von Franziska + Wonda(YCH) am 11. Juli 1999 12:30
Hallo Porcha!
Ist es nicht irre, wie einige Leute ihre Situation schönreden?! Ich kann ja verstehen, daß es sich bei einigen vielleicht so ergeben hat, daß der Hund nun so lange allein sein muß, aber das ist meiner Meinung nach in jedem Fall ungut. Ich habe eine Freundin, bei der konnte der Mann den Hund zuerst zwei Jahre lang mit in die Arbeit nehmen. Nun geht das nicht mehr und so muß der Hund nun den ganzen Tag im Wohnmobil auf dem Firmenparkplatz verbringen. Meine Freundin geht in der Mittagspause mit ihm Gassi und dann muß Karli wieder bis zum Abend im Auto bleiben. Sie hatte nun überlegt, ob sie sich einen zweiten Hund anschaffen soll, aber Gott sei Dank ist sie davon wieder abgekommen, denn es sollte ein Welpe sein und der hätte ihr Wohnmobil sicher ruckzuck innen umdekoriert.
Ich biete seit einigen Wochen einen kostenlosen Beratungsservice für zukünftige Hundebesitzer an. Am heikelsten sind immer die Beratungen, wenn die Leute sich zwar sehnlichst einen Hund wünschen, aber keine Zeit haben. Ich kann ja verstehen, daß der Wunsch nach einem Hund so groß sein kann, daß es fast körperlich schmerzt, dann doch zu verzichten, aber aus Liebe zum Tier sollten das doch viele tun. Ich rate den Leuten, die unbedingt einen Hund haben wollen, sich für tagsüber einen guten und zuverlässigen Hundesitter zu suchen. Manchmal gibt es ja Leute, die gerne einen Hund um sich haben und mit ihm spazierengehen, den Hund aber selber nicht besitzen wollen. Da ist dann allen geholfen, den Sittern, den Besitzern und vor allem dem Hund. Wer nun aber ein eifersüchtiger Mensch ist, der kann massiv Probleme bekommen, wenn sein Hund seinen Sitter dann auch heiß und innig liebt. Nach dem Motto: "Verräter, ich zahle Dein Futter, Steuer, Versicherung, opfere dir jede freie Minute und du liebst deinen Sitter so sehr wie mich."
Ich finde, daß die Befürworter des Alleinseins meistens nur die zwei Extreme anführen: Acht Stunden allein + dann volle Aufmerksamkeit oder keine Minute allein + sterbenslangweiliges Leben. Aber selbst der Hund, mit dem nicht viel getan wird, hat wenigstens sein Rudel um sich. Und im Hunderudel macht der Alpha ja auch nicht dauernd tolle Sachen mit seinen Rudelmitgliedern. Und überall dabei sein und schauen, was die anderen vom Rudel so machen, kann für einen Hund auch befriedigend sein. Sich zwei Hunde gegen Langeweile bei Alleinsein anzuschaffen, ist auch so eine Sache. Das kann für die Hunde ganz nett sein, aber es gibt auch viele Fälle, in denen sich die beiden dann soviel Blödsinn ausdenken, daß der Besitzer verzweifelt. Und schließlich gewöhnt nun wirklich nicht jeder seinen Hund, so wie Alex, jahrelang an das lange Alleinsein. In den meisten meiner Beratungen wäre es dann so, daß der Hund nach den drei oder vier Wochen Jahresurlaub, die sich der Besitzer dann großzügigerweise genommen hat, sofort allein bleiben müßte, denn kaum jemand könnte sich wohl zwei Jahre "Erziehungsurlaub" für seinen Hund nehmen. Ich höre auch immer wieder Geschichten von "geretteten" Hunden aus Südeuropa, die aus dem "trostlosen" Leben auf der STraße in die absolut nervtödende Langeweile einer Wohnung mitgenommen werden. Wo ist denn da die Rettung? Ich habe nichts dagegen, daß man einen Welpen rettet, wenn er ausgesetzt wurde oder gerade getötet werden sollte, aber schon einen Junghund sollte man nicht mehr mitnehmen, denn sie werden zeitlebens kein sehr enges Verhältnis zu ihrem Menschen bekommen. Für diese Hunde sind Menschen im günstigsten Fall ganz nett, aber meistens nicht überlebensnotwendig, weil sie gelernt haben, auch prima ohne Menschen auszukommen. Aber ich komme vom Thema ab.
Ich bin nach wie vor der Meinung, ein Hund sollte maximal fünf Stunden allein bleiben, und das auch nur nach gründlicher Eingewöhnung von vielen Wochen. Wenn es dann doch ausnahmsweise mal acht Stunden sind, dann ist das auch kein Beinbruch, das kann unsere Wonda auch, aber es kommt vielleicht zweimal im Jahr vor. Im übrigen ist Wonda fast den ganzen Tag bei unseren Aktivitäten dabei und trotzdem pennt sie Zuhause am liebsten. Kommt ja auch immer auf den Hund an, nicht jeder ist der Actionsepp.
Viel Spaß noch mit Eurem Dino!
Franziska und Wonda, die genüßlich in ihrem Korb schnarcht, genauso wie Bensam, mein Pflegehund, der noch bis Montag bleibt.
Ich nehme übrigens auch Hunde in Pflege, bin also sozusagen eine Hundepension, aber nur im Ministil. Ich nehme höchstens zwei Hunde zu unserer Madame dazu, nur jüngere Hündinnen oder Rüden jeden Alters, wenn die Hunde leidlich folgen und freundlich sind. Die Hunde bringen ihre eigenen Körbe mit und wohnen als unsere Zweit- bzw. Dritthunde im Haus, Zwinger haben wir gar keinen. Es ist lustig, ich habe immer wieder Abwechslung, verdiene mir etwas dazu und sammle jede Menge Erfahrungen mit den verschiedensten Hundetypen. Die Hunde müssen uns vorher übrigens immer kennenlernen und möglichst auch 24 Stunden zur Probe kommen.
Mir scheint, dieser Service ist eher selten, denn langsam rennen mir die Leute die Bude ein. Im Nachbarort gibt es zwar auch eine Hundepension, die die Hunde im Haus hält, aber die sind dann auf die verschiedenen Zimmer verteilt, dürfen ihre eigenen Körbe nicht mitbringen, sondern schlafen in vorgegebenen Körben und er nimmt bis zu sechs Hunde auf. Wie das noch familiär sein soll, frage ich mich. Dafür drückt man da aber auch 45 Mark am Tag ab. Außerdem macht der Mann noch Hundeschule und Problemhundbehandlung, ich zweifle also ernsthaft daran, daß er genügend Zeit für die einzelnen Pensionsgäste hat. Es ist halt immer ein Unterschied, ob man das hauptberuflich macht oder mehr als Nebenerwerb wie ich. Ich werde Dir nicht sagen, wer der Typ ist, sonst droht er mir wieder mit einer Anzeige wegen übler Nachrede. Ich habe gesehen, wie er Hunde bei einer Keilerei in die Rippen trat und später sagte, das sei der Solarplexus gewesen. Erzählen darf ich das niemanden "weil Sie nichts davon verstehen und gar nicht die Hintergründe kennen!" Toll, was?! Ich recherchiere jetzt aber mal, was an den Gerüchten dran ist, daß er im Nachbarlandkreis Berufsverbot bekommen haben soll, weil er angeblich Hunden die Rippen gebrochen hat.