Hallo Ralf,
Ich glaube das ist ein Problem auf das jeder Hundehalter irgendwann mit seinem Welpen stößt (sind zumindest so die Erfahrungen wenn man sich umhört). V.a. bei 'selbstbewußteren' Rassen tritt es wohl auf.
Auch ich besitze einen Junghund (Beauceron-Rüde namens Rocco, jetzt 5 Monate) der irgendwann in die Phase kam, wo er meinte wegen jeder Kleinigkeit grummeln und knurren zu müssen. Ganz schlimm war es natürlich wenn er irgendetwas fand was ihm ganz wichtig oder lecker erschien. Ich muß noch dazu sagen, daß ich nicht in Deutschland sondern in Französisch Guayana lebe und vor der Haustür den Strand habe. Roccos Liebstes waren die dort angeschwemmten Fische, die er wegschleppte, fraß und nicht mehr hergeben wollte. Das Problem dabei war, daß es sich dabei oft um hochgiftige Kugelfische handelt und er öfters kurz danach erbrach. Ich war also in höchstem Maße gezwungen ihm unter allen Umständen seine Beute abnehmen zu können.
Zunächst ist wichtig, daß der Hund mit seiner Beute nicht entkommen kann. Also ging ich nur noch mit Schleppleine an den Strand. Hatte er wieder einen Fisch, oder auch was anderes im Maul, habe ich streng "aus" gesagt und versucht gegen ein Leckerchen zu tauschen. Das "aus" muß dabei gleich etwas knurrend kommen; mach Deinem Hund klar, daß es keine Widerrede gibt! Ich hatte nun folgende Schwierigkeit: Finde mal ein Leckerchen, daß der Hund lieber will als muffelnden Fisch!! Rocco ließ sich eher selten auf den Tausch ein. Folglich mußte es ohne Leckerchen, und auf die für den Hund unangenehmere Weise, gehen.
Nach dem ersten 'Aus' und dem Tausch versuch, kam die Korrektur: Ein äußerst strenges, knurrendes "nein" verbunden mit einem Schnauzgriff und Druck gegen die Leftzen, so daß er aufmachen mußte. Im selben Moment, wenn ich ihm die Beute abgenommen hatte hab ich ihn wieder gelobt und dann mit Trockenfisch belohnt.
Jetzt zum Beißen: Soweit gings bei mir nur 2 mal: Rocco fand beidesmal einen Knochen (ich wußte jedoch nicht was es ist, da er ihn komplett im Maul hatte). Ich sagte "aus", was nichts nützte, ich machte den Scnauzgriff wie oben geschildert, konnte jedoch den kleinen Knochen beidesmal nicht sofort aus dem Maul kriegen. Roco knurrte nun, ich bestrafte ihn mit auf den Rückendrehen und versuchte nochmal den Schnauzgriff, mit dem Resultat, daß er anfing zu schnappen. Beim ersten mal wars nicht schlimm - ich hatte kaum einen Kratzer - beim zweiten Mal hat er mir ganz schön den Daumen aufgerissen und ich war (im nachhinein glücklicherweise!!)dementprechend sauer. Meine damalige Reaktion hat wohl viel genüzt: Auf dem Rücken lag er ja schon, ein scharfer Griff an die Kehle (er hat schon etwas gejapst) und ein erneuter Schnauzgriff. Durch die Bedrängnis weil er nicht genug Luft bekommen hat, hat er auch seinen Knochen hergegeben. Unterstützt wurde das ganze nur durch wiederholte knurrende, laute "nein". Ich hab ihn auch hinterher nicht gelobt - war ich nicht in der Stimmung dazu - sondern hab die Leine ganz kurz genommen, mich mit dem Fuß draufgestellt, so daß er auf dem Rücken liegen bleiben mußte (ca. 5 min). Danach hab ich ihn lange (2 Std.?) vollkommen ignoriert.
Außerdem hab ich nach diesem Erlebnis geübt, geübt, geübt.
1.) Ich habe spielerisch "aus" trainiert.
2.) Ich habe ihm kleine gekochte Knochen zum Nagen gegeben und sie ihm öfters wieder abgenommen. Hat er nur gegrummelt, wurde er sofort damit bestraft, daß der Knochen wegwar und er dafür auf dem Rücken lag.
3.) als 2.) gut geklappt hat (schon nach ca. 4 Tagen) habe ich im Garten die Knochen ausgelegt. Hatte er den Knochen kam ich und nahm den Knochen weg. Bestrafung wie bei 2.) wenn er ihn nicht hergeben wollte wenn er ihn hergab, großes Lob, Leckerchen und dann nach kurzer Geduldsübung natürlich auch wieder den Knochen.
Das ganze mag ein wenig brutal klingen, doch solltest Du Dir bewußt sein, daß auch Deine Hündin größer, stärker und dominanter wird. Und der Spaß aufhört wenn solche Situationen bei einem einjährigen Hund immer noch auftreten.
Ich unterstütze das ganze noch dadurch, daß ich Rocco auch ab und zu den Futternapf wegnehme oder sogar (nur unter Aufsicht!!!!) von meien Kindern wegnehmen lasse. Zeig Deinem Hund wo er zu stehen hat - nämlich ganz unten im Rudel!
Inzwischen klappt es so gut, daß ich Rocco alles (sogar wenn er hungrig ist das Futter) aus dem Maul nehmen kann.
Ach ja, nochwas: Ich würde das beruhigend auf sie einreden unterbinden. Das wir von den Hunden zu leicht als Lob aufgefaßt und ist in dieser Situation unangebracht.
Ich hoffe ich konnte Dir ein weiterhelfen und Du bekommst Dein Beißerchen gezähmt! Viel Erfolg!
Viele Grüße, Manne.