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Leserbrief: Kampfhund!

geschrieben von veronika(YCH) 
Leserbrief: Kampfhund!
22. Juli 1998 16:18

Hallo!
In unserer Zeitung stand neulich ein Bericht über Kampfhunde, genauer gesagt, Pitbulls.
Es wurde von skrupellosen Züchtern gesprochen, die die Hunde wirklich für Hundekämpfe gezüchtet hatten. Die Besitzer sind in der Drogenszene usw. ansässig. Auf dem Gelände, wo die Kämpfe stattfanden, wurden auch 9 Kadaver gefunden (totgebissen, erschlagen oder erschossen).
Die noch vorhandenen Hunde wurden eingeschläfert, weil keine Aussicht auf Resozialisierung bestand.
Nun gut, das kann ich sogar glauben, daß bei einem älteren aggressiv gemachten Hund Hopfen und Malz verloren ist.
Eine Sachverständige meinte sinngemäß: Wenn man bei diesen Hunden den Schalter runterdrückt, kann sie keiner mehr stoppen.
Na schön, auch das geht mir in diesem Falle ein.

Aber jetzt kommt das, was mich so aufgeregt hat!
Bei diesem Bericht war auch ein Photo abgedruckt - von einem American Staffordshire Terrier.
Und darunter stand: Der Amerikan. Staffordshire Terrier, ein Kampfhund. Dr. ... sagt. Wenn man bei diesen Hunden erstmal den Schalter runtergedrückt hat, kann sie keiner mehr stoppen!

Dieser Kommentar hat mich wahnsinnig aufgeregt! Wie kann man in einer Zeitung ein Zitat dermaßen falsch einsetzen, indem man es aus dem Zusammenhang reißt??
Schon allein, daß auf dem Photo eine andere Hunderasse abgebildet war, finde ich ganz und gar nicht in Ordnung, aber das darunter auch noch ein Satz geschrieben wird, der sich ausschließlich auf die aggressiven Hunde von diesen rücksichtslosen Menschen bezog, das finde ich die Höhe. Solch eine Allgemeinerung ist doch unverschämt. Damit wurden wieder mal alle "Kampfhunde" schlecht gemacht, obwohl doch deutlich war, daß die hier beschriebenen Hunde durch die Menschen so gefährlich gemacht worden sind. Ich bin der Meinung, daß solche Menschen auch "harmlose Hunde" wie Pudel oder Collies zu Bestien machen könnten. Mit den "richtigen" Methoden kann ich jeden Hund dazu bringen, daß er um sich beißt. Schließlich ist so ein Hund dann ja verhaltensgestört und reagiert nicht hundegemäß.

Nun würde ich gerne einen Leserbrief schreiben, möchte aber nicht zu unverschämt werden. Ich würde mich freuen, wenn ich Tips für einen gelungenen Brief bekommen würde. Es ist so schwierig, sich so auszudrücken, daß wirklich das rüberkommt, was einem am Herzen liegt und aufregt. Ich weiß, daß es hier im Forum viele Leute gibt, die genau wissen, was mich an dem Bericht so aufgeregt hat und was ich in diesem Leserbrief ausdrücken will.
Oder soll es weiter erlaubt werden, daß ein x-beliebiges Zitat einfach aus dem Zusammenhang gerissen und generaliesiert werden darf ???

Auf eure Antworten wartet

Veronika


23. Juli 1998 06:35

Hallo Veronika!

Du hast Recht - das ist natürlich eine Riesensauerei. Aber hast Du bei der derzeitigen "Kampfhundhysterie" (siehe auch meinen kurzen Bericht vom 21.07.) etwas anderes erwartet?

Ich finde es aber gut, daß Du einen Leserbrief schreiben willst. Ich würde dabei auch kein Blatt vor den Mund nehmen, aber sachlich bleiben. Das wird ernster genommen, als wenn Du Dich zu persönlichen Beleidigungen hinreißen läßt.
Als Ansatz finde ich Deine folgenden Sätze auch schon gar nicht so schlecht:

:Bei diesem Bericht war auch ein Photo abgedruckt - von einem American Staffordshire Terrier.
:Und darunter stand: Der Amerikan. Staffordshire Terrier, ein Kampfhund. Dr. ... sagt. Wenn man bei diesen Hunden erstmal den Schalter runtergedrückt hat, kann sie keiner mehr stoppen!
grinning smileyieser Kommentar hat mich wahnsinnig aufgeregt! Wie kann man in einer Zeitung ein Zitat dermaßen falsch einsetzen, indem man es aus dem Zusammenhang reißt??
confused smileychon allein, daß auf dem Photo eine andere Hunderasse abgebildet war, finde ich ganz und gar nicht in Ordnung, aber das darunter auch noch ein Satz geschrieben wird, der sich ausschließlich auf die aggressiven Hunde von diesen rücksichtslosen Menschen bezog, das finde ich die Höhe. Solch eine Allgemeinerung ist doch unverschämt. Damit wurden wieder mal alle "Kampfhunde" schlecht gemacht, obwohl doch deutlich war, daß die hier beschriebenen Hunde durch die Menschen so gefährlich gemacht worden sind. Ich bin der Meinung, daß solche Menschen auch "harmlose Hunde" wie Pudel oder Collies zu Bestien machen könnten. Mit den "richtigen" Methoden kann ich jeden Hund dazu bringen, daß er um sich beißt. Schließlich ist so ein Hund dann ja verhaltensgestört und reagiert nicht hundegemäß.

Vielleicht kennst Du ja Leute mit Positivbeispielen sogenannter "Kampfhunde", die ganz normale Familienhunde sind (gerade Pitbulls sind bei liebevoller Erziehung richtige Schäfchen) und kannst auch sie motivieren, gegen diesen Artikel anzugehen. Das wäre schließlich auch in ihrem Interesse. Vielleicht bringst Du den Autor des Artikels in einem persölichen Gespräch auch dazu, über ein Positivbeispiel zu berichten.

Du solltest in Deinem Brief auch darauf hinweisen, daß die meisten Leute, die von Hunden gebissen werden, nicht von sog. "Kampfhunden" gebissen werden. Einen großen Teil decken Schäferhunde und Schäferhundmischlinge ab (weil sie so häufig sind). Aber auch andere Rassen mischen kräftig mit. Zugegeben, der Biß eines Dackels ist sicher nicht so gefährlich wie der eines Pitbulls. Trotzdem wird ein Biß von einem "kleinen, süßen Schoßhund" oft einfach abgetan, während Bisse von z. B. Pitbulls aufgebauscht werden.

Ich fände es auch wichtig, in dem Brief darauf hinzuweisen, daß mit dieser Hysterie vielleicht bald mehrere Hunderassen langsam aber sicher aussterben werden. Kampfhundsteuern und Haltungsverbote tun ihr übriges.

So, ich hoffe, Du konntest mit meinen Ausführungen wenigstens ein bißchen was anfangen. Ich bin schon gespannt auf Deinen Brief und hoffe, daß Du ihn hier im Forum noch einmal vorstellst.

Viele Grüße

Ana


23. Juli 1998 06:55

Hallo Veronika,

Ich kann Dir gut nachfühlen, was dieser Zeitungsartikel bei Dir ausgelöst hat, auch gebe ich Ana recht damit, dass Du einen Leserbrief schreiben solltest, indem Du Deinen Gefühlen freien Lauf lässt, ohne aber beleidigend zu werden.
Ich selbst besitze, neben einem alten Schäferhund, eine 3jährige Pitbullhündin. Ich hatte noch nie, wirklich noch nie, Probleme mit ihr. Sie ist lieb und verschmust. Obwohl sie eigentlich eine relativ dominante Hündin ist, geht sie jeder Aggression oder Provokation aus dem Weg. Kleinere Hunde werden von ihr schon gar nicht mehr beachtet, die lässt sie links liegen und läuft einfach vorbei (darüber bin ich sehr froh). Also, schreibe diesen Leserbrief und wenn Du noch mehrere Leute in Deiner Umgebung kennst, die genauso über diesen Zeitungsartikel denken, dann halte sie dazu an, auch einen Leserbrief zu schreiben, denn: Die Menge macht's!
Danke - Gruss, Kerstin.

23. Juli 1998 10:22

Hallo Veronika

:Aber jetzt kommt das, was mich so aufgeregt hat!
:Bei diesem Bericht war auch ein Photo abgedruckt - von einem American Staffordshire Terrier.
:Und darunter stand: Der Amerikan. Staffordshire Terrier, ein Kampfhund. Dr. ... sagt. Wenn man bei diesen Hunden erstmal den Schalter runtergedrückt hat, kann sie keiner mehr stoppen!
:
grinning smileyieser Kommentar hat mich wahnsinnig aufgeregt! Wie kann man in einer Zeitung ein Zitat dermaßen falsch einsetzen, indem man es aus dem Zusammenhang reißt??
confused smileychon allein, daß auf dem Photo eine andere Hunderasse abgebildet war, finde ich ganz und gar nicht in Ordnung, aber das darunter auch noch ein Satz geschrieben wird, der sich ausschließlich auf die aggressiven Hunde von diesen rücksichtslosen Menschen bezog, das finde ich die Höhe. Solch eine Allgemeinerung ist doch unverschämt. Damit wurden wieder mal alle "Kampfhunde" schlecht gemacht, obwohl doch deutlich war, daß die hier beschriebenen Hunde durch die Menschen so gefährlich gemacht worden sind. Ich bin der Meinung, daß solche Menschen auch "harmlose Hunde" wie Pudel oder Collies zu Bestien machen könnten. Mit den "richtigen" Methoden kann ich jeden Hund dazu bringen, daß er um sich beißt. Schließlich ist so ein Hund dann ja verhaltensgestört und reagiert nicht hundegemäß.

Der AmStaff (American Staffordshire Terrier, FCI anerkannt) und der Pitbull (American Pit Bull Terrier) sind grundlegend die gleiche Rasse. Es hat in Deutschland z.B. den AmStaff-Klub und den Pit-Klub gegeben und viele Züchter waren in beiden Klubs. In Amerika ist es so das zwar der AmStaff-Klub (FCI) die Hunde des Pit-Klubs nicht akzepiert, aber umgekehrt schon. Daher ist es schon der richtige Hund auf dem Foto, halt in dem Sinn mit der "falschen" Rassebezeichnung. Es gibt auch bei "beiden Rassen" unterschiedliche Typen (klein/gross, schwer/leicht, eher spitze Schnauze, etc. etc.)

Grundlegend liegt es ja auch nicht an der Rasse, sondern daran was der Mensch aus dem Hund macht. Bei abgerichteten Hunden kann ja es durchaus sein, dass sie nicht mehr kontrollierbar sind unabhängig von der Rasse. Aber es gibt auch andere Hunderassen, die durch falsche oder keine Erziehung für Menschen und andere Hunde zum Problem werden. Mit meinem Staffie-Rüden (2,5 jährig) hatte ich noch nie (wirklich!) eine Rauferei, aber musste ihn schon öfters von anderen Hunden "beschützen" (hauptsächlich Labradorrüden und Schäfern), nicht weil ich Angst um meinen Hund habe, aber ich möchte nicht, dass er schlechte Erfahrungen macht oder auf den Geschmack kommt. Wenn dann etwas passiert ist es sowieso immer der "Kampfhund", der Schuld ist (leider!), auch wenn er an der Leine war und der andere Hund ihn angegriffen hat.

Ich finde es gut, wenn Du einen Leserbrief schreibst (veröffentliche doch ihn auch hier im Forum).

Grüsse

Pat


24. Juli 1998 20:10

Hallo Veronika,

wie du dir sicher denken kannst, versteht dich vermutlich keiner besser wie ich. Mir geht es genauso wenn ich wieder einmal einen reißerischen Artikel in der Zeitung sehe und ich habe auch schon öfters Leserbriefe geschrieben.

Vielleicht könntest du mir den Artikel per Fax zuschicken (09132 / 84 2874 Büro oder 09132/736512 zuhause)? Dann schreib ich vielleicht auch einen Leserbrief. 2 Positivexemplare von sogenannten Kampf- oder angeblich gefährlichen Hunden habe ich ja wie du weißt.

Also bis bald,
Anja


27. Juli 1998 07:45

Hallo Veronika!

:In unserer Zeitung stand neulich ein Bericht über Kampfhunde, genauer
:gesagt, Pitbulls.

:Nun würde ich gerne einen Leserbrief schreiben, möchte aber nicht zu
:unverschämt werden. Ich würde mich freuen, wenn ich Tips für einen
:gelungenen Brief bekommen würde. Es ist so schwierig, sich so
:auszudrücken, daß wirklich das rüberkommt, was einem am Herzen liegt
:und aufregt. Ich weiß, daß es hier im Forum viele Leute gibt, die
:genau wissen, was mich an dem Bericht so aufgeregt hat und was ich in
:diesem Leserbrief ausdrücken will.

Ich will Dir ja Deine Motivation nicht nehmen, aber nach meiner Erfahrung
ist der Versuch Zeitgenossen im Stadium akuter Kampfhundehysterie mit
sachlichen Argumenten zu ueberzeugen ungefaehr so sinnvoll, wie die
mittelalterliche Inquisition davon zu ueberzeugen, dass die Erde keine
Scheibe ist.

Wenn ich dann aber doch mal eine vernuenftige Diskussion zu Stande brachte,
habe ich immer versucht das Rasseargument aufzugreifen und die Frage gestellt,
ob das negativer Verhalten denn wirklich in der Rasse begruendet ist.
Menschen die dies bejahen, werden also auch die These bestaetigen, dass
negativer Verhaltensweisen genetisch festgelegt sind und das diese
genetische Festlegung nicht nur fuer Hunde sondern fuer alle Lebewesen
gilt. Spaetestens nach dem Hinweis, dass eine solche Theorie dann auch
fuer den Menschen gelten wuerde, wurden meine Diskussionspartner sehr
nachdenklich.
Zugegeben, eine solche Art zu argumentieren ist sehr polemisch, aber es
macht den Menschen drastisch klar, wie unsinnig ihr "Rassismus" ist.

Ciao Burkhard