Liebe Petra,
leider weiß ich nicht, von welchen "Tricks" Du bei der Erziehung von Welpen zur Stubenreinheit sprichst, deswegen kann ich nicht einfach ja oder nein sagen.
Was sicherlich auch bei einem fünf Monate alten Hund funktioniert, ist ihn dauernd zu beobachten. Wird er unruhig, schnüffelt auffällig herum, dann Hund untern Arm klemmen und raus mit ihm. Das Tragen dürfte sich auch in diesem Alter bewähren, vor allem, wenn der Weg nach draußen vielleicht noch durch mehrere Zimmer oder über Treppen führt. Klappts dann draußen mit der großen Tat, loben. loben, loben. Ich habe meinen Hunden beigebracht, quasi auf Kommando ihr Geschäft zu erledigen, indem ich immer, wenn sie gerade dabei waren, "Beeil Dich" gesagt und sie dabei gelobt habe. Das ist jetzt besonders nützlich, wenn ichs mal eilig habe oder wenn die Hunde sich unterwegs z.B. auf einem Autobahnrastplatz lösen sollen.
Wo schläft denn Dein Hund? Eine Möglichkeit wäre nämlich, ihn nachts auf seine Decke neben Deinem Bett zu legen, ihn anzuleinen und das Ende der Leine in der Hand zu behalten. Wenn er nachts muß, wirst Du merken, wenn er unruhig wird und versucht, den unmittelbaren Schlafbereich zu verlassen. Dann nix wie raus ausm Bett, Bademantel übergeworfen und Hund nach draußen gebracht.
Bitte auf KEINEN Fall den Hund schimpfen, nachdem das Unglück im Zimmer schon passiert ist! Wenn Du ihn gerade dabei erwischt, kannst Du "Nein!" rufen, ihn packen und rausbringen, aber wenn Du nur noch das Ergebnis findest, weiß der Hund nicht mehr, warum er geschimpft wird. Bitte glaube auch nicht den Unsinn, daß der Hund sehr wohl weiß, daß er sich falsch verhalten hat, weil er angeblich "ein schlechtes Gewissen" zeigt, sobald der Mensch die Bescherung entdeckt. Das ist kompletter Schmarrn! Ein Hund kann Lob oder Strafe immer nur auf die Tätigkeit beziehen, die er gerade ausführt. In Bezug auf die Stubenreinheit sieht das dann so aus: Du kommst ins Zimmer und entdeckst ein Häufchen. Gleichzeitig kommt Dein Hund freudestrahlend auf Dich zugedüst, weil er sich freut, Dich zu sehen. Statt ihn ebenfalls freundlich zu begrüßen, bist Du aber sauer über das Häufchen und fängst an, den Hund zu schimpfen, etwa "Böser Hund, was hast du denn da wieder gemacht!". Dein Hund versteht, daß Dir seine Begrüßung mißfallen hat, denn das hat er ja gerade getan. Beim nächsten Mal wird Dein Hund Dich nicht mehr freudig begrüßen, sondern in deutlicher Demutshaltung auf Dich zukommen oder sich vielleicht sogar vor Dir verstecken, weil er Angst hat, daß seine Begrüßung wieder bestraft wird. Mit dem Häufchen hat das Ganze aber null und nix zu tun. Und bitte ebenfalls NIEMALS die Nase des Hundes in den Kot oder den See stecken, um ihm seine Untat zu "zeigen"! Der Hund versteht den Zusammenhang überhaupt nicht, er begreift nur, daß sein Mensch ihn roh packt und ihm Schmerz zufügt. Entsprechend ängstlich wird er reagieren - und nur der dumme Mensch interpretiert das wieder als "schlechtes Gewissen".
Die Stubenreinheit wirst Du sicherlich in den Griff kriegen, wenn Du aufmerksam bist, und Deinen Hund nicht mit unsinnigen Strafen traktierst. Ich befürchte allerdings, daß Dir die Ängstlichkeit noch schwer zu schaffen machen wird. Es ist nicht normal, daß ein Welpe von fünf Monaten extrem ängstlich ist. Das ist die Zeit der Neugier und des Entdeckenwollens. Verhält ein Hund sich anders, heißt das, daß er bisher keine Gelegenheit hatte, bestimmte Dinge des Lebens kennenzulernen oder bereits sehr schlechte Erfahrungen gesammelt hat. Da Dein Hund draußen aufgewachsen ist, wird er vermutlich extrem auf Geräusche wie Telefon, Staubsauger etc. reagieren, weil sie ihm völlig fremd sind. Man kann an diesem Verhalten arbeiten, aber in vielen Fällen wird ein solcher Hund immer mißtrauisch und ängstlich bleiben. Wenn Du möchtest, kann ich Dir gerne noch ein paar Hilfestellungen geben, wie Du gegen die Ängstlichkeit arbeiten kannst - tun mußt Du es auf alle Fälle, sonst hast Du irgendwann einen Hund, der das Leben Eurer ganzen Familie durch sein Verhalten beeinflußt.
Einstweilen liebe Grüße,
Jutta