - es ist ein Sport!!!
Also, treibt euren Sport weiter, wenn ihr und eure Hunde Spass daran haben, aber bitte ver- wechselt das Ganze nicht.
Desweiteren sehe ich im so betriebenen Hundesport auch sehr negative Punkte. Nämlich, daß das Beißen (eben auch mannorientiert) zum spassigen Spiel wird. Mißverständnisse im unkontrollierten Real- Life- Bereich sind hier teils vorprogrammiert.
Hundesport hat feste Regeln und fixe Abläufe, die bis zum Exzess trainiert werden, um hohe Punktzahlen in der Prüfung zu erreichen. Ein Ablauforientiertes Training hat aber nichts mit dem normalen Leben zu tun. Ich kenne SchH III- Hunde, die ihre Prüfung alleine laufen könnten, aber im privaten Bereich kaum vernünftigen Gehorsam zeigen. Desweiteren kann ich aus Erfahrung behaupten, daß weit über 90% der ausgebildeten "Schutzhunde" im Ernstfall kläglich versagen - und der Rest auch keine echte Härte zeigt. Dafür aber werden figurantenähnliche Personen oft gerne irrtümlich angegriffen und vielfach fremdes fehlinterpretiertes Fluchtverhalten mit dem netten Beißspielchen verbunden.
Ein einsatzfähiger, echter "SCHUTZ"- (attack/defense) - Hund legt ein vollkommen anderes Angriffs- und Beißverhalten an den Tag, als es im Hundesport (größtenteils beutetrieborientiert) antrainiert wird - UND ER BEIßT NICHT AUS SPASS!!!
"Schlussendlich bleibt aber jedem selber überlassen, ob es nur geben darf
was er kennt oder ob die Welt nicht doch ein bisschen grösser ist."
-- Die Welt ist sogar noch ein bißchen größer, als die Welt des Hundesportlers.
Viele Grüße
Daniel
P.S. Wobei gegen vernünftig betriebenen Hundesport überhaupt nichts einzuwenden ist.