Hallo Peter,
: Ich glaube, du hast relativ wenig Ahnung darüber, wie viel Zeit ich für die Ausbildung meiner Hunde aufbringe.
Hier kommen wir einem grundlegenden Problem unserer Kommunikation näher. Bei der Diskussion zu einem bestimmtenThema meine ich doch nicht persönlich DICH, ebensowenig wie ich mich selbst als Beispiel für andere nehme. Genausowenig nehme ich mich selbst aus, wenn es Probleme und Schwierigkeiten zu diskutieren gibt, ich beziehe mich da durchaus mit ein.
Mir geht es, mal etwas salopp ausgedrückt, einfach gegen den Strich, wenn einzeln lebende Hunde den ganzen Tag sich selbst überlassen sind, es dann samstags auf den Hundeplatz geht und damit alles im Lot sein soll. Du führst doch selbst die Notwendigkeit ausreichender Beschäftigung des Hundes an, die Du ihm offenkundig so weit wie möglich zu bieten bemüht bist.
Ich hatte deswegen in meinem letzen posting an Dich darauf hingewiesen, dass es mir primär gar nicht um den Hundesport ging, sondern Du die Problematik beliebig auf jede Aktivität mit dem Hund übertragen kannst. Genau dieses Problem kannst Du doch auch im Hinblick auf die Erziehung des Hundes feststellen. Die tagtäglichen Versäumnisse korrigierst Du doch auch nicht mit einer halben Stunde Unterordnung auf dem Hundeplatz, einer halben Stunde Clickertraining etc.
:Wie stehts dann mit dem Argument vieler Tierheime, dass die Wohnung groß genug sein muß, damit der Hund sich zurückziehen und für sich allein sein kann ? Also ich habe bei meinen Beiden noch keinen Seelenschaden festgestellt, nur weil sie ein paar Stunden am Tag alleine waren, auch nicht an Arras, als er noch Einzelhund war.
: Und nicht jeder Hund fühlt sich wohl, wenn er dauernd im Büro oder am Stammtisch bei seinem HF verbrigt. Denn da liegt er auch nur die meiste Zeit herum und hat keine Bewegung.
Hinsichtlich der Rückzugsmöglichkeit stimme ich Dir völlig zu. Wenn ich mit meinem Hund ein paar Stunden unterwegs war bzw. er sich ordentlich verausgabt hat, dann will er sich die nächsten zwei Stunden auch nur noch schlafen legen. Insbesondere möchte er dann in Ruhe gelassen werden. Andererseits muß ich bei meinem Hund jeden Tag auch tatsächlich einige Stunden einkalkulieren, da ist es mit morgens und abends einer halben Stunde nicht getan. Dieser Zeitaufwand ist aber mit einer vollen Berufstätigkeit kaum zu bewältigen.
Auch bei dem Bedürfnis des Hundes nach Rückzug gehe ich aber davon aus, dass es sehr wohl einenUnterschied für ihn macht, ob er sich zurückziehen kann und er dennoch weiss, dass ich anwesned und verfügbar bin oder ob ich den ganzen Tag ausser Haus bin. Sehe ich im übrigen sehr deutlich, wenn ich zu Hause arbeite. Da kommt Hund nämlich regelmässig in mein Arbeitszimer angetappt und legt sich zu meinen Füßen unter den Schreibtisch, um dort weiterzuschlafen. Wenn der Hund aber grundsätzlich wählen könnte, on er in Deiner Nähe oder alleingelassen sien will, dann denke ich wäre die Antwort keine Frage. Du hats eine Lösung dergestalt herbeigeführt, dass Du zwei Hunde hast, was die Situation sicherlich verbessert.
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: : Wenn Du jetzt statt "Hundesport" "Agility" geschrieben hättest, wäre meine Antwort gleich ausgefallen.
Ich hatte gehofft, dass dieser Satz meine Intention vielleicht etwas besser verdeutlicht.
: Und woran liegt das wohl zum Teil ? An den Vorurteilen gegenüber den SchH Hunden. Bei uns im Verein gibt es sowohl SchH wie auch Breitensport. Und beim Spazierengehen werden da keine Unterschiede gemacht.
: Aber sehr wohl von Spaziergänger mit Hunden. Sehen die, dass man vom Hundeplatz kommt auf dem Schutzdienst gemacht wird, dann heißt es gleich, nehmen sie ihren scharfen Hund an die Leine. Hat man dann noch einen DSH ist man sowieso der Blöde, da ja angeblich jeder DSH ein Reißer ist, und weil angeblich erst gestern wieder ein DSH zugebissen hat. Und hast du dann auch noch zwei, so wie ich, dann wirst du schon als total verantwortungslos abgestempelt, wenn die Hunde nicht an der Leine sind. So sieht nun mal die Realität in manchen Gebieten aus.
Lieber Peter, ich bin froh diese Sätze von Dir zu hören. Alleine das lohnt -zumindest für mich- unserern Wortwechsel. Ich war mir bislang nicht bewußt, dass Du (bzw. andere Halter) sich aufgrund derartig blödsinniger Diskrimierungen von anderen fernhalten. Meine Hündin beispielsweise wurde im Welpenalter von neun Wochen Beissopfer eines DSH, der sie umwarf, an der Kehle packte und schüttelte, bis die Halterin hinzukam. Dies hat mich jedoch keine Tag davon abgehalten meinen Hund mit anderen Hunden, gleich welcher Rasse oder Grösse, freilaufend zusammenzulassen. Ich bin auch beliebe keiner der Hysteriker, der gleich schreit, wenn die Hunde sich mal kabbeln, die kommen von ihren Spielstunden durchaus regelmässig mal mit ein paar Haaren weniger oder einer Schramme zurück.
Ich schicke das des besseren Verständnisses halber voraus, weil mir eine einseite Verursachung dieser Kontaktschwierigkeiten nicht gegeben scheint. Ich habe meist erhebliche Mühe, trotz entspanntester Haltung meinerseits und des Hundes und in freundlichstem Ton hervorgebrachten Versicherung, dass der andere seinen Hund ruhig loslassen kann, weil er wdder Angst um seinen, noch um meinen Hund haben muß, die Kollegen vom Hundeplatz (auch dem eigenen)zur Entspannung und normalem Umgang zu bewegen. In schöner Regelmäßigkeit wird abgedreht, gebrüllt ich solle mit meinem Hund verschwinden, darauf verweisen, dass keine Angst vor meinem Hund bestehe, sondern der eigene "nicht ohne" sei usw. Du kannst mir glauben, dass ich mir grosse Mühe gebe, mit meinen Mitmenschen und insbesondere anderen Hundehaltern gut auszukommen, gerade weil ich selbst die Schwierigkeiten kenne, unter denen man als Hundehalter bei seinen Zeitgenossen leiden kann. Es ist bei uns auch jeder willkommen, der sich unseren Spaziergängen anschliessenmöchte, leider machen die Hundesportler fast nie davon Gebrauch sondern nehmen bisweilen sogar "Reissaus". Das ist doch eine absurde Situation, die die Vorurteile geradzu zu bestätigen scheint! Ich denke dazu trägt jeder seinen Teil bei.
Ich muß mich jetzt auf den Weg auf den Hundeplatz machen, wo mir die Hundesportler jetzt zum x-ten Male versichern werden, dass mein Hund doch Schutzdienst machen muß bei seiner körperlichen Konstitution, ich werde wie immer erwidern, dass meine Meinugn nach wie vor unverändert ist und wir gerne Fährtenarbeit etc. machen können, Training auf Mannschärfe jedoch nicht.
Anschliessend trinken wir einen Kaffee zusammen und lassen die Sache gut sein.
Es sollten sich immer beide Seiten bemühen, miteinander umgehen zu können. Und bei aller gegesätzlicher Meinungen im Einzelfall, sollten wir uns untereinander das Leben nicht auch noch unnötig schwer machen, das ist wegen viele Hundegegner und umweltbedingter Einschränkungen ohnehin schon genug.
Viele Grüsse und ein schönes Wochenende,
andreas