Alles Verhaltensforscher?
28. Februar 2000 08:32

Hi,

ich denke es kommt immer auf die Umstände an - wie lange man einen Hund ruhigen Wissens allein lassen kann.
8 Stunden finde ich absolut lächerlich wenn ich an die armen Zwingerhunde denke, die 24 Stunden im Zwinger (mit auch so großem Auslauf) sitzen. Oder an Hunde die 14 Stunden und länger (denn wer 8 Stunden arbeitet ist ja durch Fahrwege LÄNGER außer Haus als 8 Stunden) in einer kleinen Wohnung hocken darf (womöglich noch im Bad, damit nicht kaputt gemacht wird oder verunreinigt).
Ein Hund hat ein relativ großes Ruhebedürfnis (nicht Schlaf). Lt. Forschungen ruht ein Hund bis zu 20! Stunden am Tag. Die restlichen 4 Stunden werden aktiv verbracht. Ein Hund, der es es gewohnt ist 8 Stunden passiv zu verbringen leidet sicher keine Höllenqualen wenn er danach entsprechen gefordert wird und Ansprache hat (das gilt auch für Büro-Hunde).
Meine Hunde sind vormittags (ca. 6 Stunden) im Zwinger (zu zweit). Diese 6 Stunden werden verschlafen. Nicht einmal wenn der Postbote kommt läßt sich die Bande mal sehen geschweige denn hören.
Anschließend hat das ganze Rudel (insgesamt 3) freien Auslauf im Garten und freien Zugang zum Haus (alle Räume). Spätnachmittags oder abend gibt es dann eine große Spazier-Runde (morgens natürlich auch, aber etwas kürzer). Ich habe nicht den Eindruck das die Hunde "leiden".
Allerdings hätte ich kein gutes Gefühl, einen einzelnen Hund, längere Zeit (länger als 2 - 3) Stunden ganz allein zu lassen. Als Rudeltier liebt ein Hund natürlich die Gesellschaft mit Mit-Hunden.

Gruß
Kathi

28. Februar 2000 08:41

Hallo Antje,

Recht hast Du.

Zwei Hunde sind beser als einer.

Ein Hund ganz alleine ohne Zweithund und ohne Familienmitglieder ist aber schlechter als gar kein Hund.

Wo daher aus welchen Gründen auch immer zwei Hunde nicht gehalten werden bzw. gehalten werden können, sollte der Familienanschluß gewährleistet sein.

Tierliebe kann sich auch dahingehend äußern, dass man auf die Haltung eines Tieres bewußt verzichtet.

Dies mit der Einschränkung, dass nachträgliche und unvermeidbare Veränderungen der Lebensumstände meines Erachtens anders zu bewerten sind.

Viele Grüße,

andreas

28. Februar 2000 10:50

Hallo,

das Thema: Arbeiten und Hundehaltung bewegt ja ganz schön das Forum. Die Ideallösung wird es wahrscheinlich nicht geben. Ich würde auch den ganzen Tag für meine Hund da sein, wer verdient dann aber das Geld für Hundefutter etc. Bei aller Diskussion vergeßt bitte nicht, der Hund ist ein Lebewesen, welches denkt, fühlt und auch seine Rechte/Pflichten hat. Was hat ein Hund davon, wenn immer eine zu Hause ist, der Hund aber den ganzen Tag im Zwinger verbringt ("HerrchenHund":-)) und abends für eine Stunde über den Hundeplatz "gejagd" wird?, was hat ein Hund davon, wenn die ganze Familie 24 Stunden um ihn herumspringt und er gar nicht mehr zur Ruhe kommt? Was ist mit den Tierheimhunden, diese sind auch sehr viel alleine und kommen max. 2 Stunden raus (kein Freibrief)....

Ich denke, wer trotz Berufstätigkeit die restliche verbleibende Zeit intensiv mit dem Hund nutzt und sich vorher ernsthaft Gedanken über die Organisation (Arbeit, Haushalt, Freunde und Hund) macht, kann es schaffen. Mancher Hund ist mit dieser Kombination besser dran, als der geduldete der den ganzen Tag zu Hause herumliegt, wo aber keine Zeit mehr für hat....

Ich finde es auch nicht gut, ein so soziales Wesen 8 Stunden am Stück alleine zu lassen, aber es verbleiben noch 16 Stunden, die ich intensiv nutzen kann und muß (Kino fällt dann aus). Es kann nicht angehen, das Berufstätige auf das Hobby und den Freund Hund verzichten müssen.

Noch etwas, als wir unsere Hunde bekamen, war ich bzw. später mein Mann immer zu hause. Die Hunde waren immer dabei und blieben 1 - 2 mal die Woche bis zu 4 Stunden alleine. Bedingt durch chronischen Geldmangel (wer hat den bei Hunden nicht - früher hatten wir Geld - heute haben wir Hunde) gehen wir seit Anfang Feb. beide ganztages arbeiten. Die Hunde müssen jetzt 7 Stunden täglich alleine sein.
Nachdem was ich bisher gelesen habe, bin ich ein "Unmensch" Heißt das jetzt: ab ins Tierheim.... oder kann ich die Berufstätigkeit mit der Hundehaltung weiter vereinanderen.
Macht es Euch beim Urteilen nicht zu einfach..., sondern beurteilt wirklich das Einzelschicksal.

Für Welpenkäufer sei aber noch der Hinweis erlaubt, dem Welpen kann und sollte man ein Alleinsein von 4 Stunden am Stück nicht zumuten (Stubenreinheit, Erziehung). Ich bin der Meinung, wer hier nicht für ca. ein Jahr ein Opfer bringt (Halbtagsstelle), sollte auf einen Welpen verzichten....

Lieben Gruß - ich freue mich auf Eure Antworten

Sabine & simbär


28. Februar 2000 18:37

: Hallo Nicole,

Allerdings Hunde im Sommer (am Tag) alleine im Auto ist be..... Die Aussage von wegen Klimaanlage ist ein bischen daneben. Die Person die das geschrieben hat, sollte sich mal über die Auswirkungen von Klimaanlage auf Mensch und besonders Tier erkundigen.

So, dann laß Dir mal von der "person" sagen, daß sich sowohl diese, als auch ihr Hund lieber in einem kühlen Auto aufhält (z. B. bei einer Außentemperatur von 27 Grad und einer Innentemperatur im Wagen von über 40 Grad), als in sengender Hitze: Und weder ich, noch mein Hundi haben uns irgendwelche Erkältungen etc. eingefangen: Und ich habe bisher noch nicht gehört, daß man sich durch Klimas Krebs oder sowas holt (nachdem ich ein Fahrzeug habe, das erst 11 Monate alt ist, ist sicher die Technik nicht gerade überholt...)
Selbst in unserem Tierschutzwagen vom Tierheim haben wir eine Klimaanlage, damit die Tiere nicht bei einer Tierarztfahrt etc. vor Hitze umkippen, oder sich einen schönen dicken Luftzug mit Bindehautentzündung etc. bei schöööön weit heruntergekurbelten Fenstern holen.....

Gruß,
Me & Bär
:
: Sehr doch mal nach, ob sich nicht vielleicht eine vertrauenswürdige Person bereit erklärt, den Hund z. B. mittags rauszulassen.
:
: Grüße
:
: Nicole


29. Februar 2000 14:08

Hallo Sabine,

Deine Hunde haben ja in den 7 Stunden einander. Und den Rest der verbleibenden Zeit Euch dazu. Das empfinde ich in Eurer Situation als Optimum. Ich habe mir auch schon schwer Gedanken gemacht, ob nicht unserem Maxe ein Spielgefährte guttun würde. Leider sprechen unsere derzeitigen Wohnverhältnisse und der Vermieter dagegen. Seufz... Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben !!!

Unser Max ist vor ca. 2 Jahren aus dem Tierheim zu uns gekommen. Bevor wir ihn mitnahmen, war er bereits zweimal wieder zurückgebracht worden. Was seine Trennungsangst natürlich nicht gerade verkleinert hat. Es hat uns über ein Jahr gekostet, herauszufinden, unter welchen Umständen er ohne lautes Klage- oder Protestgeheul und ohne Sachen zu zerfetzen ein paar Stunden ohne uns auskommt. Zufällig kamen wir darauf, als ihn eine Mandelentzündung plagte und er heftige Schniefanfälle bekam, die ihn richtig in Panik versetzten. Ich habe seinen Korb aus dem Wohnzimmer geholt und neben mein Bett gestellt. Das beruhigte ihn sehr.

Wir blieben dabei und stellten fest, daß er dort erstmals ruhig und entspannt auf uns warten konnte. Dabei ging es uns hauptsächlich um die Zeit, in der wir beide außer Haus sein müssen, bei mir 4 1/2 Stunden.

An den Kuhlen auf dem Bett bemerkten wir, daß er sich offensichtlich auf meiner Hälfte am wohlsten fühlte. Eine dicke Steppdecke darüber, und heute, wenn ich mittags von der Arbeit komme, kommt mir ein heftig gähnender, sich streckender Schlafratz entgegen, den ich offensichtlich in süßem Schlummer gestört habe. Ich bin sehr froh, daß ich meine "Pingelaversion" gegen Hunde im Schlafzimmer überwunden habe.

Allerdings muß ich zugeben, daß mein letzter Hund ziemlich lange 9 Stunden am Tag ohne mich auskommen mußte. Zum Glück kümmerte sich in der Zwischenzeit meine Ma um ihn. Als ich dann auf Halbtagsarbeit übergehen konnte, lebte er nochmal richtig auf. Da merkte ich erst, daß ich ihn mir mehr aus Egoismus als aus Tierliebe aus dem Tierheim geholt hatte. Dafür schäme ich mich noch heute.

Max hat's da besser. Wo wir hingehen, da ist auch Max zu finden. Er war der Stern auf unserem Polterabend und wuselte begeistert den ganzen Abend durch die Menge. Was er da an Eßbarem abgestaubt hat, will ich lieber nicht wissen. Verschiedentlich wurde er am Abflußschlauch vom Bierwagen gesichtet - am nächsten Tag wirkte er leicht verkatert.

Auch auf unserer Hochzeitsfeier durfte er natürlich nicht fehlen und hielt sich auch gut, bis er sich, als sich die letzten Gäste verabschiedeten, auf's Parkett übergab. Dann zogen wir mit ihm im Schlepptau in unsere Hochzeitsnacht ab, die er in Totalermattung verschlief.

In unserer Urlaubsplanung hat er ein gewichtiges Wort mitzusprechen. Letztes Jahr Dänemark, dieses Jahr könnte man endlich mal England bereisen. Denn ohne Max kein Urlaub, das ist für uns selbstverständlich.

Ich bin sicher, daß Eure Hunde bei Euch glücklich sind. Viele Grüsse von

Kirsten & Max, dem Ratzbären





29. Februar 2000 19:23

Hallo Antje,

: ist es wirklich notwendig, daß "Alpha" 24 Stunden täglich beim Rudel sein
: muß? Ich denke, daß Seelenleben eines Hundes wird auch dann nicht verbogen,
: wenn sein "Alpha" tagsüber die Hundekuchen verdienen geht und der Rest
: des Rudels zu Hause bleibt.
: Ob der "Rest des Rudels" nun aus Frau und Kleinkind besteht oder
: aus einem oder mehreren anderen Hunden ist bestimmt unerheblich,
: Rudel ist Rudel.

Ja, ich denke auch, Hauptsache der Hund ist nicht allein.
Schliesslich ist er ja ein Rudeltier. Z.B. kann er waehrend
Deiner Abwesenheit etwas bewachen.

Allerdings ist der Alpha auch sowas wie der Mittelpunkt des Rudels,
der ruhende Pol, der Integrator, das Leitbild.
Weshalb wohl findet sich der Alpha so oft rein raeumlich in der Mitte
des Rudels? Nicht weil er sich absichtlich dort hin begibt, sondern
weil die anderen gerne in seiner Naehe sein moechten (bzw. in der
Naehe des Alpha-Paares).
Wenn der Alpha oder das Alphapaar sich vom Rudel entfernt, wollen die
anderen normalerweise mitkommen. Sollten sie daran gehindert werden,
empfindet das jeder halbwegs normale Hund mindestens als Stress.
Natuerlich gewoehnt er sich irgendwann daran. Ob das so gut ist,
moechte ich jedoch bezweifeln.

: Ideal ist daher für mich, mind. zwei Hunde zu haben.

Ja! Oder drei, oder vier ...
Leider gibt's da meist noch ein paar Randbedingungen ... ;-)))

Viele Gruesse,
Harr.