Hallo, Miriam,
: Da es mir die letzte Tage mal wieder sehr auffällt, daß unser 10 1/2 Monate alter Labi-Rüde besser auf sein Herrchen hört, als auf mich, muß ich doch mal die Frage hier ins Forum stellen: Warum ist das so ?
Dein Süßer steckt mitten in der Pubertät, soll keine Entschuldigung sein, nur muß man doch ein wenig Verständnis für sein "Innenleben" aufbringen, seine Hormone spielen verrückt. Die Pubertät ist eine sehr sensible Zeit für einen Hund, und so manches mal will man verzweifeln, doch hütet euch davor, den Druck (meine die Härte) zu erhöhen, der Schuß kommt zurück.
Es häufen sich die Fälle, wo man als Mensch einfach ignoriert wird, da Hund besseres zu tun / in der Nase hat. Fahrt die Ansprüche zurück, sonst verliert er das Vetrauen.
: Liegt es daran, daß Herrchen im "Ernstfall" die lautere und tiefere Stimme oder den festeren Griff oder vielleicht auch mehr Kraft hat ?
Oh, wie häufig ist diese Ansicht ! Es hat den Anschein, ja. Doch hinterfragt man den tagtägliche Umgang, so legt der Hund nichts anders als Meidverhalten an den Tag,
Beispiel :
Er sagt, "Bei mir läuft der Hund Fuß" ; Sie sagt : "Ich kann den Hund nicht halten, er zerrt mich durch die Gegend, ich habe nicht die Kraft"
Wohlgemerkt : Es ging lediglich um Leinenführigkeit !
Ich frage : "Wie haben sie denn das "Fuß" trainiert ?"
Er : " Wenn Hund zog, mächtig die Leine zurückgerissen und "Fuß" gebrüllt"
Was hat Hund gelernt ?
Er hat gelernt, bei dem Kommando "Fuß" Schmerzen zu vermeiden, wenn Mann mit ihm geht, er hat gelernt, Frau fügt keine Schmerzen zu, kann man also durch die Gegend ziehen.
Er hat kein "Fuß" gelernt.
: Kann ich mit mehr Üben sein Gehrosam in Bezug auf mich verbessern oder wird das immer so bleiben ?
Nur durch Training !!!
Es kann beim 10 Monate alten Labi kein : "er muß aber hören" geben.
Wie lernen Hunde ??
Durch KONSEQUENZ !!!!!
Ein Hund verknüpft eine Handlung mit der Konsequenz, die darauf folgt - sowie alle die dabei vorhandene Umwelteinflüsse.
Eine positive Konsequenz (Belohnung) auf eine gewünschte Handlung hat zur Folgen dass der Hund die Handlung gerne wiederholt.
Warum hört der Hund nicht ?
Da gibt es so viele Gründe, dass eine Pauschalantwort falsch wäre.
Es kann sein : Der Hund ist zu wenig trainiert, der Hund hat Signal und Handlung nicht richtig verknüpft, der Hund hört den Menschen gar nicht, weil er durch Umweltreize überfordert ist (Reizüberflutung), das Kommando / Signal wurde nur auf dem Hundeplatz / ohne Ablenkung trainiert, ... und : einen Hund zu rufen der scheinbar mit der Nase an einer Schnüffelstelle klebt, zumal er mitten in der Pubertät steckt, also eine Nicht - Befolgung zu provozieren,um Hund dann "konsequenterweise" bestrafen / Korrigieren zu können, was soll das ?
Was heißt also "KONSEQUENZ" in der Erziehung ?
Ganz einfach : Betrachte alles, was dein Hund will, als Ware, (Schnüffelstellen, Sozialkontakte zu anderen Hunden, Spielen, Fressen, durch die Tür gehen, ....). Und dann machst du mit ihm ein Geschäft : Er muß für alles etwas tun, erfüllt er seinen Teil, bekommt er etwas dafür. Dann braucht man auch keine tiefe Männerstimme. Aber : Du mußt die Kontrolle über alles haben ! Also, Selbstbelohnung muß ausgeschlossen werden.
Beispiel :
Ihr wollt losgehen, Hund ist angeleint, Tür geht auf,Hund will losstürzen ...
Damit ein vernünftiges losgehen möglich ist, soll der Hund sitzen und erst auf dein Kommando aufstehen.
Also : Hund bekommt Signal "Sitz". Tür geht auf, Hund springt auf ... Tür wieder zu. Wieder "sitz", Hund Hört nicht, steht und wartet, du setzt dich irgenwo hin, liest meinetwegen Zeitung, Hund wundert sich, schaut dich an, .. 2. chance, "Sitz", Hund sitzt , Tür auf, Signal zum losgehen, und los gehts ! Das weitet man dann täglich aus, und bald hast du einen Hund der gerne und freudig vor der geöffneten Tür sitzen kann, ohne jemals mit ihm geschimpft zu haben. Aber : Einfach mal so schnell loslatschen ist dann nicht mehr, es ist ein Ritual entstanden.
Natürlich braucht man auch ein sicheres Abbruchsignal, das bedeutet : Halt mein Freund, noch einen Schritt weiter, dann folgt Strafe !!
Doch auch dieses muß konsequent Konditioniert und angewendet werden. Ich sage "Nein" dazu. Nein wird einmal gesagt, damit der Hund eine Chance hat, sein Tun zu unterbrechen, beim zweiten notwendigen Nein Folgt die Strafe, muß sie Folgen, denn sonst wird das Nein unglaubwürdig.
Ein "Nein", soll es auch auf Entfernung wirksam sein, muß deshalb auch trainiert werden, mit langsam steigender Entfernung.
Deshalb sollte aber dieses "Nein" sorgsam behandelt werden, um das Vertrauen nicht kaputt zu machen.
Ich halte nichts von "Zuckerbrot und Peitsche", weil ich mich weigere, einem Hund die Wahl zwischen zwei Übeln zu lassen : a) Strafe bei Nicht - Hören oder b) eine (im Moment vielleicht) ungeliebte Handlung und eine Belohnung (Lob) von der Hund nix hat, ausser keine Strafe.
Die langsame Steigerung der Anforderungen und die richtige Einschätzung des Könnens des eigenen Hundes, das verhindert ein Kommando im falschen Moment zu geben, ist der richtige weg beim Training. Gerade im Alter deine Hundes wichtig.
Ein Wort noch zur Dominanz.
Im Wolfs - oder Hunderudel hat Dominanz nur ein Ziel : Das Privileg der Fortpflanzung. Im Mensch - Hunde - Rudel kann diese Motivation gar keine Rolle spielen. Also, was ist es dann? Es sind Privilegien (Ressourcen) und Manipulationen, die im Mittelpunkt eines Hundeinteresses stehen. Der Hund fängt an, das zu fordern, womit er Erfolg hatte : an der Tür kratzen, schon wird sie geöffnet, den Futternapf herumtragen schon wird er gefüllt ....
Ein kluger Hundetrainer macht sich die Motivationen des Hundes zu Nutze und manipuliert sie.
Meine fast erste Frage an Hundebesitzer ist : was wollen sie , einen Hund , der hört oder einen Hund der Ihnen vertraut, der Kommandos freudig befolgt und hört ?
Der Weg ist das Ziel.
Sabine
PS mein Labi ist 9 Monate alt.