ab wann Gehorsam?
03. August 2000 10:28

Hallo Annette,

Du nervst mich bestimmt nicht, keine Sorge ...

Du sprichst ein wichtiges Problem an, daß beim Fährten über Futter auftritt: Der Hund lernt, systematisch nach Freßbarem zu suchen. Daß ein junger Hund, der mit Freude das Fährten gelernt hat, auf "seinem" Fährtengelände herumdüst wie ein ausgehungerter Starfighter ist normal. Ich unterbinde das, indem ich in der Gegend nicht mit dem Hund spazierengehe. Aber das Grundproblem bleibt. Will ich einen Hund, der Freßbares rigeros ignoriert, dann darf ich nicht über Futter fährten, zumindest nicht mit einem "Baby". Später, wenn der Hund reifer ist, kann er vielleicht unterscheiden, wann er etwas Erlaubtes frißt und wann etwas Verbotenes. Eine Möglichkeit wäre auch, einem Welpen über Futter das Fährten beizubringen und dann, sobald er das Verweisen der Gegenstände erlernt hat, nur noch das Futter aus Hand gibt. Danach könnte man das Verweigern von wahllos ausgelegtem Futter antrainieren. Nachteil ist aber hier, daß man den Hund dann nur noch an den Gegenständen bestätigen kann, nicht z.B. nach schwierigen Stellen im verlauf der Fährte, nach einem Gegenstand usw. Dann gibt es ja auch noch das Fährten über den Beutetrieb, was mir überhaupt nicht liegt, da der Hund ausschließlich am Ende der Fährte bestätigt werden kann und der Hund aus diesem Grund auch oft sehr schnell sucht.

Man muß hier abwiegen, was einem wichtig ist. Ich persönlich gestatte meinen Hunden auf Spaziergängen, das zu fressen, was sie finden, sofern nicht eine Gefahr für den Hund davon ausgeht; beim älteren Hund kann man das auch durch ein Komando unterbinden, wenn's zu arg wird. In anderen Gegenden ist das, gerade jetzt, vielleicht nicht so empfehlenswert. Auch in dem Ort, in dem ich die letzten 25 Jahre gelebt haben, sind Hunde vergiftet worden, aber das hat immer nur gezielt bestimmte Störenfriede getroffen, nicht einmal ist einer der freilaufenden Dorfhunde ums Leben gekommen und meine Hunde auch nicht. Es kommt also auch ganz auf die Nachbarschaft an, ob man seinem Hund das Futterverweigern antrainieren sollte oder nicht. Einen Nachteil für die Fährtenarbeit hat es meiner Meinung nach aber auf jeden Fall, man wird dadurch sehr eingeschränkt in seinen Möglichkeiten.

Viele Grüße

Antje

03. August 2000 11:54

Hallo Antje,

ich denke, daß ich mir das noch mal gut überlegen werde.
Mein Kleiner hört zwar schon sehr gut auf "Pfui", läßt seine Beute dann sofort fallen wie eine heiße Kartoffel, aber man sieht ja nicht immer alles sofort. Bei uns sind in den letzten Jahren schon mehrere Hunde an Ködern mit Gift oder Rasierklingen gestorben, die meisten in der Nähe des Ackers, den u.a. auch der hiesige SV-Platz zum Fährten benutzt. Da die Köder auch immer irgendwo im Gelände herumlagen, kann man nicht von gezielten Anschlägen ausgehen. Von daher ist mir das ganze schon ein bißchen zu brenzlig.
Ich habe einmal einen Hund gesehen, der über den Beutetrieb gefährtet hat, hat mir aber nicht besonders gefallen. Er wirkte ziemlich unkonzentriert und "wuselig", wich auch öfters von der Fährte ab.

Viele Grüße

Annette


04. August 2000 06:53

Meine 4 Monate alte Hündin sucht z.B. schon begeistert Fährte.


Hallo Antje, wie hast du das denn hingekriegt? Gibts da irgendwas empfehlenswertes zu lesen drueber? ich hab da zwar immer wieder mal Tips bekommen, aber für Leberwurst unter den Schuhen kann ich mich irgendwie nicht so sehr begeistern....

Martin

04. August 2000 07:29

Hallo Martin,

ich fährte über Futter. Auf der Fährte gibt's gute Sachen, die sonst eher knapp bemessen werden. Beginnen tue ich auf einem "Puderzuckeracker", auf dem man bei jedem Tritt leicht einsinkt. In jeden Tritt (ich beginne mit einzelnen Tritten, keiner "Autobahn", und lege bereits ab der 1. Fährte einen korrekten Winkel, d.h. nicht ausgetreten) kommt ein Stückchen Futter, z.B. Katzenfutterbröckchen aus der Dose (die für 69 Pfennige von Aldi) oder kleine Fleischwurstbröckchen etc. Dadurch, daß die Tritte etwas eingesunken sind, riecht jeder einzelne Tritt nach dem Leckerchen, aber der Geruch wird nicht über die ganze Fährte getragen (wie z.B. bei einer "Autobahn" in höherem Gras). Beim den ersten Fährten darf der Welpe beim Legen der Fährte zugucken, auf den Ansatz kommt etwas Futter, am Ende auch, dann wird der Welpe kurz angefüttert (um auf den Geschmack zu kommen) und anschließend bringe ich ihn zum Ansatz und lasse ihn das machen, was er tun möchte: die ganze Sache untersuchen. Ich sage gar nichts, bleibe einfach stehen, wenn der Welpe von der Fährte herunterkommt, er muß ja erst einmal lernen, wie die Fährte riecht, wie es daneben riecht, warum es sich für ihn lohnt, hinten anzukommen usw. Steckt er seine Nase in die Tritte, darf er ein Stück vorwärts, sonst nicht. Ab dem 2. oder 3. Mal weiß der Kleine, was Sache ist, braucht auch schon gar nicht mehr zugucken, wenn die Fährte gelegt wird.

Es kann vorkommen, daß der Welpe zwar suchen will, aber das Futter nicht frißt, nur darauf herumkaut, hinten weitersuchen will, obwohl dort Futter liegt. Dann warte ich einfach ein paar Wochen, er ist dann einfach noch nicht so weit, vielleicht hat er Fieber wegen der Zahnung, eine noch zu geringe Konzentrationsfähigkeit etc. Ein paar Wochen später, wenn ein geeigneter Acker lacht, probiere ich es einfach noch einmal. Hier lieber etwas warten, damit man später einen Hund hat, der gerne und mit Lust sucht. Ich hatte zwei Wurfschwestern; die eine hat mit 6 Monaten eine SchH3-Fährte gesucht, die andere hat sich erst mit 12 Monaten für die Fährtenarbeit interessiert. Zwingen kann man sie nicht dazu, das ergibt keine sicheren Sucher.

Viele Grüße

Antje

04. August 2000 07:45

hab ich mir ausgedruckt...
aber wie gehts dann weiter, ich meine, irgendwann soll sie ja was suchen, von dem ich nicht weiß wo's liegt, und vor allem, wie krieg ich den Hund dann da hin, daß sie meldet, wenn sie gefunden hat. So ein Lawinenopfer wäre wohl ziemlich unglücklich, wenn es endlich gefunden und aufgefressen wird :-)))
Danke für Deine Tips.

04. August 2000 07:53

Hallo Martin,

das Suchen von Lawinenopfern, unter Trümmern verschütteten Menschen usw. unterscheidet sich stark von den Ansprüchen, die man an einen "fährtenfesten" Fährtenhund stellt (dieser sollte eigentlich das Ausbildungsziel nach PO sein). Der Lawinenhund wird ja nicht auf die Fußspur eines Lawinenopfers angesetzt und muß dieser exakt folgen, sondern er muß unter einem Schneefeld irgend eine menschliche Witterung aufnehmen, ein Gebiet danach systematisch absuchen. der Fährtenhund hingegen wird auf eine bstimmte Fährte angesetzt und darf diese auch nicht verlassen, wenn die Fährte von einer anderen, frischeren menschlichen Spur gekreuzt wird.

Es gibt einen Videofilm von Gottfried Dildei über die Ausbildung in der Fährtenarbeit. Wenn Du mit Deinem Hund eine Rettungshundeausbildung anstrebst, währe aber etwas in dieser Richtung für Dich geeigneter.

Viele Grüße

Antje