Hallo Susanna,
: da bin ich aber froh, daß wir Menschen wenigstens gegen unserer Natur leben, sonst würde es hier nur Mord und Totschla geben.
Würden wir Menschen wirklich gegen unsere Natur leben, dann gäbe es gerade Mord und Totschlag! Bei Tieren ist das ganz genau so; Aggressionsverhalten ist wichtig, um Sozialverhalten aufzubauen. Erst durch das Vorhandensein von Aggression ist eine Spezies fähig, ein intaktes Sozialverhalten aufzubauen, egal ob Mensch, Hund, Ziege, Elefant oder Delphin. Aggression ist also etwas ganz Natürliches und auch Lebenswichtiges.
: Man kann alles so hinzüchten oder erziehen wie man will, und das ist der Knackpunkt: Eben so WIE MAN WILL.
Wenn Du das auf den Schutzdienst beziehst: Es geht beileibe nicht so, wie man das will! Triebveranlagung, Aggressionsverhalten etc. sind genetisch bedingt. Zu welcher Typ-Klassifizierung ein Lebewesen gehört ist u.a. abhängig von der Dicke der Hirnrinde und diese ist nicht mainpulierbar. Und auch bei dem "hineinzüchten" ist irgendwo Schluß, denn Auslöser für die von Dir so gerne zitierte "Mannschärfe" ist i.d.R. Angst, und die ist bei einem Hund, der im SchH-Bereich geführt wird, absolut nicht erwünscht.
: Welchen Sinn macht es, daß ein Tier auf Mannschärfe gebracht wird?
Jetzt mal den Begriff "Mannschärfe" außer acht gelassen, nähern wir uns dem Diskussionspunkt "Brauchen wir noch wehrhaft Hunde?".
Ich bin nicht gerade ein ängstlicher Mensch, aber meine Nachbarn wohnen weit entfernt und ich bin auch oft mit meinen Hunden auf einem einsam gelegenen Gehöft; in der Gegend wurde bisher oft eingebrochen und vor zwei Jahren hat sogar eine Entführung stattgefunden. Ich weiß also meine "wehrhaften" Hunde zu schätzen, die ja andererseits niemandem einen Schaden zufügen, sofern der nicht mich oder die Hunde direkt bedroht. Vom Bereich der Diensthundearbeit brauchen wir jetzt wohl gar nicht zu sprechen...
: Ich denke auch, daß ein Hund, wollt e er Dich im entscheidenen Fall (z. B. bei einem Überfall) schützen, schon genau weiß, was er tun muß.
Ist er in dem Fall, sofern er überhaupt "schützt", in seinen Handlungen noch kontrollierbar? Man kommt heute in Teufels Küche, wenn sich ein Hund einen Angreifer/Einbrecher packt und nicht sofort wieder von diesem abläßt (= Verhältnismäßigkeit der Mittel). Da ist es gut möglich, daß der Angreifer (der ja gar nicht wirklich angegriffen hat, weil es der Hund verhindert hat) freigesprochen wird, der Hundehalter aber wegen schwerer Körperverletzung verdonnert wird...
: Der Vorteil bei einigen Rassen ist nur, diese sind gelehriger als andere oder kräftiger oder wendiger etc. Nur dies im negativen Sinne auszunutzen ist nicht in Ordnung, denke, ein Hund tut meistens das, was Du ihm sagst und nicht das, was er vielleicht wirklich will. Wenn er da überhaupt Entscheidungen treffen kann.
Wenn das so wäre, verstehe ich nicht, warum den diensthundehaltenden Behörden ständig brauchbare Diensthunde fehlen! Gibt doch genug Schäferhunde, Rottweiler, Riesenschnauzer... Wenn Deine Ausführungen stimmen würden, könnte man eigentlich alle größeren und stärkeren Rassen für diese Aufgaben ausbilden, Golden Retiever, Pit Bulls, Bernhardiner, Dalmatiner...
Für die Arbeit als Diensthund und auch im SchH-Bereich (der wiederum die Grundlage ist für die Diensthundezucht) sind selbst innerhalb der sog. "Gebrauchshunderassen" nicht alle Exemplare geeignet. Wo keine Veranlagung da ist kann auch nichts "ausgenutzt" werden, weder im positiven noch im negativen Sinne.
Die Arbeit im SchH-Bereich ist vergleichbar mit einer Waage, sowohl bei der Veranlagung des Hundes als auch bei der Ausbildung. Wenn Triebveranlagungen zu wenig oder ungleich vorhanden sind, klappt gar nichts. Wenn bei der Ausbildung nicht immer auf eine Ausgewogenheit geachtet wird, klappt genauso wenig. Irgendeinen Hund nehmen, draufhauen und hoffen das er beißt, so läuft das nicht im SchH-Sport!!!
Viele Grüße
Antje