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Verhalten im 'Falle eines Falles'

geschrieben von Holger + Ajax(YCH) 
Verhalten im 'Falle eines Falles'
06. Mai 1999 06:43

Liebe Forumsteilnehmer,

ein Thema über welches ich mir schon seit längerer Zeit Gedanken mache (und dies auch wieder verstärkt
nach den letzten Diskussionen hier im Forum) ist das richtige eigene Verhalten, falls 'mal etwas passiert.
Dazu möchte ich das folgende, Gottseidank fiktive Fallbeispiel geben:

"Gestern abend gehe ich mit meinem Hund (groß & schwarz) den üblichen Abendspaziergang. Da er gut sozialisiert
ist (z.B. Welpenspielstunde) und auch ansonsonsten gut gehorcht, lasse ich ihn, wie fast immer, frei laufen.
Plötzlich kommt mir eine ältere Dame mit ihrem Hund (klein, apricot) entgegen. Obwohl ich hier in der Gegend
ale Hundhalter kenne (auf den Bauernhöfen im Umkreis sind nur große, schwarze Hunde) kenne ich diese Dame und
ihren Hund nicht (wahrscheinlich handelt es sich umeinen verirrten Kurgast). Zu meiner Überraschung (und das ist
das wirklich überraschende an diesem fiktiven Fall) läuft der kleine Hund frei, so daß ich meinem Hund erlaube zu
dem fremden Hund zu laufen. Aus Gründen, die ich aus der Distanz nicht genau erkennen konnte (ich muß zugeben, daß
ich auch nicht so genau darauf geachtet habe, denn schließlich ist soetwas ja noch nie passiert) geraten die Hunde
nach wenigen Sekunden in eine heftige Auseindersetzung. Die ältere Dame rennt natürlich sofort laut schreiend auf
Hunde zu, wohl um ihrem Hund zu helfen (wozu sie allerdings aufgrund ihrer Physis gar nicht in der Lage ist). Mir
fallen glücklicherweise die gelernten Grundregeln für diesen Fall ein. Ich rufe der Dame also zu, daß sie möglichst
schnell in eine andere Richtung weggehen soll (was sie aufgrund der Aufregung und des Lärmes allerdings garnicht hört),
drehe mich selbst um und entferne mich, die Hunde und die Dame ignorierend, schweigend vom Schauplatz des Geschehens.
Durch einen unglücklichen Zufall (es war sicherlich nur ein Unfall und keine Absicht) wird der kleine Hund schwer verletzt
und stirbt am nächsten Tag."

Soweit zu meinem fiktiven Fall, der aber sicherlich so oder in ähnlicher Weise immer 'mal passieren könnte. Aber wie verhalte
und bewerte ich das nun?? Der Ausgang eines möglichen juristischen Nachspiels (sollte ich dumm genug sein es darauf ankommen
zu lassen) dürfte unzweifelhaft fest stehen. Ich glaube auch nicht, daß mein aus kynologischer Sicht richtiges Verhalten mir
da irgendwelche Pluspunkte bringt (Ich gehe eigentlich eher vom Gegenteil aus).
Aber was ist mit der älteren Dame? Durch den Verlust ihres geliebten Hundes sind ihr großer Kummer und Leid zugefügt worden
(gerade ältere Leute hängen doch oft sehr an ihren Hunden). Muß ich mich da irgendwie schuldig fühlen? Ich habe mich ja
schließlich richtig verhalten und der Dame sogar noch versucht die Dame durch einen guten Rat von ihrem falschen Tun abzubringen.
Oder hätte ich vielleicht doch durch beherztes Eingreifen den kleinen Hund retten können?

Wie bewertet Ihr diese Situation (wobei ich eigentlich mehr an dem ethisch-moralischen als an dem kynologischen Aspekt interessiert
bin)???

Neugierige Grüße
Holger (der hoffentlich nie in eine solche Situation kommt) mit Ajax & Danessa (die nicht schwarz, sondern weiß sind)

06. Mai 1999 07:25

Hallo Holger,

ich antworte Dir mal rein aus dem Bauch raus, genauso wie ich viele Entscheidungen im täglichen Leben mit meinem Hund rein aus dem Bauch heraus treffe (wobei ich aber auch immer das angelernte Wissen über Hunde im Hinterkopf habe).

Das mit dem Weggehen mache ich auch grundsätzlich so. Allerdings nur, bevor es zu einer Beisserei kommen kann. Ist mein Hund bereits in eine Beisserei verwickelt, habe ich irgendwie nicht das Gefühlt, daß er noch groß bemerkt, ob ich in der Nähe bin oder nicht. Bis jetzt bilde ich mir auch noch ein, daß man merkt, ob es sich nur um einen Kommentkampf handelt, oder ob es richtig zur Sache geht (ich kann jetzt nur von Rüdenkämpfen sprechen). Sollte es wirklich ernst werden, gehe ich auch dazwischen, auch wenn mir tausend mal gesagt wird, daß man das nicht machen soll. Ich würde sowohl dazwischen gehen, wenn ich merke, daß mein Hund in ernsthafter Gefahr ist, als auch, wenn mein Hund einen kleineren angreift und der in ernsthafter Gefahr ist.

Ich habe zufällig vorgestern einen Bericht im Fernsehen gesehen über ein Tierheim. Dort bekommen sich auch immer wieder einzelne Hunde in die Haare und die Pfleger gehen immer dazwischen. Jeder von denen hatte schon diverse Bißwunden, aber sie meinten das gehöre zu ihrem Job und sie könnten schließlich nicht tatenlos zusehen, wie die Hunde sich totbeißen.

Wir haben unseren Rüden jetzt 2,5 Jahre und in der Zeit mußten wir einmal eingreifen. Er wurde von einem nicht erzogenen, aggressiven Dobermann angegriffen. Nach Sekunden flogen die ersten Fellbüschel unseres Hundes, der auf den Angriff überhaupt nicht vorbereitet war. In so einem Fall würde ich niemals weglaufen. So, das war meine ganz persönliche Meinung zu dem Thema.

Viele Grüße von Anja & Mogli

06. Mai 1999 07:34

Lieber Holgerr,

im Ernstfall hast Du schlechte Karte. Dein "großer" Hund hat den "kleinen" ernsthaft verletzt. Der Vergleich hinkt zwar, wenn aber ein ausgebildeter Kämpfer einen anderen Menschen in Notwehr krankenhausreif schlägt, ist der Kämpfer schuld.

Ich denke, daß im diesem Beispiel Dein Hund nicht so gut sozialisiert ist, wie Du denkst. Bei diesem Größenunterschied würde ich bereits im Vorfeld sehr konzentriert auf beide Hunde achten, damit der kleine es nicht übertreibt oder mein großer wirklich "böse" wird.
Rechtlich ist es so, daß bei zwei freilaufenden Hunden, jeder Halter für seinen Schaden/Verlust aufkommt, zu berücksichtigen ist allerdings das Größenverhältnis/Stärke der Hunde.

Wir hatten bereits einen nämlichen Fall. Bärchen ist von einem kleinen freilaufenden Dackel genervt worden. Erst wurde "freundlich" abgebissen (laß mich endlich in Ruhe), der Dackel verstand leider diese Wahrnung nicht/die Halterin brachte ihren Hund auch nicht davon ab, meinen großen weiter zu provozieren. Bärchen platze der Kragen und der Dackel trug eine Bißwunde davon. Dies erfuhren wir allerdings erst einige Tage später, da sich das Auge total entzündet hat.

Mein Fazit: kleine freilaufende Hunde zwingen mich zur erhöhten Aufmerksamkeit den Hunden gegenüber. Ich schütze meinen, indem ich u. U. weitergehe. Die kleinen sind für meinen Riesenhund (70 cm, 45 kg, siehe Bild 17.11.98) sowieso keine Spielgefährten.

Wie ich in dem Beispiel mit der Halterin umgehen würde, weiß ich nicht. Du weißt ja auch nicht, was die Hunde in dem Augenblick gemacht haben....

Sabine & simbär

06. Mai 1999 08:44

Guten Morgen Holger,

als Großhundehalter rufe ich meinen immer erstmal zu mir, auch wenn der Hund, der uns entgegen kommt, frei läuft.
Es gibt genügend Hundehalter die eine rosa Brille tragen, wenn es um ihre eigenen Hunde geht, besonders wenn es sich um kleine Hunde handelt.
Nach Rücksprache mit dem Herrchen bzw. Frauchen des anderen Hundes gehe ich entweder weiter oder es darf gespielt werden.
Im allgemeinen verhalten sich große Hunde Kleinen gegenüber eher gleichgültig, aber da man nie ausschließen kann, daß sich der kleinere nicht artgerecht verhält,
muß ich aufpassen.
Bei meinen eigenen Hunden achte ich auch immer darauf, daß sie die Großen nicht zu sehr nerven.
4 gegen 1 ist auch nicht nett.
Die menschliche Seite deines fiktiven Falles ist sehr traurig und ich meine, wenn ich alles versucht habe um ein Unglück zu verhindern,kann ich mir keine Schuld anlasten.
Ich könnte mir vorstellen, daß ich eine ganze Weile brauchen würde um das Erlebnis zu verarbeit.

Viele Güße von Elke
mit Beira, Matiechen und Kate "groß"
und Nosy Be, Anarana dit Flo, Anabavy dit Ana und Maeihdey dit Eddy "klein"

06. Mai 1999 08:24


: Wir haben unseren Rüden jetzt 2,5 Jahre und in der Zeit mußten wir einmal eingreifen. Er wurde von einem nicht erzogenen, aggressiven Dobermann angegriffen. Nach Sekunden flogen die ersten Fellbüschel unseres Hundes, der auf den Angriff überhaupt nicht vorbereitet war. In so einem Fall würde ich niemals weglaufen. So, das war meine ganz persönliche Meinung zu dem Thema.

Wie greifst Du in so einem Fall ein? Wie hast Du die Hunde auseinander bekommen?
Gruss, Juliane:


06. Mai 1999 08:30

: Wie greifst Du in so einem Fall ein? Wie hast Du die Hunde auseinander bekommen?
: Gruss, Juliane:

Hallo Juliane,

mein Freund war Gott sei Dank dabei, er hat den Doberman angebrüllt und ihm einen kräftigen Tritt verpasst. Der Hund war so perplex, daß er losgelassen hat. War vielleicht Glück, ich weiß es nicht, soll jetzt auch nicht zum nachahmen empfohlen sein. Mein Freund hat tagelang gehumpelt anschließend, aber egal. Jedenfalls gucken wir nicht tatenlos zu, wie ein aggressiver Hund verucht, unseren zu zerfleischen.

Gruß, Anja