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Keine Lust zu spielen

geschrieben von Ingrid(YCH) 
Keine Lust zu spielen
21. Dezember 1998 11:27


Hallo Ihr,

ich bin mit meiner fast 6 Monate alten Rottweiler-Hündin in einer Junghundegruppe. Wenn wir die Hunde zwischen den Übungen spielen lassen, rennen die anderen Hunde miteinander rum, auch immer in der Nähe ihrer Menschen. Meinen will nicht mit den anderen spielen, sie steht immer irgendwo und schnuppert oder frißt Stöckchen. Wenn wir kurze Übungen machen ist sie schon aufmerksam, obwohl sie da auch mehr mit Futter als mit Spielzeug zu motivieren ist.
Auch beim Spazierengehen, schnuppert sie immer. Wenn ich mit ihr spielen will, macht sie immer nur kurz mit und dann ist das Schnuppern wieder wichtiger.
Sie ist ein ganz arg lieber Hund, aber ich weiß echt nicht, wie ich sie mehr motivieren kann.

Liebe Grüße Ingrid

21. Dezember 1998 17:42

Liebe Ingrid,

an sich gehören grade Rottis zu den Hunden, die einen ausgeprägten Beutetrieb haben. Was also das Spiel mit Dir betrifft, glaube ich nicht, daß Dein Hund nicht zum Spielen zu animieren ist. Allerdings hängt es stark davon ab, wie Eure Beziehung insgesamt ist. Deine Hündin kommt allmählich in das Alter, wo der Nachlauftrieb deutlich nachläßt, und die Welt außenrum zunehmend interessanter wird. Diese Phase durchlaufen alle Hunde, und es ist spätestens jetzt höchste Eisenbahn, Dich so interessant wie möglich zu machen. Leider hast Du die entscheidende Prägezeit, wo auch das Spiel und die Motivation mit Dir und durch Dich eingeübt werden sollte, schon ne Weile hinter Dir. Wenn Du verhindern willst, daß sich Deine Hündin demnächst überhaupt nicht mehr für Dich, sondern nur noch für die Umgebung interessiert, solltest Du dringend mit der Spiel-Arbeit beginnen.

Besorge Dir zuerst ein neues Spielzeug, das die Hündin noch nicht kennt. Am Besten ist etwas zum Zerren, das Du auch in die Jackentasche stecken kannst, also ein Knuddelstrick oder eine weiche Beißwurst beispielsweise. Du beginnst in der Wohnung, die Hündin wird angeleint, damit sie nicht mit der Beute abdüsen kann. Jetzt kommt die Hauptarbeit, nämlich die Beute interessant zu machen. Nur dadurch, daß Du sie vor ihre Nase hältst oder wirfst, wird die Hündin vermutlich kaum zu begeistern sein. Fang damit an, daß Du die Beute vor Dir über den Boden ziehst und hopsen läßt. Das Ganze verbindest Du mit Geräuschen wie fiepen, zischen, mit der Zunge schnalzen. Wichtig: Immer vom Hund weg, denn Beute läuft nie auf den Jäger zu. Laß die Beute im Slalom durch Deine Beine flitzen, beweg Dich langsam dabei weg von der Hündin. Sobald sie die Beute beobachtet, hast Du schon fast gewonnen. Nimm die Beute hoch, laß sie dabei zappeln und wackeln und produziere die tollsten Begeisterungsrufe. Sobald die Hündin anfängt, nach der Beute zu springen und ihr nachzulaufen, verschwindet sie blitzschnell hinter Deinem Rücken und ist still. Nach kurzer Zeit schaut sie an der Seite wieder vor, wackelt und macht neue Geräusche. Erst wenn Deine Hündin die Beute wirklich haben will, gibst Du Ihr Gelegenheit, sie zu erwischen. Sobald sie sie hat, lobst Du ganz furchtbar. Laß die Hündin die Beute ein bißchen im Maul behalten und vielleicht totschütteln, dann greifst Du nach der Beute und sagst "Aus". Bleib freundlich dabei, vor allem, wenn sie das Kommando noch nicht kennt. Läßt sie nicht los, ist das in dem Fall erst mal klasse, weil es zeigt, daß sie Feuer gefangen hat für das Spiel. Trotzdem muß sie natürlich gleich lernen, daß DU die Herrin über die Beute bist (deswegen die Leine). Öffne ihr die Schnauze, nimm die Beute heraus und lobe wieder ganz arg. Dann hopst die Beute erneut, und die Hündin darf sie fangen. Klappt das ganz gut, kannst Du dazu übergehen, ihr die Beute nicht sofort zu überlassen, sondern gegenzuziehen. Verbinde das mit einem Kommando wie "Zieh!", das möglichst anfeuernd und motivierend klingen sollte. Sobald sie ein bißchen dagegenzieht, läßt Du los und lobst wieder. Mit der Zeit wird sie immer heftiger ziehen und Du kannst dann anfangen, ihr die Beute ab und zu nicht zu überlassen, sondern durch "Aus!" zurückzufordern. Zur Belohnung kommt gleich ein neues Beutejagen. Erst wenn sie zuverlässig ausgibt und Dir die Beute gerne überläßt, kannst Du ohne Leine übern. Es darf am Anfang nicht passieren, daß Du ihr nachrennen mußt, sonst macht sie schnell ein Spiel draus.

Dieses Spielzeug liegt ansonsten nirgendwo rum. Es wird ausschließlich hervorgeholt, um ein gemeinsames Spiel zu spielen. Du kannst es später auch immer als kurze Belohnung nach korrekt ausgeführten Gehorsamsübungen verwenden. Eine andere Möglichkeit, Dich interessant zu machen, ist, wenn Du die Hündin von irgendjemandem festhalten läßt (am besten in fremdem Gelände) und dann nach großem Hundeknuddeln wegRENNST und Dich versteckst. Die Hündin soll Dich beobachten und Dir möglichst hinterherwollen. Der Helfer feuert sie dabei an. Dann rufst Du sie und wenn sie angedüst kommt, wird geknuddelt und gespielt. Als Tip empfehle ich Dir das Video von Ekhart Lind: "Richtig spielen mit Hunden".

Was das Spielen mit anderen Hunden betrifft, so gehören Rottis durchaus zu der Sorte Hund, die nicht grundsätzlich ein wahnsinniges Interesse an anderen Hunden haben (ja, Ihr Rottifans, ich weiß, es gibt Ausnahmen, lach). Vielleicht sind Deiner Hündin auch mehrere andere gleichzeitig zu viel. Trotzdem ist es wichtig, daß sie ständig Kontakt mit anderen Hunden hat. Vielleicht suchst Du Dir für den Anfang einen einzelnen Spielgefährten, der gerne spielt und sich im Animieren Deiner Süßen ordentlich Mühe gibt. Es ist möglich, daß sie sich trotzdem nichts aus Hundespielen macht, aber wenn sie die Anwesenheit anderer Hunde einfach akzeptiert, ist das auch schon ein Erfolg.

Auf alle Fälle solltest Du Dich ab sofort jeden Tag mehrmals auf ein Spiel mit Deiner Hündin einlassen und auch beim Gassigehen immer wieder eine Spielrunde einbauen. Wenn Du einen Wald in der Nähe hast, kannst Du z.B. mit ihr über liegende Baumstämme balancieren (nie das Animieren und Loben vergessen!) oder im Zickzack zwischen den Bäumen durchrennen und sie zum Mitlaufen auffordern. Je weniger Gelegenheit Du ihr in nächster Zeit gibst, sich selbst zu beschäftigen (durch Herumschnüffeln u.ä.) desto besser.

Liebe Grüße,
Jutta

22. Dezember 1998 05:59

Hallo Jutta,

erstmal vielen Dank für deine Antwort.
Das mit den Zerrspielen stimmt, ich habe einiges Spielzeug ausprobiert (Ball usw.) auf das hat sie nicht reagiert, jetzt habe ich ihr eine kleine Beißwurst gekauft und mit der spielt sie, aber wie gesagt nur kurz. Ist es besser, wenn ich merke das Interesse läßt nach, daß ich dann aufhöre?
Ich werde jetzt auf jeden Fall versuchen, mich noch interessanter zu machen.
Bei uns in der Junghundegruppe sind halt viele Border-Collies und die sind vom Temperament halt schon anderst.
Ich habe auch das Gefühl, das ihr in der Gruppe immer zuviel Trubel ist. Sie ist aber sehr lieb mit den anderen Hunden, nur wenn es zu wild wird, dann geht sie.
Ist doch eigentlich gut oder?

Also nochmal vielen Dank.
Ich werde auf jeden Fall versuchen deine Tips umzusetzen.

Liebe Grüße

Ingrid mit Nelly