Kupierverbot/Zum Nachdenken
15. September 1998 07:52

Hi Anja
Da muss ich dir zustimmen dobies fand ich auch schon immer elegant und ich bin auch schon lange fan dieser rasse die leider oft verkannt wird . Alles ist Gewöhnungssache !! Bis die unkupierten dobies sich in den köpfen festgesetzt haben wird wohl noch etwas dauern.

Liebe Grüsse
Cathy Ben & Nouba

P.S. ich hab neulich hier in lux einen unkupierten rottweiler gesehen, sah auch ganz süss aus und wie ich finde 'stört' die rute das erscheinungsbild überhaupt nicht !!

15. September 1998 12:43

Hallo Stephan,

nur eine kurze Antwort.

Ich glaube, das Betroffensein vom Gesetz ist nicht das Problem, sondern die Mühle zwischen Gesetz und unbeweglichen Vereinsöbersten. Ich vermute, daß Du das auch so empfindest.
Wahlkampftaktik steht insofern dahinter, als die Jäger wieder einmal ausgeschlossen sind. Wenn Hunde eine solche Lobby hätten.....

: Und vielleicht findet sich ja nochmal jemand, der was substanzielles über Züchtungen (kleiner Ohren, kurze Ruten) beitragen kann. Denn es ist sicher richtig, dass eine Rassestandart auch nicht (erst recht nicht) das Mass aller Dinge ist. Auch eine Rasse muss sich der Zeit anpassen - wenn es geht, und wenn es sinnvoll ist.

Das ist mit Abstand Deine beste Bemerkung. Vererbungslehre sowie das Einholen der nötigen Informationen ist ein hartes Brot. Und deswegen bleibt Züchten und Vermehren immer ein ungleicher Konkurrenzbetrieb.

:Kann man eine Anforderung - hypothetisch - formulieren? Dann würde mein Dobermann 2010 so aussehen: kleine Ohren, egal ob hängend oder stehend (damit die Katzen sie nicht zerbeissen können), und einen Schwanz, sagen wir mal 30 - bis 40 cm lang, besser kürzer (40 cm ist die halbe Länge eines normalen Türrahmens, ideal wären etwa 20 cm Schwanzlänge - Eine variante wäre, den Hunden das Wedeln wegzuzüchten, aber da bin ich eher skepisch). Weitere gewünschte Eigenschaften: Wegzüchten der Gefährdung von Magendrehungen und eine etwas geringer Ausgeprägte Dominanz, ohne an Temperament einzubüssen. Wie Du siehst, habe ich mit der Zucht keine Erfahrung, also sag mal was dazu!

Es ist sicher an der Zeit nach vorne zu schauen. Formulierungen von Zuchtzielen sind absolut notwendig. Und dann kommt die harte wissenschaftliche Arbeit. Welche Erbgänge sind bekannt, was ist am Zuchtziel machbar nach gegenwärtigem Wissen? Das ganz ist ja kein Lego-Baukasten.
Aber darüber findet man durchaus gute Informationen, z.B. in

Schüler, Gerhard Der Dobermann, Porträt einer Hunderasse

R Geschichte, Zucht inkl. Fortpflanzungsbiologie und Genetik, Wesensbeschreibung, Haltung und Erziehung
Verlag / Jahr: Urania / Kynos / .19990 ISBN-Nr. 3-332-00275-9

Zu Versuchszuchten gehört halt auch einmal das Einkreuzen einer anderen Rasse, wie es zu Beginn immer gemacht wurde. Aber das ist nicht mein Feld.

Darf ich Dir Glück wünschen bei dem Versuch, in Zucht und Standart etwas zu ändern?

tschüß Martin & Mirko

16. September 1998 15:17

He Anja, das finde ich aber herbe.

Dass Du Deine Prinzipien hast, o.k., aber fändest Du es wirklich besser, die Risiken in Kauf zu nehmen. Kannst Du Dir vorstellen, Deinen Hund ständig mit Antibiotika zu behandeln, weil er keine abheilenden Wunden hat? Lassen wir mal die Diskussion um das Gesetz weg, aber im konkreten Fall, würdest Du das vorziehen? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich habs bei einer Dogge mitgemacht, unkupiert, und das ist auf die Dauer ziemlich herbe. Oder bist Du einfach nur so abgebrüht?

Ein echt schockierter Stephan

16. September 1998 15:33

Um es mal zusammenzufassen, war die Diskussion die folgende:

Ich behaupte, dass kupieren den Hunden nicht schadet, gestützt auf meine nicht repräsentative Meinung und Erfahrung (richtig kupiert tut nicht weh, und schützt vor Verletzungen - auch ein kupierter Hund wedelt mit dem kurzen Schwanz, und sein Verhalten weicht nicht von anderen Hunden ab - da ist die sozialisation viel wichtiger). Mir ging es auch nicht um Fragen der Schönheit, denn dies ist kein Kriterium und das blödeste Argument überhaupt. Es geht also letztlich wirklich um das Wohl der Hunde, wobei ich die Meldungen zusammenfassen darf:

Andere Hundebesitzer kurzhaariger Rassen haben das Problem nicht (Jim mit seiner Dogge - er polstert seine Wohnung aus). Mit den Ohren haben die Rottweiler keine Probleme. Anderes Ergebnis: Nur wenige haben wirklich konkrete Erfahrungen (ich zugebenermassen auch nicht mit unkupierten Ohren und Ruten), so dass ausser einem philosophischen Aspekt bisher wenig Ergiebiges an Erfahrungen gekommen ist. Ich finde vor allem Besitzer mit kurzhaarigen, langohrigen Hunden sind aufgerufen, meine gesundheitlichen Bedenken zu zerstreuen. Immerhin hat sich eine neue und wie ich finde interessant Diskussion ergeben: Umzüchten statt kupieren. Das wäre eine eigene Sparte im Forum wert, oder?

P.S. Wir haben einen kupierten Dobermann (eher aus Zufall), welcher sich, da bin ich überzeugt, jeden zweiten Tag die Ohren aufreissen würde und jede zweite Woche den Schwanz aufschlagen. Und deshalb bedrückt mich dieses Thema so, und auch die zum Teil so dogmatischen Argumente. Mir geht es wirklich um die Gesundheit, denn alle Hunde sind hübsch, das hat mit den Ohren und dem Schwanz wenig zu tun.

Gruss Stephan

16. September 1998 16:29

Tach Stefan,
frag doch einfach mal einen Tierarzt, worin der Unterschied zwischen den Ohren und Schwänzen von Hunderassen, die traditionell kupiert werden, und denen von andern, "ganz normalen" Hunden liegen soll. Wenn Deine Schilderungen stimmen, MUSS es hier ja einen physiologischen Unterschied geben, den eigentlich die Tiermedizin feststellen können muß. Hab ich aber noch nie was von gehört. Kann ich mir auch nicht vorstellen. Wäre aber die einzige Erklärung für die Erfahrungen, die Du angeblich (;-)) gemacht hast. Also, erkundige Dich doch mal bei den Fachleuten. Hier bei Yorkies kann Dir scheinbar keiner so recht weiterhelfen...
Neugierige Grüße
von Susan und Maxi (, die zumindest mit Sicherheit behaupten kann, daß die zur Debatte stehenden Ohren und Schwänze nicht anders RIECHEN als alle anderen :-)))


16. September 1998 22:43

Hallo!

Ein paar Beobachtungen und Feststellungen, sicher nicht nur auf dem philosophischen Aspekt begründet, sondern auf praktischen Erfahrungswerten des Kieler Instituts für Haustierkunde, zitiert aus:

Feddersen-Petersen, Doris: "Hund", in: H.H.Sambraus (Hrsg.), DAS BUCH VOM TIERSCHUTZ, Stuttgart (.19997), S. 245-296

"...Im Bereich der Rute gibt es beim (unkupierten) Hund über zehn
unterscheidbare Stellungen mit Signalfunktion, die im Zusammenwirken
mit allen anderen optischen Signalen maßgeblich an der Übermittlung
von Stimmungen beteiligt sind. ...

...Das Kupieren der Rute ... aus "Nutzungsgründen" (die nicht den
Terminus "unerläßlich" erfüllen, da bei anderen Rassen mit gleichen
Aufgaben nicht kupiert wird ...), ist als ... "Beschneidung der
Signalmotorik", grundsätzlich für alle Rassen abzulehnen...

... Vergleichende Untersuchungen zur Kommunikation und zum Sozialverhalten
an kupierten und nicht kupierten Hunden einer Rasse (Großpudel) ... belegen,
daß agonistische Interaktionen unter den Hunden mit kupierter Rute häufiger
zu verzeichnen sind. Auffällig dabei ist ..., daß unter den kupierten Pudeln
im agressiven Kontext... schneller zugebissen wird. Der Auftritt eines sozial
sicheren Rüden mit hoch aufgestellter Rute, die im distalen Bereich leicht
bewegt wird, wirkt langfristig Distanzvergrößernd und verhindert wirkungsvoll
Übergriffe mit Beschädigungsbeißen. Kupierte Ruten vermögen diese agressionshemmende
Wirkung offenbar nicht mehr auszuüben...."

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In den letzten 10 Jahren im Tierheim sind übrigens weder Doggen, noch Boxer, noch Dobermänner mit unkupierten Ohren durch irgendwelche Krankheiten oder Probleme an den Ohren besonders aufgefallen. Die Verletzungen von Ruten durch starke Bewegung und Anschlagen an den Zwingerwänden waren selten und dann über die verschiedensten Rassen verteilt. Auch Tiere mit dicht behaarter Rute waren darunter.
Es kam übrigens nie zu Brüchen sondern eher zu offenen Schwanzspitzen, die schlecht abheilten weil der Hund ständig wieder damit an die Kante der Pritsche oder die Wand schlug, bzw. an der verletzten Stelle leckte bzw. kaute: Beides Folgen der unnatürlichen Zwingerhaltung. Ich erinnere mich nur an zwei Fälle, wo aus diesem Grund ein Stück der Rute amputiert wurde.
Ob das nötig war, oder ob das Problem sich in einer anderen Umgebung schnell gegeben hätte, kann ich nicht beurteilen. Ich tendiere aber zu letzterem.

Die Idee des "Umzüchtens" halte ich für ganz gut. Wenn ein Hund sich in einer Umgebung, wo 95% aller anderen Hunde keinerlei Probleme haben, ständig verletzt, sollte man sich die Frage stellen, ob man den richtigen Hund für seine Umgebungsverhältnisse hat, oder ob man nicht lieber eine andere Rasse wählt, statt den Hund "zurechtzuschneiden".
Wenn man auf diese bestimmte Hunderasse wegen ihres Charakters nicht verzichten will, so sollte man sich wirklich Gedanken über züchterische Maßnahmen machen. Allerdings ist den meisten Hunderassen nicht anzusehen, daß die Gesundheit bei ihrer Züchtung oberstes Ziel war. Es wäre schön, wenn das Kupierverbot dazu beitrüge, Zuchtarbeit in diese Richtung stärker zu fördern. Ein Traum?

Noch ein Hinweis zum oben erwähnten Buch: Die Artikel über Hunde, Hundeausbildung etc. von Feddersen-Petersen sind hochinteressant. Leider ist das Buch recht teuer, aber z.B. über Fernleihe in Unibibliotheken jederzeit zu kriegen.

Viele Grüße!
Eva