Rutenkupierverbot
20. August 1998 09:57

Hallo Jim,

wenn Du mal gesehn hast, wie eine Dogge an einer Magenverdrehung verendet, dann wirst Du Dich fragen, ob man eine solche Rasse überhaupt noch züchten sollte. Das ist mit allem anderen überhaupt kein Vergleich - Aber für mich wäre das eine Überlegung wert, das züchten solcher "nicht lebensfähigen Rassen" zu verbieten - aus tierschützerischen Standpunkten. Ich finde, da lehnst Du Dich ungeheur weit aus dem Fenster. Und meine Weltanschauung ist es eben, dass jeder seine Erfahrungen selbst machen sollte, Verbote sind schwachsinn!

Aber mich würde etwas anderes interessieren, weil Du der einzige bist, der eine kurzhaarige Rasse hat, und hier an der Diskussion teilnimmt: Wie machst Du das mit den Ohren? Unsere Dogge war aus dem Tierheim, und war damals kupiert. Und mich würde noch interessieren, wie alt sie ist.

Und, nebenbei bemerkt, ich wünsche Dir wirklich alles Gute mit Deiner Dogge, und dass sie ihr leben ganz normal beendet! Doggen sind ganz tolle Tiere, die besten die es gibt, vom Wesen her, und ich hätte mir unheimlich gerne wieder eine gekauft. Aber so was möchte ich nie wieder erleben, weshalb ich jetzt eine Stufe kleiner genommen habe.

Gruss Stephan



20. August 1998 11:35

Hallo Stephan,
:
:Und wenn es tatsächlich die Möglichkeit gäbe, durch eine Aenderung der Zucht ein Stehohr zu züchten, dann wäre ich sofort für ein Kupierverbot.

Wie ich bereits erwähnte hat es beim Bullterrier geklappt. Bis 1895 wurden Bullies kupiert, doch dann trat das vom englischen Kennel Club erlassenen Kupierverbot und Ausstellungsverbot für kupierte Hunde in Kraft. Nun sah man Hunde mit schweren Hängeohren und solche mit flattrigen Kippohren, beides entsprach nicht dem Schönheitsempfinden der Anhänger und Züchter, viele wandten sich anderen Rassen zu. Auch ein wichtiger Vererber der Rasse "Bloomsburry King" durfte, nachdem er auf Grund eines Unfalls kupiert werden mußte, nicht mehr an Ausstellungen teilnehmen. Innerhalb von nur 20 Jahren gelang es den englischen Züchtern, das früher kupierte Hängeohr in ein festes Stehohr umzuzüchten. Damit haben diese Züchter den Beweis erbracht, daß man nicht nur mit dem Kupiermesser, sondern auch durch gezielte Zucht Hängeohren in Stehohren umwandeln kann. Ob das Beispiel nicht auch einmal von anderen Rassen mit heute ähnlichen Problemen aufgegriffen wird? (+/- frei nach Dr. D. Fleig im Buch Kampfhunde II)

Für den Dobermann sollte es auch möglich sein, relativ schnell ein natürliches Stehohr anzuzüchten, ähnlich dem Bullterrier hat er straffes Bindegewebe.
Bei Boxern, Doggen oder gar Mastini dürfte es weitaus schwieriger sein.

Jetzt noch zu meinem persönlichen Geschmack:
Früher gefielen mir die kupierten Dobermänner auch besser. Aber nachdem ich einmal gesehen habe wie kupiert wurde (fachgerecht mit Betäubung beim Tierarzt) und erlebt habe wielange der Welpe noch Schmerzen an den Schnittkanten hatte, springen mir genau diese Kanten immer ins Auge wenn ich einen kupierten Hund sehe. Auf Distanz gefällt mir die kupierte Optik immernoch, aber aus der Nähe sehe ich immer das abgeschnittene Ohr und die Bilder von damals. Jetzt gefallen mir am Dobermann besonders kleine dreieckige nach vorne geklappte Ohren und zur Seite gefaltete a la Greyhound. Bin gespannt für welches Zuchtziel sich der Dobermann Verein entscheidet bezüglichen Ohren und Rute. Wenn Du darüber etwas erfährst wäre ich über eine Mitteilung dankbar, denn in allen Büchern findet sich noch der alte Standart.

Ciao Anke

20. August 1998 12:44

Hallo Anke

es gibt ein deutschsprachiges Buch über Dobermänner, in dem im wesentlichen nur Hunde mit unkupierten Ohren vorkommen (aus England): Jimmy Richardson - Der Dobermann - Hrsg.: Kynos kleine Hundebibliothek. Dort steht zum Thema Ohren: "Wunden an den Ohrlappen uncoupierter Hunde bluten stark, die Blutung lässt sich schwer stoppen, da der Hund immer wieder den Kopf schüttelt, dadurch die Blutung neu auslöst. Man versucht die Blutung zu stoppen, bedeckt dann die Wunde mit Watte und bandagiert das Ohr an die Kopfseite."

Zum Standart steht da weiter: "Das hoch angesetzte Ohr wird aufrecht getragen und ist auf eine Länge im Verhältnis zum Kopf geschnitte. Soweit in einem Land Kupierverbot besteht, wird gleichrangig das unkupierte Ohr anerkannt (gewünscht mittelgross und mit dem vorderen Rand gut an den Wangen anliegend):"
(Ich habe davon gehört, dass man denen das Ohr hochhält, um zu sehen, wie es kupiert aussähe - also,das kann ich nicht recht glauben, das wäre ja nun wirklich bescheuert.): Diese Vorgabe ist interessant, und ich will mal rausfinden, ob sie irgenwo offiziell niedergeschrieben ist.

Das bestätigt mir immerhin, dass es da ein Problem gibt, und ich finde es gerade auch interessant, herauszufinden, wie gross es ist.

Da gibt es langohrige Hunde (z.B. Titelbild), die echt klasse aussehen, und andere eher belämmert. Es wäre interessant zu erfahren, ob die auf irgend etwas hinzüchten oder nicht.

Vielleicht gibt es später ja auch mal verschiedene Richtungen.

Gibt es Züchtungen mit kürzeren Ruten?

Dein persönliches Erlebnis mit dem Kupieren finde ich auch wichtig, und unterscheidet sich wohltuend von denen, die immer nur Allgemeinheiten von sich geben.

Gruss Stephan

20. August 1998 13:32

Hallo Anke, ich möchte noch kurz was nachschieben: bei www.cdb.org/ findest du eine englische Seite zum Thema Ohren kupieren. Das Problem mit den Ruten existiert also. Allerdings verät auch diese Homepage nicht, wie gross das Problem nun wirklich ist, es kann sich somit um eine Übertreibung aus der anderen Ecke handeln. Weitere Infos sind also gefragt.

Gruss Stephan

20. August 1998 14:24

Hallo Stephan,

::wenn Du mal gesehn hast, wie eine Dogge an einer Magenverdrehung verendet, dann wirst Du Dich fragen, ob man eine solche Rasse überhaupt noch züchten
::sollte.

Ich habe seit 1975 nur Deutsche Doggen gehabt. Mein jetziger Rüde „Obelix“ ist der fünfte.
Ich habe gottseidank noch nie eine Magendrehung miterlebt. Ich weiss aber, wie qualvoll dieses Lebewesen verendet, wenn man nicht sofort eingreifen kann.
Ich habe aber bei allen bewusst achtgegeben, was das Springen, Laufen, Herumtollen nach dem Fressen anbelangt. Dem Hund eine kleine Siesta nach dem Fressen aufzuzwingen ist nicht schlimm und wir beide ruhen uns aus für die bevorstehenden Spaziergänge und Spiele.

:grinning smileyas ist mit allem anderen überhaupt kein Vergleich

Es ist ein Vergleich, da das Aufschlagen der Rute auch eine Ausnahme ist und man dem auch vorbeugen kann. Mein „Obelix“ ist viel lebhafter, grösser und stärker als sein Vorgänger. Er lebt in der Familie im Haus. Ich habe die Zimmer, in denen er am liebsten „verrückt“ spielt, hundgerecht eingerichtet. D.h. scharfkantige Tische gegen die Mauer, kleine Dekorationsobjekte vor die Kanten der Schränke usw. Und ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, wo er sich seinen Schwanz aufschlagen könnte. Wenn er in der Strasse mit dem Schwanz gegen Autos schlägt, ernte ich höchstens böse Blicke. Und in freier Natur kann ich es mir nicht vorstellen.

::Aber mich würde etwas anderes interessieren, weil Du der einzige bist, der eine kurzhaarige Rasse hat, und hier an der Diskussion teilnimmt: Wie machst Du das
mit den Ohren? Unsere Dogge war aus dem Tierheim, und war damals kupiert. Und mich würde noch interessieren, wie alt sie ist.

Meine ersten Doggen waren natürlich auch kupiert (zur damaligen Zeit war das so, und ich bin ein heftiger Mitbestreiter, daß es geändert wird). Die Ohren wurden aber genau so schmutzig. Ich mache bei nichtkupierten genau das gleiche wie bei kupierten: Ich säubere seine Ohren. Nach Spaziergängen in Wald und Wiese einmal kurz reinschauen, genauso wie ich einmal kurz sein Fell nach eventuellen Zecken absuche. Fertig. Keine Entzündung, keine Erkältung, nichts. Das einzige, was mir aufgefallen ist: Nichtkupierte Hunde schütteln weniger den Kopf bei Regen, Schnee, Sandwehen usw. Kurzhaarige Rassen haben keine Haare in den Ohren. Alles was reinfällt, fällt direkt tief in die Muschel.
Was das Aufscheuern anbelangt, das verstehe ich beim besten Willen nicht. Erstens ist eine Dogge kein Hund, der viel am Boden riecht. Und zweitens, wie lang müssten die Ohren sein, um überhaupt den Boden zu erreichen.
Respekt für dich, daß du dir eine Dogge aus dem Tierheim geholt hast, aber eine fällige Operation bei „meinem Freund, meinem Hund“ kann doch nicht ausschlaggebend sein, solche Meinungen aufzubauen.
Mein „Obelix“ wird am 31. August 7 Monate alt, hat im Moment schon 78 cm Schulterhöheund wiegt 60 kg. Und er ist genauso lebhaft wie jeder pubertäre Hundelümmel in seinem Alter egal welcher Rasse.

::Und, nebenbei bemerkt, ich wünsche Dir wirklich alles Gute mit Deiner Dogge, und dass sie ihr leben ganz normal beendet!

Vielen Dank. Ich denke, daß mein Obelix sich genauso wohl fühlt, wie all seine Vorgänger.

:grinning smileyoggen sind ganz tolle Tiere, die besten die es gibt, vom Wesen her

Da gebe ich dir tausenprozentig recht. Ich bin ein grosser Hundefreund, aber ein Doggennarr.

::und ich hätte mir unheimlich gerne wieder eine gekauft. Aber so was möchte ich nie wieder erleben, weshalb ich jetzt eine Stufe kleiner genommen habe.

Ein vergleichbarer Hund in der Grösse, die du jetzt hast (wenn ich richtig verstanden habe, hast du jetzt einen Dobermann), ist ein Dalmatiner. Das sind bestimmt auch sehr liebe und lebhafte Hunde. Ich habe noch nicht gehört, daß die sich den Schwanz aufgeschlagen haben, daß er amputiert werden mußte. Sicher gibt es auch hier den einen oder anderen. Wie in deinem Fall wären auch dies Ausnahmen. Deswegen aber an Lebewesen herumschnippeln. Nein.
Du hast dies jetzt einmal miterlebt. Es war scheußlich. Du mußtest Blut wegmachen. Du mußtest das Weinen deines Hundes ertragen.
Aber jeder einzelne kupierte Hund muß dies am eigenen Leib miterleben und die Qualen ertragen. Kommt der Hund dann zu uns, ist kein Blut mehr zu sehen, die Schmerzen haben auch schon nachgelassen. Wir können unseren Hund jetzt vorzeigen.

Gruss Jim


20. August 1998 15:41

Hallo Jim,

Mal was anderes, kennst Du eine Studie oder so etwas zu Magendrehungen?

Als wir unsere Dogge hatten, kannten wir auch einige andere Doggenfreunde, bei denen sind alle Hunde über kurz oder lang an einer Magendrehung verendet. Wie gesagt, bei mir war das ein traumatisches Erlebnis, das ich auf keinen Fall wieder haben möchte (Unsere Pola, wie die heissgeliebte hiess, hatte mehrere Magendrehungen hintereinander, einmal hatten wir sie dann auf Anraten des Tierarztes operieren lassen, aber das kann ich nicht empfehlen - danach ist sie verblutet). Besser ist es wohl, immer einen Schlauch in Reichweite zu haben, um den Magen entgasen zu können, damit wenigstens der Druck von den Organen genommen wird. Der Tierarzt kann dann versuchen, den Magen wieder so zu drehen, wie er liegen sollte. Das hat bei uns mehrmals geklappt. Naja, das nur am Rande.

Gibt es da Information über das Risiko nach Grösse/Rasse/Alter oder so?

Ich muss auch sagen, dass die verschiedenen Beiträge mit Informationen dazu beigetragen haben, manches in Sachen kupieren etwas differenzierter zu sehen, vor allem verstehe ich diejenigen, die das aus eigener Erfahrung ablehnen (obwohl ich mich gegen jede staatliche Bevormundung immer wehren werde - Menschen sind keine Hunde -, aber das ist auch nicht das Thema). Ich wollte auch und ganz besonders das Thema kupieren unter den gesundheitlichen Aspekten diskutieren. Und wenn Du mir sagst, dass Du mit den Hängohren keine Probleme hast, dann finde ich das wirklich bemerkenswert. Nebenbei bemerkt finde ich gerade bei Doggen die Hängeohren sowieso viel schöner, sonst sehen sie so klotzig aus! Beim Dobermann gibt es auch sehr schöne Hängeohren, und vielleicht ist es tatsächlich eine Möglichkeit, durch Züchtung was zu erreichen - wenn es dann überhaupt nötig wäre, was noch zu beweisen ist. Und vielleicht könnte man auch Dobermänner mit kleineren Ohren züchten, die Idee gefällt mir immer besser. Ich finde es ohnehin ein Problem, dass die einzelnen Rassen sich nicht freier entwickeln, d.h. noch andere Stilrichtungen "kreiert" werden. Mir würde eine kleine Dogge, so etwas über Dobermanngrösse, gut gefallen. Dalmatiner, naja ich weiss nicht. Denn letztlich mus man ja zugeben, dass unsere wenigen Rassen ja mehr oder weniger auf die Leute von vor hundert Jahren zurückgehen, obwohl man auch anerkennen muss, dass gerade der Dobermann ein gelungener Wurf war - aber vielleicht bin ich da parteiisch.

So, jetzt lass ich ihn mal springen.

Gruss Stephan