Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Was sonst nirgends passt

In dieser Rubrik steht all das, was in den anderen Rubriken irgendwie nicht so recht reinpasst. Nicht alles lässt sich eindeutig zuordnen oder betrifft mehrere Themen gleichzeitig. Wer so ein Thema hat, ist in dieser Rubrik gut aufgehoben.  
nochmal: Hund und Berufstätigkeit
21. Dezember 1999 11:39

Hallo Peter
:
: Schutzdienst ist nicht gleich Mannschärfe, da verwechseltst du was, bzw. gehst einem Klischee nach. Mehr darüber in meinem anderem Posting an dich
:
: Wozu benötigt man denn einen Schutzhund, außer zu beruflichen Zwecken (z. B. Schutzdienst in der Straßenbahn, Polizei) Es kann doch nicht nur die Triebauslebung sein.
Das ist jetzt wirklich nur Interesse und KEINE Verurteilung, sowie der Rest auch nicht, ich hoffe, Du hast Dich von mir bisher nicht angegriffen gefühlt.

Gruß Susanna
:


21. Dezember 1999 11:43

Hallo Susanna,

: da bin ich aber froh, daß wir Menschen wenigstens gegen unserer Natur leben, sonst würde es hier nur Mord und Totschla geben.

Würden wir Menschen wirklich gegen unsere Natur leben, dann gäbe es gerade Mord und Totschlag! Bei Tieren ist das ganz genau so; Aggressionsverhalten ist wichtig, um Sozialverhalten aufzubauen. Erst durch das Vorhandensein von Aggression ist eine Spezies fähig, ein intaktes Sozialverhalten aufzubauen, egal ob Mensch, Hund, Ziege, Elefant oder Delphin. Aggression ist also etwas ganz Natürliches und auch Lebenswichtiges.


: Man kann alles so hinzüchten oder erziehen wie man will, und das ist der Knackpunkt: Eben so WIE MAN WILL.

Wenn Du das auf den Schutzdienst beziehst: Es geht beileibe nicht so, wie man das will! Triebveranlagung, Aggressionsverhalten etc. sind genetisch bedingt. Zu welcher Typ-Klassifizierung ein Lebewesen gehört ist u.a. abhängig von der Dicke der Hirnrinde und diese ist nicht mainpulierbar. Und auch bei dem "hineinzüchten" ist irgendwo Schluß, denn Auslöser für die von Dir so gerne zitierte "Mannschärfe" ist i.d.R. Angst, und die ist bei einem Hund, der im SchH-Bereich geführt wird, absolut nicht erwünscht.


: Welchen Sinn macht es, daß ein Tier auf Mannschärfe gebracht wird?

Jetzt mal den Begriff "Mannschärfe" außer acht gelassen, nähern wir uns dem Diskussionspunkt "Brauchen wir noch wehrhaft Hunde?".

Ich bin nicht gerade ein ängstlicher Mensch, aber meine Nachbarn wohnen weit entfernt und ich bin auch oft mit meinen Hunden auf einem einsam gelegenen Gehöft; in der Gegend wurde bisher oft eingebrochen und vor zwei Jahren hat sogar eine Entführung stattgefunden. Ich weiß also meine "wehrhaften" Hunde zu schätzen, die ja andererseits niemandem einen Schaden zufügen, sofern der nicht mich oder die Hunde direkt bedroht. Vom Bereich der Diensthundearbeit brauchen wir jetzt wohl gar nicht zu sprechen...


: Ich denke auch, daß ein Hund, wollt e er Dich im entscheidenen Fall (z. B. bei einem Überfall) schützen, schon genau weiß, was er tun muß.

Ist er in dem Fall, sofern er überhaupt "schützt", in seinen Handlungen noch kontrollierbar? Man kommt heute in Teufels Küche, wenn sich ein Hund einen Angreifer/Einbrecher packt und nicht sofort wieder von diesem abläßt (= Verhältnismäßigkeit der Mittel). Da ist es gut möglich, daß der Angreifer (der ja gar nicht wirklich angegriffen hat, weil es der Hund verhindert hat) freigesprochen wird, der Hundehalter aber wegen schwerer Körperverletzung verdonnert wird...


: Der Vorteil bei einigen Rassen ist nur, diese sind gelehriger als andere oder kräftiger oder wendiger etc. Nur dies im negativen Sinne auszunutzen ist nicht in Ordnung, denke, ein Hund tut meistens das, was Du ihm sagst und nicht das, was er vielleicht wirklich will. Wenn er da überhaupt Entscheidungen treffen kann.

Wenn das so wäre, verstehe ich nicht, warum den diensthundehaltenden Behörden ständig brauchbare Diensthunde fehlen! Gibt doch genug Schäferhunde, Rottweiler, Riesenschnauzer... Wenn Deine Ausführungen stimmen würden, könnte man eigentlich alle größeren und stärkeren Rassen für diese Aufgaben ausbilden, Golden Retiever, Pit Bulls, Bernhardiner, Dalmatiner...

Für die Arbeit als Diensthund und auch im SchH-Bereich (der wiederum die Grundlage ist für die Diensthundezucht) sind selbst innerhalb der sog. "Gebrauchshunderassen" nicht alle Exemplare geeignet. Wo keine Veranlagung da ist kann auch nichts "ausgenutzt" werden, weder im positiven noch im negativen Sinne.

Die Arbeit im SchH-Bereich ist vergleichbar mit einer Waage, sowohl bei der Veranlagung des Hundes als auch bei der Ausbildung. Wenn Triebveranlagungen zu wenig oder ungleich vorhanden sind, klappt gar nichts. Wenn bei der Ausbildung nicht immer auf eine Ausgewogenheit geachtet wird, klappt genauso wenig. Irgendeinen Hund nehmen, draufhauen und hoffen das er beißt, so läuft das nicht im SchH-Sport!!!

Viele Grüße

Antje


21. Dezember 1999 11:51

Hallo Juliane,

diese Verhalten zeigen aber auch viele Hundehalter, die keinen SchH- noch sonst irgendwelchen Sport mit ihren Hunden betreiben, davon kenne ich viele. I.d.R. sind das Kleinhundebesitzer (die teilweise aus verständlichen Gründen so reagieren) oder aber Besitzer größerer Hudne, die einfach Angst davor haben, daß sie ihren Hund dann nicht mehr halten können.

Ich gehöre übrigens auch zu den Leuten, welche die Hundeansammlungen am Ortsrand lieber meiden und mit den Hunden an entlegenere Plätze fährt, da ich tägliche Begegnungen mit fremden Hunden auch nicht gerade schätze. Meine Hunde haben aber anderweitig ausreichend Kontakt zu Artgenossen.

Viele Grüße

Antje

21. Dezember 1999 12:48

Hallo Susanna,

mit SchH-Bereich meine ich den Schutzhundebereich, nicht speziell die Rasse Deustcher Schäferhund.

Ich glaube, Du verstehst unter SchH-Sport, daß man Hunde so weit ausbildet, daß sie lernen, bedingungslos auf ein einziges Kommando hin anzugreifen. Das ist aber so nicht richtig; der Hund lernt, Angriffe auf sich und seinen Hundeführer zu unterbinden. Er muß das selbstständig tun, aus der Situation heraus, und dazu muß er lernen, die Reaktionen des Schutzdiensthelfers dabei im Auge zu behalten. Einen stehenden Helfer darf er nicht fassen, auch keinen, der sich unauffällig bewegt und keinen direkten Angriff unternimmt; von einem Helfer, der seinen Angriff einstellt, muß er augenblicklich ablassen.

Im belgischen und französischen Ringsport geht die ganze Sachen noch weiter, da muß der Hund teilweise Unterordnungsübungen ausführen, obwohl sich gleichzeitig ein Schutzdiensthelfer recht auffällig verhält (u.U. direkt neben dem Hundeführer mit einem Besen herumfuchtelt, den Hund mit Fleischstücken bewirft etc.); falls doch ein Angriff auf den Hundeführer erfolgt, muß der Hund blitzschnell handeln, ansonsten hat er anstandslos zu apportieren oder ähnliches zu tun.

Die SchH-Ausbildung ist vielschichtig; man kann einen Hund, der von der Triebveranlagung her ungeeignet ist, nicht zu dieser Arbeit zwingen. Der Hund muß es selbst wollen, nur dann ist die Ausbildung erfolgreich. Und diesen Hunden ist die Arbeit auch wichtig. Ich merke das, wenn ein Hund aus irgendwelchen Gründen mal pausieren mußte; so wohlig grunzend wie an dem Tag, an dem er wieder "arbeiten" darf, liegt er selten Abends auf dem Sofa.

Viele Grüße

Antje



21. Dezember 1999 15:21

: Hallo Peter
: :
: : Schutzdienst ist nicht gleich Mannschärfe, da verwechseltst du was, bzw. gehst einem Klischee nach. Mehr darüber in meinem anderem Posting an dich
: :
: : Wozu benötigt man denn einen Schutzhund, außer zu beruflichen Zwecken (z. B. Schutzdienst in der Straßenbahn, Polizei) Es kann doch nicht nur die Triebauslebung sein.
: Das ist jetzt wirklich nur Interesse und KEINE Verurteilung, sowie der Rest auch nicht, ich hoffe, Du hast Dich von mir bisher nicht angegriffen gefühlt.
:
: Gruß Susanna
: :
:
Hallo Susanna

Treffender als Antje kann ich dir das mit dem Schutzdienst auch nicht erklären, ich schließe mich da an.

Gruß Peter

25. Dezember 1999 12:44

Hallo Peter,

hat leider etwas gedauert mit meiner Antwort. Ich hatte die letzten Tage viel um die Ohren und da übersehe ich bisweilen mal ein paar postings.

: Peter Andreas, jetzt mal was zum Nachdenken. Ein Rudel besteht aus dem Leittier und einem oder mehreren Mitgliedern. Wenn mehrer HF mit ihren Hunden sich begegnen, dann ist das ein Treffen mehrer Rudel. Und unterschiedliche Rudel stehen bekanntlich in Konkurrenz. Das was als spielen angesehen wird, ist eigentlich ein Rudelmachtkampf. Und dass es bei einem solchen nicht immer gerade zimperlich zugeht, liegt eigentlich im Wesen des Hundes, da er sein Rudel verteidigen will. Wir Menschen haben hier uns den Egoismus genommen, dass Hund gegen seine Natur immer mit anderem Hund spielen soll und zu allen Hunderudel freundlich gesinnt sein soll.
:

Zunächst einmal gebe ich Dir darin Recht, dass Hund nicht partout und mit Gewalt zum Kontakt mit Jedermann und jedem Hund gezwungen werden soll. Mein Hund muss weder sich von jedem anfassen noch gar füttern lassen, noch auf Biegen und brechen mit jedem Hund spielen. Das ist die vöölig verkehrte Vorstellung derer, die glauben der Hund müsse ein süsses Stofftier sein und sich von jedem Knuddeln lassen und alle Viebeiner müßten alle ganz tolle Hundefreunde sein.

Das Spiel sehe ich aber nicht durchweg als Rangordnungskampf. Spielaufforderung hat ganz sicherlich beschwichtigenden Charakter, nach dem Motto "Schau her, ich bin Dir wohlgesonnen und will Dir nichts Böses", soweit man derartiges Verhalten übersetzen könnte. Du kannst Spielaufforderungen doch auch bei Hunden gegenüber ihren Haltern entdecken, wenn sei spüren, dass wegen irgendetwas ein Donnerwetter auf sie wartet und sie sich deswegen nicht zurücktrauen. Der Hund versucht dann beruhigend und besänftigend auf den Halter einzuwirken und nicht, ihn zu einem Machtkampf herauszufordern.

Auch wenn ich meinen Hund nicht zu Fremdkontakten jeglicher Art dränge, so muß ich aber doch erkennen, dass ich aufgrund umweltbedingter Umstände kaum eine andere Wahl habe, als Schritt für Schritt auf eine Menschen- und Hundeverträglichkeit meines Hundes hinzuwirken. Wir leben nuneinmal nicht in einer welt, in der jeder sein ganzes Revier für sich beanspruchen kann, sondern sind alle dicht gedrängt auf engem Raum. Wenn ich also nichtständig den Hund an der Leine haben will und ich nicht nur noch Wege und Uhrzeiten wählen möchte, zu denen mir niemand begegnet, dann muß ich den Kontakt zu anderen, ob Zwei- oder Vierbeiner herstellen. Der freilaufende Umgang mit anderen Hunden ist da meiens Erachtens das probateste Mittel, um eine Gewöhnung herbeizuführen und soziale Verhaltensweisen zu erlernen und zu festigen. Ich begebe mich daher immer zunächst offen und gelassen in Begegnungen mit anderen. Wenn ich merke dass es zwischen zwei Hunde nicht klappt, dann geht es halt in getrennte Richtungen weiter. Im Laufe der Zeit finden sich dann geeignte Spielpartner, oft mehrere auf einmal und ich möchte meinen Hund diese Möglichkeiten, sich in vollem Maße auszutoben und zu verausgaben nicht missen lassen.

Denn gleich welche Betätigung ich mit dem Hund an den Tag lege, so sehr wie die sich untereinander in einer Stunde des Spielens, Jagen und Kämpfens austoben, so kann ich kaum mithalten.

Weihnachtliche Grüsse,

andreas