Liebe Veronika,
ich weiß nicht, womit genau ich Dir jetzt auf den Schlips getreten bin, aber es tut mir auf jeden Fall leid. Mir würde nicht im Traum einfallen, jemandem die Hundehaltung abzusprechen, nur weil er vielleicht nicht im Geld schwimmt (tue ich übrigens auch nicht). Ich weiß selbst, daß oft gerade die teuren Hunde als Prestigeobjekt gehalten werden, und irgendwo verlottern, wenn man sie nicht gerade vorzeigen will. Ich weiß genug Beispiele, in denen ein Tier aus dem Tierheim ein wunderbares Leben führt, obwohl er schlechte Erfahrungen gemacht hat und auch eine schlechte Prägungsphase hatte. Viele Leute sind gewillt, sich intensiv mit diesen Tieren zu beschäftigen und machen sie zu ihren Traumhunden. Aber, und ich habe es selbst oft genug während meiner Zeit, in der ich im Tierheim mitarbeite, miterlebt: Viele Menschen wollen einen Hund als Freund, haben aber wenig Ahnung davon und sind vielleicht auch nicht gewillt, ihre gesamte Zeit in einen schwierigen Hund zu investieren. Ich persönlich kann das nicht verstehen, das gebe ich zu, mein Hund ist mein ein und alles. Aber muß man diesen Menschen nicht auch ihre eigene Meinung zugestehen, und nach ihren Vorstelllungen leben lassen? Ist es nicht besser, einem solchen Menschen einen Hund aus guter Zucht zu empfehlen, damit er vielleicht etwas weniger Schwierigkeiten mit ihm hat? Kann man es den Menschen verübeln?
Ähnlich ist es mit den Kosten. Ich selbst hätte Rio niemals einschläfern lassen, irgendeine Möglichkeit, den Hund operieren zu lassen, hätte ssich sicherlich gefunden. Auch in meinen Tierarzt setze ich ein enormes Vertrauen, er hat ein hervorragendes Fachwissen, halbwegs erträgliche Kosten und ist jederzeit für mich erreichbar. Aber Rio wurde in einer Klinik operiert, wo wir nicht bekannt waren. Hätte man mich da in Raten bezahlen lassen? Ich weiß es nicht.
Aber ich kann wieder nur meine Erfahrungen im Tierheim anführen: Es gibt nun mal genug Menschen, die nicht bereit sind, wirkliche Einschränkungen auf sich zu nehmen, um einen Hund halten zu können. Diese Tiere landen dann im Tierheim, wo sie sicher nicht leicht zu vermitteln sind. Ist es nicht besser, den Menschen vorher zu sagen, welche Kosten auf sie zukommen können? Diejenigen, die wirklich einen Hund haben wollen, wird das nicht schrecken. Sie werden sich trotzdem einen Hund anschaffen, und hoffentlich Glück haben, und einen gesunden Hund bekommen. Aber für diejenigen, die dazu nicht bereit sind, ist es besser, sie wissen voeher, welche Kosten durch einen Hund entstehen können. Vielleicht überlegen sie es sich- und es gibt 5 Hunde weniger im Tierheim.
Daß der Anschaffungspreis kein Kriterium sein sollte, ist absolut richtig. Trotzdem- oftmals wird meines Erachtens am falschen Ende gespart. Wenn ich den Leuten erzähle, daß mein Hund 1500 DM gekostet hat, fallen viele fast in Ohnmacht. Sicher, ich wäre wahrscheinlich mit den meisten anderen Hunden glücklich geworden, ganz einfach, weil ich Hunde liebe. Ich arbeite oft mit Problemhunden, und würde auch sofort einen nehmen, wenn ich Rio nicht hätte. Aber als Familienhund, der z.B. mit Kleinkindern zusammensein soll, würde ich diese Hunde sicher nicht halten. Deshalb halte ich einen gut geprägten Hund besonders in solchen Fällen für wichtig, auch wenn er mehr kostet. Mehr wollte ich in meinem Beitrag vorhin eigentlich nicht sagen. Glaub mir, ich wünsche jedem das Glück, mit einem Hund zusammenleben zu dürfen. Aber man muß sich über die Konsequenzen klar sein, und dazu gehören halt meines Erachtens nicht nur die Unterbringung während den Ferien und der Zeitaufwand, sondern auch die Kosten, die unsere Wonneproppen verursachen.
Ich hoffe, Du kannst mir wenigstens ein bißchen zustimmen, vielleicht sagst Du mir ja noch mal Deine Meinung dazu,
Tschüß, Eva und Rio (die sich, nur weil sie von einem netten, guten Züchter stammt, trotzdem nicht an jeden Fremden hängt, sich nicht von selbst erzogen hat, und sich trotzdem im Schlamm suhlt)