Angstbeißer :: Was sonst nirgends passt

Angstbeißer

von Mandy(YCH) am 25. Juni 2003 14:14

Hallo Tierfreunde,

z. Zt. beschäftigt mich gerade das Thema "Angstbeißer" und die Frage, warum keiner was tut, um diesen Tieren zu helfen.

Deshalb möchte ich dieses Thema zum Forum-Beitrag machen.

Findet ihr es eigentlich okay, daß Hunde die als "Angstbeißer" gelten, bei der kleinsten Auffälligkeit eingeschläfert werden?

Wieso gibt es denn keine Auflagen für die Besitzer solcher Hunde, mit dem Tier eine Hundeschule zu besuchen, um das Problem dort in den Griff zu bekommen. Es kann doch nicht unmöglich sein, einen solchen Hund zu therapieren.

Ich habe selbst einen Hund und ich kenne auch eine Menge anderer Hunde und noch nie habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Alle diese Tiere leben bei ganz normalen Leuten, die ihre Tiere wirklich lieben und absolut ordnungsgemäß versorgen. Keines dieser Tiere ist auffällig - gut der eine Hund mag andere Hunde und/oder fremde Leute gern und der andere wieder überhaupt nicht, aber das ist ja wohl normal. Wenn man`s mal so sieht, kann doch ein Hund an seinem aggressiven Verhalten unmöglich selbst schuld sein. Also muß er dieses Verhalten doch von seinem Besitzer anerzogen bekommen haben, oder?

Wieso gibt es keine Bestimmung, die besagt, daß jeder Hundebesitzer regelmäßig nachweisen muß, daß er sein Tier so erzieht, daß es für andere Menschen und Tiere nicht zur Gefahr werden kann. Dann würde dieser Wahnsinn mit aggressiv gemachten Hunden endlich mal aufhören!
Für jeden Mist gibt es ein Gesetz, aber da wo es notwendig ist, fehlt es einfach - so kann`s doch nicht sein.

Außerdem sollten auch Nicht-Hundebesitzer mal darüber aufgeklärt werden, daß es nicht alle Hunde mögen, wenn sie von fremden Leuten angefaßt werden. Oft ist es doch so, Leute binden ihren Hund vor einem Geschäft an und gehen kurz einkaufen. Kaum sind sie im Laden, kommt jemand daher und muß das Tier unbedingt streicheln. Wenn der Hund das mag, ist das ja vielleicht auch noch okay. Aber wenn er bellt oder gar knurrt, kann dieser Jemand ihn doch einfach in Ruhe lassen. Tut er das nicht und der Hund beißt dann, ist doch wohl der Mensch schuld und nicht der Hund, oder? Aber wie ist es dann, der Hund ist dann plötzlich eine gefährliche Bestie und muß weg. In solchen Fällen sollte man aber mal ganz genau prüfen, warum der Hund gebissen hat. Eigentlich weiß doch jeder, daß wütendes Bellen oder Knurren eines Hundes eine Warnung darstellt. Wer das nicht begreift, muß es eben begreiflich gemacht bekommen - und ein Hund tut dies, indem er beißt, eine Katze indem sie kratzt usw.

Ich frage mich echt, ob unser Tierschutzgesetz, so wie es jetzt ist, noch länger Bestand haben sollte. Tierschutz heißt doch wohl auch, daß Tiere vor Menschen geschützt werden müssen, die sie zu gefährlichen Bestien abrichten wollen. Leider wird das aber in keinster Weise berücksichtigt und Schuld ist immer das Tier ... Nur, hat schon mal jemand einen aggressiven Welpen gesehen?

So, nun freue ich mich auf Eure Meinungen.

Viele Grüße
Mandy und die vierbeinigen "Räuber"

von Birgit mit Kira(YCH) am 26. Juni 2003 15:40

Hallo Mandy,
meine Schwägerin hat einen sogenannten Angstbeißer, zum Glück ist es nur ein Dackel und so sind die bisherigen Bisse für die Betroffenen zum Glück nicht schlimm gewesen. Ich muß dir leider widersprechen, nicht jeder Hund wird vom Besitzer zum Angstbeißer gemacht. Ich kenne meine Schwägerin wirklich gut und weiß, wie sie ihren Hund erzogen hat. Sie hat eine Welpen- und Junghundgruppe besucht und der Gehorsam des Hundes ist sehr gut. Trotzdem gibt es Situationen, in denen der Hund beißt, weil er sich bedroht fühlt. Meine Schwägerin hat nach dem ersten Vorfall erwägt den Hund einschläfern zu lassen, sich dann aber dagegen entschieden. Sie hat Einzeltherapiestunden bei einer Verhaltenstherapeutin genommen, ihr Verhalten verändert und ihren Hund zu noch besserem Gehorsam erzogen. Trotz aller Bemühungen ist es danach nochmals zu einem Beißunfall gekommen. Nun wird sie ihren Hund zwar nicht einschläfern lassen (dabei spielt die Größe sicher auch eine Rolle), aber Jupp muß ab jetzt einen Maulkorb tragen, wenn sie mit ihm unter Menschen geht. Leider gibt es immer wieder Leute, die fremde Hunde streicheln wollen, aber trotzdem kann man es ja nicht zulassen, daß dieser Hund dann um sich beißt. Schließlich kann es auch ein kleines Kind sein, welches unter Umständen ins Gesicht gebissen wird. Leider ist es wohl so, daß manche Hunde, aus welchem Grund auch immer, Angstbeißer sind und auch nicht absolut sicher zu therapieren sind.
Gruß Birgit

von Mandy(YCH) am 26. Juni 2003 17:21

Hallo Birgit,

danke für Dein Posting. Schön mal eine Meinung von jemandem zu hören, der einen solchen Fall direkt beurteilen kann. Ich finde es toll, daß sich Deine Schwägerin gegen das Einschläfern entschieden hat und mit ihrem Hund lieber Therapie-Stunden genommen hat. Super, daß es noch Leute gibt, die Verständnis für die Fehler ihrer vierbeinigen Freunde haben und dann versuchen eine Lösung zu finden. Ich glaube, ein Maulkorb ist immer noch besser als die Spritze. Das sollte man auch bei größeren Hunden eher in Erwägung ziehen, als das Tier einfach "zu entsorgen". Gut, der Besitzer eines "bissigen" Hundes muß sich eben seiner besonderen Verantwortung bewußt sein und sich dann natürlich auch entsprechend verhalten. Schade nur, daß die meisten lieber den einfacheren Weg nehmen, sowas sollte endlich verboten werden. Die Todesstrafe für Menschen wurde ja auch abgeschafft, warum werden dann Tiere umgebracht, wenn sie ein "Verbrechen" begehen? Ich glaube, wir machen es uns da etwas zu einfach.

Was die andere Sache angeht, daß Leute immer wieder fremde Hunde streicheln müssen - sicher, jeder ist verpflichtet, seinen Hund so zu erziehen, daß er möglichst auch in Extrem-Fall nicht beißt. Nur, ich kann meinen Hund auch nicht zwingen, sich ständig betatschen zu lassen.
Immerhin, wenn mich einer betatschen will, ich ihm aber sage, ich will das nicht, dann bekommt der aber gewaltig eine geklatscht, wenn er das nicht sofort läßt. Nur fakt ist, die Folgen müssen sich in Grenzen halten. Zu einer gefährlichen Körperverletzung muß es ja nicht kommen.

Der Hund sollte also wissen, daß er auch zeigen muß, wenn ihm etwas nicht passt - beispielsweise durch Bellen oder Knurren. Daß er das tut, bevor er sich mit "Waffen" wehrt, darauf sollte man sich verlassen können.

Ich haben meinem Hund diese Sache beibringen wollen, indem ich versucht habe, ihn extrem zu nerven. Mein Hund läßt sich aber nicht aus der Reserve locken, übrigens auch von anderen nicht, und darüber bin ich eigentlich sehr froh. Somit kann ich davon ausgehen, daß er draußen auch friedlich bleibt.
Hätte er sich aber reizen lassen, hätte ich 2 Varianten ausprobiert - die das ich mich abwende und ihn in Ruhe lasse und die, daß ich ihn noch weiter reize. Hätte er versucht zu beißen, müßte ich ihm natürlich klar machen, daß das so nicht geht. Lob hätte er also selbstverständlich keins bekommen. Das ganze hätte ich dann über einen längeren Zeitraum immer wieder gemacht, bis er begriffen hätte, daß er eben nicht beißen darf, sondern nur Bellen und Knurren erlaubt ist.

Ausnahmen, also solche Hunde die, aus welchen Gründen auch immer, sehr schnell beißen, wird es immer geben. Aber da ist dann die Intelligenz der Besitzer gefragt und nicht der Tierarzt mit der Spitze, so meine Meinung.

Allgemein sollten alle Menschen etwas veranwortungsbewußter in Bezug auf unsere Tiere sein. Es sollte kein Kind zur Angst vor Hunden hin erzogen werden, aber man sollte dem Kind beibringen, Finger weg von fremden Hunden - und zwar schon dann, wenn sie anfangen zu laufen.
Genauso wichtig ist das richtige Verhalten eines Kindes, wenn ein Hund auf dieses zugelaufen kommt - Hände an den Körper und stehen bleiben. Ein gut erzogener Hund der nicht bissig veranlagt ist, wird maximal schüffeln mehr aber auch nicht. Wer kreischend davon rennt, hat dagegen schlechte Karten. Ja, und wenn Hundebesitzer dann ihren Hunden noch beibringen, Nase weg von kleinen Kindern, dann räumt man eine ganze Menge Probleme aus dem Weg. Wenn "Angstbeißern" auch noch Leinen- und Maulkorb-Pflicht verordnet wird und es dazu noch einen "TÜV" für alle Hundebesitzer gibt, ist unsere (Tier)Welt wieder in Ordnung.
Schade nur, daß es nicht so einfach ist, wie es sich schreibt.

Also dann, viele Grüße an alle Tierfreunde und einen guten Start ins Wochenende

Mandy und die vierbeinigen "Räuber"



von Susanne & Zasko(YCH) am 26. Juni 2003 18:39

Hallo Mandy,

deine Anschuldigung, es seien immer die Besitzer von Angstbeißern daran schuld und keiner tue etwas für diese Hunde, ist unfair. Schau mal im Forum "Ungereimtes" den Thread "Hund greift Fahrradfahrer an - oder so" Teil 1 - 3 von nica an. Was bitte kann sie dafür, dass der Hund von einem Passanten mit einem Kinderroller bedroht wird?
Was kann der Besitzer dafür, wenn sein Hund zum x-ten mal von "der tut nichts, der will nur spielen" Hunden gebissen wird, selbst wenn er wegläuft oder sich auf den Rücken legt? Willst du diesem Besitzer anlassten, wenn sein Hund demnächst prophylaktisch andere Hunde durch Bellen und Knurren auf Abstand zu halten versucht? (Einer solcher geschädigten Hunde ist übrigens meiner, den ich im Alter von 2,5 Jahre als super ängstlich übernommen habe, da er vom Vorbesitzer geprügelt wurde). Und ich kenne genügned andere Hunde, denen es ganz genauso ergangen ist. Ich rege mich über keinen Leinenkläffer mehr auf, bevor ich nicht den Hintergrund kenne, denn ich weiß jetzt, wie schnell man statt Besitzer eines Hundes zu sein, der mit Hündinnen und Kastraten spielt und erwachsenen Rüden weiträumig aus dem Weg geht oder sich unterwirft, zu eben einem solchen Kläffer kommen kann. Und wie lange es dauert, bis man das wieder in den Griff bekommt. Und im Verlauf von Verhaltenstherapie und Hundeschule habe ich genügend Leute kennengelernt, die sich gerade um solche Hunde kümmern und sie resozialisieren. Und du musst nur mal hier in den Foren gucken, wie viele Leute es mit Erziehen und Therapie versuchen, statt die Hunde einzuschläfern.

Liebe Grüße
Susanne & Zasko

von thunderdog(YCH) am 26. Juni 2003 18:38

Hi,

ist ja wohl ein Riesenunterschied ob ich selber meinen eigenen Hund "nerve" (wie Du Dich ausdrückst) oder ein völlig Fremder.
Das so "therapieren" zu wollen wäre 100% verfehlt.

Ansonsten werden alle diese Dinge die Du da anführst NIE eintreten und unsere Hundewelt wird in Unordnung bleiben.

Das Thema "Angstbeisser" ist wohl etwas zu komplex als das man es auf Leine und Maulkorb reduzieren kann. Ausserdem brauchst Du erstmal jemanden der das sauber erkennt.

Grüße
thunderdog

von Mandy(YCH) am 28. Juni 2003 10:46

Hallo Susanne,

ich glaube, ich habe mich wohl sowas von ungünstig ausgedrückt, daß ich damit nun Dich und alle Besitzer von "Angstbeißern" angegriffen habe - ungewollt natürlich. Das tut mir leid und ich möchte das wieder in Ordnung bringen.

Meine Wut richtet sich natürlich nur gegen Leute, die ihre Tiere zu aggressiven Bestien abrichten und dabei nicht merken, daß sie total keine Kontrolle mehr über ihre Tiere haben. Sowie gegen Leute, die ihre Tiere misshandeln, so daß die sie dadurch aggressiv werden und gegen Leute, die nicht wahr haben wollen, daß ihr Hund sich mit anderen eben nicht versteht und halt nicht "nur spielen will".

Und meine Wut richtet sich gegen die Leute, die einfach entscheiden, ein auffälliges Tier "lieber einzuschläfern, bevor es vielleicht etwas ganz Schlimmes anrichtet", ohne das jemand, der dem Tier helfen möchte, etwas davon erfährt. In dem Fall, der mich beschäftigte, wäre es nämlich beinahe so passiert. Zum Glück habe ich noch rechtzeitig davon erfahren und konnte jemanden finden, der dem Hund nun hilft. Er kommt heute in ein Tierheim, wo ihm geholfen wird, sein "Angstbeißen" in den Griff zu bekommen. Erst wenn das geschafft ist, wird ein neues, schönes Zuhause für ihn gesucht, eher nicht. So sollte es im jedem Tierheim sein und nicht einfach der Spruch "kein Platz" und damit Schluß aus. So wie es hier gelaufen ist.

Es handelt sich übrigens um ein Tier, daß von einem Menschen misshandelt wurde und nun lernen muß, daß nicht alle Menschen da draußen böse sind.

Leute, die einen misshandelten oder zur Aggression erzogenen Hund zu sich nehmen um ihm zu helfen, verdienen natürlich den absolut größten Respekt. Sorry, nochmal an alle, von denen ich falsch verstanden wurde. Ich werde demnächst genauer nachdenken und mich ensprechend unmissverständlicher ausdrücken.

Allgemein betrachtet ist es aber immer ein Mensch, der dem Tier weh tut, es falsch erzieht oder es bedroht (wie in dem von nica geschilderten Fall - hoffentlich wird bald alles wieder gut für den armen Hund) und es somit Ängsten aussetzt, die das Tier ohne Hilfe nicht bewältigen kann. Auch wenn ein Hund einen anderen anfällt, ist wieder der Mensch schuld. Hätte dieser Mensch mal eingesehen, daß sein Hund nicht verträglich mit anderen Hunden ist und sich dann auch entsprechend verhalten, dann hätte sein Hund nicht die Möglichkeit gehabt, auf einen anderen Hund loszugehen. Genauso verhält es sich, wenn ein Hund auf einen Menschen losgeht.

Was ich sagen will, ist also, daß niemals das ängstliche Tier an seinem Verhalten schuld ist, sondern immer irgendein Mensch einen Fehler gemacht. Somit hat niemand das Recht, das Tier zu bestrafen.

Es ist auch richtig, daß es viele Leute gibt, die ihrem Tier und natürlich auch anderen Tieren helfen, statt bei Problem nach der Spritze zu schreien. Aber es ist eben auch so, daß von Amtswegen die Spritze verordnet wird (meist, wenn es nach einem Beißvorfall zu einer Anzeige gekommen ist), ohne daß Leute, die dem Tier helfen würden, davon erfahren. Sicher tun sie das nicht nur, weil`s der einfachste Weg ist. Ich glaube eher, daß die Behörden oft nicht wissen, welche Möglichkeiten es gibt, nach Hilfe zu suchen. Das ist es dann aber, was mich wütend macht. Denn diese Sache läßt sich doch ganz einfach ändern.

Alles in allem bleibt das Problem, daß Leute, die Tiere misshandeln, einfach zu wenig bestraft werden und daß Hundebesitzer (und zwar alle Hundebesitzer) nicht kontrolliert werden, wie sie ihr Tier erziehen. So könnte man "schwarze Schafe" ganz einfach entlarven und die Tiere vor solchen Menschen schützen. So würde es keine Vorfälle mehr geben, wo aggressive Hunde ausrasten und Menschen sogar töten (siehe Hamburg vor einiger Zeit) und Rassen wie Rottweiler, Dobermann, Staffs ... würden auch wieder Hunde sein und keine "Bestien" (Ich hasse es, wenn solche Hunde als "Kampfhunde" oder noch schlimmer als "Bestie" bezeichnet werden, obwohl die meisten ganz liebe Familienhunde sind!)

Ich hoffe, ich konnte alle Missverständnisse beseitigen und möchte mich nochmals bei Dir Susanne und allen anderen entschuldigen, die sich zu Unrecht angegriffen gefühlt haben.

Viele Grüße
Mandy und die "vierbeinigen Räuber"

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