Hallo Andreas!
: leider gibt es auch nach wie vor -wie ich vor kurzem erst wider bemerken mußte- jede Menge Hundeschulen und -vereine, in denen von dem jeweiligen "Ausbilder" bei bestimmten Rüden die Kastration angeregt wird, um den Hund besser führen zu können.
Da darf man aber nicht alle Hundeschulen über einen Kamm kehren bzw. glauben, was die Hundehalter sagen, was in der Hundeschule angeblich gesagt worden ist (Stille-Post-Effekt). In der Hundeschule, in der ich mit meiner Alaska-Husky-Hündin Ausbildung gemacht habe und nun Agility betreibe, wird der Hund über längere Zeit genau beobachtet, bevor zu einer Kastration geraten wird. Und bis jetzt waren alle Kastrationen angeraten, denn die Rüden litten stark unter ihrem nicht ausgelebten Trieb. Nach dem Eingriff wurden sie nicht etwa träge, sondern schienen auf einmal zu merken, daß es noch andere interessante Dinge auf der Welt gibt als Hundeweiber. Sie wurden gut führig und aufmerksam, tolle Hunde. Das lag natürlich aber auch mit am Besitzer. Wenn ein Besitzer es im Innersten toll findet, wenn sein Rüde andere in den Boden stampft, dann wird der Rüde das auch nach K. machen. Damit wäre Dein Argument der "Denkleistung" angesprochen. Einfach so sollte man überhaupt nicht an seinen Hunden herummachen lassen.
Wir haben aber auch festgestellt, daß die Einstellung zur Kastration von Rüde oder Hündin auch viel mit der Einstellung des jeweiligen Besitzers zu Sexualität, Kinderwunsch etc. zu tun hat. Eine Frau mit einer Border Collie Hündin war erst entsetzt, als sie hörte, daß wir zu einer Kastration sogar vor der ersten Läufigkeit rieten, allerdings nur in diesem speziellen Fall. Blue war sehr dominant und zickig, nach der K. aber bedeutend handsamer. Sie ist zwar immer noch nicht die Spieltante vor dem Herrn, wird sie auch nicht werden, aber sie rauft jetzt wenigstens nicht mehr. Ihr Frauchen hat furchtbar gerne Kinder um sich und ihr tat die Hündin leid, die "ihrer Fruchtbarkeit beraubt" werden sollte. Heute ist sie aber sehr froh darum.
Meine Wonda habe ich kastrieren lassen, das war von Anfang an klar. Ich wollte keine Welpen und ihr auch den Streß der Scheinträchtigkeiten nicht zumuten. Außerdem möchte ich nicht, daß sie mal an Gesäuge- oder Gebärmutterturmoren erkrankt, und hier ist das Risiko durch die Kastration nachweislich vermindert. Wenn man manchen Männern vorschlägt, sie möchten ihren Rüden doch kastrieren lassen, weil er z.B. den Hündinnen nachstreunt, nicht frißt oder nächtelang heult, dann reißen sie entsetzt die Augen auf und greifen sich vor ihr bestes Teil. Ich muß dann schon immer grinsen und sage "Nana, nur der Hund!" Dann fällt bei vielen der Groschen, was da in ihrem Kopf abgeht.
Ich kenne aber auch viele Rüden, die unkastriert froh und glücklich durchs Leben traben, ohne Probleme. Natürlich sollte man die nicht kastrieren. Aber wenn der Trieb übermächtig wird, dann schon.
Sommerliche Grüße von Franziska + Wonda