Rutenkupierverbot
18. August 1998 20:34

Hallo Stephan,

ich weiß nicht so recht ob ich Deine Diskussion überhaupt ernst nehmen soll.
Du bittest um sachliche Argumente die Du aber scheinbar nicht bringen kannst.

Du schreibst einerseits:
Was mich aber empoert, ist dass andere Leute, die meist wenig von dem Thema
wissen, sich aus welchen Gruenden auch immer berufen fuehlen, ihren Senf dazu
zu geben, bzw. anderen Leuten Vorschriften zu machen.

Auf der anderen Seite kommt von Dir aber die Vorschrift bzw. der Rat:
Das beste waere, einen verstaendigen Tierarzt zu finden, der das Tier aus
medizinischen Gruenden kupiert (Infektion, Wunde, gebrochener Schwanz).
Lasse dir aber unbedingt ein Testat ausstellen, damit nicht spaeter irgendein
oberschlauer Tierschuetzer daherkommt und du in Beweisnot kommst.

Das alles hört sich für mich ziemlich fadenscheinig an. Mal ganz ehrlich, Dir
geht es doch nur ums Aussehen.

Was bei der ganzen Schwanzwedelei allerdings vergessen wird, ist das einkneifen
der Rute und das damit verbundene Bedecken der Geschlechtsteile.
Das ist eine Unterwerfungsgeste, zu der kupierte Hunde nicht in der Lage sind.
Des weiteren ist die Position der Rute sehr wichtig. Wedelt der Hund z.B. mit erhobenen
Schwanz so zeigt er Dominanz. Es gibt noch einige Dinge die der Hund mit seiner
Rute ausdrückt. Du siehst also, ein kupierter Hund ist eindeutig in seiner Kommunikation
eingeschränkt, denn der Hund soll ja nicht nur mit Dir kommunizieren sonder auch mit
Artgenossen und dazu benötigt er nun einmal seine Rute.
Das gleiche gilt auch für die Ohren (aufgestellt, angelegt usw.)
Übrigens stammt die Sitte die Ruten zu kupieren aus dem antiken Rom und
sollte damals vor Tollwut schützen. Da unsere Hunde dagegen geimpft sind
können wir uns das also getrost sparen
Ich gebe da nicht etwa nur meinen Senf dazu sonder weiß wovon ich rede,
denn wir haben zwei Riesenschnauzer mit kupierten Ruten.
Unser Rüde (sehr gutmütig) wurde schon mehrfach gebissen und ich denke
das die kupierte Rute mit daran schuld trägt.
Die Ohren sind Gott sei Dank noch dran und waren noch niemals entzündet
(Dank bester Pflege).

Damit klinke ich mich hier aus, denn meiner Meinung nach gehörst Du in
die Kategorie unverbesserlich und ich Denke tausend gute Argumente und Erfahrungen
würden Deine eingefahrene Meinung niemals ändern.

Gruß Ulrike, Ralf, Duke und Cleo


18. August 1998 21:31

Hallo Stephan,

in früheren Zeiten wurden bei Hunden Ruten und Ohren teils aus Aberglauben ( Mittel gegen Tollwut, wie Ulrike schreibt), hauptsächlich aber aus steuerlichen Gründen kupiert. Nur von der Hundesteuer befreite
Jagd- und Schoßhunde des Adels blieben unkupiert, alle anderen mußten zur Erfassung der "Steuerklasse" Schwanz und/oder Ohren lassen.
Das kann heute doch wohl kein Argument mehr sein?
Sicher wurde auch wegen fraglicher und sich wandelnder Schönheitsideale kupiert, aber wissentschaftlich nachgewiesene Vorteile des Kupierens gibt es meines Wissens nicht. Auch bei jagdlich geführten Hunden ist nicht einsehbar, warum ein Deutsch-Drahthaar kupiert ist und der in Aussehen und Verwendung ähnliche Pointer nicht.
Es ist auch schwer vorstellbar, daß das Kupieren den Welpen nichts ausmachen soll. Daß der Welpe nch keinen Schmerz äußern kann, heißtja nicht, daß er keinen spürt (und die Ruten werden ohne Narkose abgeschnitten!) Auch die Ohrenbehandlung mit Massage und Klebeband auf dem Wundrand ist sicher schmerzhaft, und die Narkose ist auch belastend für den Organismus.
Nach unseren bisherigen Erkenntnissen stammt der Hund vom Wolf (mit Stehohren) ab und erst der Mensch hat Schlappohrhunde gezüchtet.


Grüße
Regine

18. August 1998 23:08

Ich denke das wir uns nicht annaehern koennen.
Vielleicht machst Du Dir die Muehe, Dich etwas mehr mit dem
Verhalten der Hunde und deren Kommunikation zu beschaeftigen.

Als Schlussatz meinerseits zu diesem Thema ( der nicht provokant gemeint
ist sonder eine Tatsache ist) :

Von 300 Jahren hat man Hunde noch bei lebendigem Leib seziert,
weil die "Fachleute" damals der Meinug waren, Hunde koennen keinen
Schmerz empfinden.
Vor 50 Jahren war nach einigen "Lehrbuechern" "die Hundepeitsche stehts
mit sich zu fuehren".

Zum Glueck gibt es heute schon sehr viele Menschen (Laien wie Fachleute)
die in naher Zukunft (so hoffe ich jedenfalls) dazu beitragen, dass
Hund auch Hund sein kann und nicht mehr Spiegelbild menschlicher Eitelkeit,
Dummkeit und Ignoranz vor der Kreatur.

Gruss
Sonja

19. August 1998 06:23

Hallo saure Sonja,

ich kann Dich gut verstehen. Bei mir ist es mittlerweile schon so, daß ich gar keine Lust mehr habe, auf solche Meldungen überhaupt noch zu antworten. Es wird immer wieder Leute mit solchen Einstellungen geben, die unsereins nicht nachvollziehen kann. Nur gut, daß immer mehr Leute anders denken. Irgendwann wird es keine kupierten Hunde mehr geben, da müssen die Leute schon selbst zum Messer greifen. Bleibt nur zu hoffen, daß sie wenigstens davor zurückschrecken!

Gruß von einer genauso sauren Anja


19. August 1998 06:36

:Bitte nehmt die kurze Polemik meinerseits nicht zum Anlass, dumme Sprüche zu klopfen! Ich fand eure Antwort aber als sehr zynisch und intolerant, das muss ich schon sagen, und das hat mich auch veranlasst mich auf das gleiche Niveau zu gehen. Sorry dafür. Wenn ihr ein par Fakten wisst, wäre es schön, diese zu hören. Weltanschauungen und Basiswissen über Hundeverhalten kann man in jeder Illustrierten lesen!
:
:N.B.: Es wäre eine interessante Nebendiskussion, ob man die Gesetze nach den Hunden machen sollte, oder die Hunde nach den Gesetzen - und welchen Zeitraum man dafür veranschlagen darf?
:
:übrigens, und das fällt jetzt wieder unter das Thema Polemik, der einzige Hund, der mich je gebissen hat, war ein York Shire Terrier - Mit Schwanz und Ohren. Wann könnte man so etwas wegzüchten?
:
:Aber zurück zum Thema - wer hat autentische, positive oder negative Erfahrungen mit kupierten Ohren und Schwänzen?

Hallo,

ich versuche mich dem Thema noch einmal sachlich zu nähern. Polemik bringt nichts. Das Thema kupieren der Ruten betrifft mich ziemlich persönlich (Rottweilerzüchter). Zugegeben, am Anfang hat mir die Entscheidung nicht mehr kupieren zu dürfen nicht gefallen. Menschen sind halt manchmal unflexibel und von der Optik her fand ich kupierte Rottis einfach schön. Man hat mich jedoch umerzogen, bzw. überzeugt. Deshalb kann ich Deine Gedankengänge ein wenig nachvollziehen. Dann habe ich mal darüber nachgedacht wie schlimm es war als die kleinen Welpen kupiert wurden. Trotz Tierarzt war es ziemlich blutig und auch schmerzhaft. Dieses Leid möchte ich keinem Welpen mehr zumuten. Außerdem haben wir Menschen nicht das Recht uns einen Hund zuzuschneiden wie wir ihn haben wollen. Jetzt haben wir einen Wurf Rottiwelpen, die gut drei Wochen alt sind. Sie haben Schwänze und sehen einfach total niedlich aus. Ein weiterer positiver Aspekt ist, daß man wirkliche Rottweiler Fans als Käufer findet. Die Leute, die den tollen Charakter dieser Hunde mögen und nicht nur auf das Äußere achten, werden weiter dieser Rasse treu bleiben. Reine Schauläufer springen ab.

Ich glaube nicht, daß Du unverbesserlich bist. Wahrscheinlich brauchst Du nur eine Weile, um Dich daran zu gewöhnen. In zwei drei Jahren wird Dir der Anblick auch nicht mehr fremd sein.

Was mich bei der Sache wirklich stört ist, daß Jäger wieder ihre Lobby haben. Entweder alle oder gar keiner.

Heidi


19. August 1998 08:38

Danke für die Antwort,

und ich bin auch nicht unverbesserlich, auch wenn der Begriff "Umerziehung" etwas merkwürdig ist. Das mit der Attraktivität der Rasse ist in der Tat ein nicht zu unterschätzendes Element und Argument. Denn es ist leider so, dass viele zu viele Hunde der Schau wegen gekauft werden!

Und es geht mir gerade darum, Erfahrungen zu bekommen. Wenn bei den Rottweilern auch mit langer Rute alles klappt, um so besser!

Was mich noch interessieren würde, ist, warum war es schmerzhaft, wie lange, und glaubt Ihr, ob es sich auf den Hund auswirkt. Mit anderen Worten, sind eure Hunde jetzt anders als vorher?

Nochmals Danke

Gruss Stephan