Hallo Anja.
Einen Welpen kann man sich selbst "versauen" bzw. so erziehen, wie man ihn gerne hätte.
Ich halte Dobermänner und bleibe dieser Rasse auch treu.
Meinen jetzigen Rüden bekam ich mit 9 Wochen.
Er verträgt sich mit allen Hunden, mit Katzen, er ist wahnsinnig kinderlieb (obwohl ich keine Kinder habe und er auch keinen regelmäßigen Kontakt zu Kindern hat).
Ich kann ihn überall mit hinnehmen. Er ist sehr souverän und immer freundlich.
Er ist sehr gehorsam.
Er ist genau so, wie ich ihn mir erzogen habe - für mich: Perfekt!
Meine jetzige Hündin war 7 Monate alt als ich sie bekam - und sie kannte nix ausser einer Flugbox von innen, einen Kellerraum und einen blickdicht abgeschotteten "Auslauf" von 8 x 8 Metern.
Sie ist jetzt 4 Jahre alt und einigermaßen hingebügelt.
Auch sie kann ich überall mit hinnehmen und sie ist sehr gehorsam.
Trotzdem ist sie weit davon entfernt, ein unkomplizierter Hund zu sein.
Mit anderen Hunden ist immer Vorsicht geboten, weil sie einfach nicht gelernt hat, innerartlich zu kommunizieren. Sie kann mit anderen Hunden nix anfangen und sie kann weder spielen noch sich unterwerfen.
Fremde Hunde sind für sie grundsätzlich Feinde. Sie war leider auch des öfteren Opfer freilaufender "Meinertutnixe", die sie (angeleint) jeweils tierarztreif gebissen haben.
Sie ist bei Kindern sehr unsicher, fühlt sich schnell in die Enge getrieben und bedroht und würde auch schnappen. Deswegen würde ich sie niemals mit Kindern allein lassen und sorge auch so dafür, dass sie immer genug "Luft" um sich hat, wenn sich eine Horde Kinder um meinen Rüden schart und streicheln und knuddeln will.
Sie ist definitiv ein Hund für erfahrene Hände.
Meinen ersten Rüden bekam ich aus dem Tierheim. Er war ca. 1 Jahr alt und dermaßen versaut, dass es gute 5 Jahre gedauert hat, aus ihm einen "normalen" Hund zu machen.
Es hat sich gelohnt, aber wäre der woanders hingekommen - der hätte das 2. Lebensjahr nicht erlebt.
Ein erwachsener Hund unbekannter Herkunft ist immer ein Risiko. Gerade auch wenn Kinder oder andere Tiere im Haus sind.
Die ersten 6 Wochen lang zeigt sich der Hund von seiner besten Seite und dann beginnen die Probleme.
Klar, es gibt auch problemlose Hunde aus 2. Hand, aber bei weitem nicht viele.
Mein nächster Hund wird sicherlich ein erwachsener, vielleicht schon ein älteres Semester sein. Jedenfalls wieder ein Dobermann.
Ich mache zwar Hundesport - aber nur aus Spaß an der Freude und nicht, um irgendwelche Prüfungen abzulegen oder Pokale zu gewinnen.
Aber die Entscheidung zum erwachsenen Hund treffe ich nur, weil ich inzwischen genug Erfahrungen gerade auch im Umgang mit Problemhunden habe und es mir zutraue, auch einen "versauten" Hund sicher zu führen.
Ich kann also schon nachvollziehen, warum Welpen (abgesehen vom Niedlichkeitsfaktor) eher gefragt sind.
In der heutigen Zeit - gerade bei bestimmten Rassen - steht man mit einem Problemhund total auf verlorenem Posten.
Da ist es egal, ob der aus dem Tierheim ist oder nicht.
Heutzutage wird einfach von einem Hund verlangt (nicht zuletzt durch die Verordnungen/Gesetze), dass er absolut unauffällig ist, sich mit jedem anderen Hund versteht, absolut lieb und freundlich ist, sich von jedem angrabschen lassen muss etc.
Ein Hund darf nicht mehr Hund sein.
Ein Hund darf in manchen Bundesländern nicht einmal mehr seinen Menschen verteidigen oder beschützen - schon droht die Giftspritze.
So ist das!
Gruß
tessa