Hallo Sandra!
Als potentieller Hundebesitzer muß man, dem Hund zuliebe, auf einige Dinge verzichten. Man ist unter Umständen in seinem bisherigen Feriendomizil nicht mehr willkommen, Bekannte wollen nicht, daß der Hund mit zu Besuch kommt, die Hundehaare überall in der Wohnung sind auch nicht jedermanns Sache, nimmt man einen Hund aus dem Tierheim, der per se schon unter Trennungsangst leidet, kann man sich unter Umständen für einen längeren Zeitraum den Kinobesuch abschminken. Mit etwas Pech verträgt der Hund auch keine Autofahrten. Das bringt Einschränkungen mit sich, die nicht jeder akzeptieren kann. Was dann? Auch bei miesem Wetter will der Hund Gassigehen. Das hält das Immunsystem auf Trab, eigentlich ein Vorteil für die Hundehalter.
Außer der Trennungsangst habe ich dies alles bei meinem ersten Tierheimhund erlebt. Und in Kauf genommen. Wegen Noppes bin ich 12 Jahre lang nicht in den Urlaub gefahren. Andere Hunde mochte er auch nicht. Er hatte außerdem die unangenehme Eigenschaft, ab und an sein Futter zu fressen, in seinem Körbchen wieder auszuwürgen und seine Decke darüberzuscharren. Er klaute wie ein Rabe, was er erwischen konnte.
Als er, der sein Leben lang fit wie ein Turnschuh war, im Alter von 13 Jahren schwer krank wurde, bezahlte mein Mann, der diesen Hund irgendwie mitgeheiratet hatte, ohne ein Wort die horrende Tierarztrechnung.
Als Noppes Futter und Wasser verweigerte und uns sein Blick deutlich sagte, daß er am Ende angekommen war, stand mein Mann mir zur Seite und hielt uns beide im Arm, als der Hund die erlösende Spritze bekam und sanft hinüberdämmerte.
Danach haben wir beide geweint (bisher das erste Mal, daß ich das bei meinem Mann erlebt habe) und um ihn getrauert. Lange hielten wir es ohne Hund nicht aus. Wir holten uns den damals 1 3/4 Jahre alten Max aus dem Tierheim, der uns seither vor andere Probleme stellt. Er kann sehr schlecht alleine bleiben. Am Anfang konnte ich kaum eben in den Supermarkt gehen. Es hat sich zwar gebessert, aber er hat immer mal wieder Anfälle von Zerstörungswut. Gesundheitlich ist er ein ziemlich labiler Kandidat, der seinem Tierarzt eine gesicherte Existenz bietet.
Das alles kann - muß nicht passieren, wenn man sich auf einen Hund einläßt. Viele Menschen werfen, wenn so etwas auftritt, dann das Handtuch und der Hund findet sich im Tierheim wieder. Deshalb sollte jeder sich klarsein, worauf er sich einläßt, auch und besonders im Interesse des Tieres.
Ich nehme Mäxchens kleine Macken gerne in Kauf, weil er so viel Liebe und Freude zurückgibt. Mein Mann denkt genauso.
Ein Vorschlag: Damit ihr eine Vorstellung davon bekommt, wie das Leben mit einem Hund ist: Nehmt doch mal in der Urlaubszeit einen in Pflege.
Mit etwas Glück ist dann auch Dein Mann zum Hundenarren mutiert.
Viele Grüsse und einen guten Rutsch - da fällt mir noch ein, Max ist zum Glück schußfest, aber Noppes war Sylvester immer ein jaulendes, verängstigtes Nervenbündel, undenkbar, zu einer Fete zu gehen und ihn in der Obhut meiner Mutter zurückzulassen, denn die einzige, die ihm ein bißchen Sicherheit geben konnte, war ich. Wollte ich eine Sylvester-
party, hatte ich sie selbst zu veranstalten, und zwar zu Hause.
Kirsten & Max