Lieber Alfons,
mit dem Problem "Platz" stehst Du nicht alleine da. Viele Hunde verweigern dieses Kommando, und wie Du auch beobachtet hast, sind es besonders die nervösen und unsicheren Hunde. Ihnen fällt es meist grundsätzlich schwer, über längere Zeit in einer bestimmten Position zu verharren, egal, in welcher. Betrachtet man das mal vom Hundetyp aus, ist es recht einfach nachzuvollziehen: Ein Hund, der ständig unter Spannung steht, kann sich nur sehr schwer ent-spannen. Vor allem dann, wenn die Situation, in der er sich gerade befindet, ihn aufregt oder ihm Angst macht. Vielleicht kennst Du das auch von Dir, daß Du in Augenblicken, wo Du extrem angespannt bist, nicht ruhig sitzen- oder stehenbleiben kannst. Würde beim Hund nun auch noch Zwang angewendet, wäre der Zustand noch bedrohlicher.
Eine andere Art Hund, die sich oft ungern hinlegt, ist der kurzhaarige Typ mit wenig Unterwolle. Vor allem, wenn der Boden naß und/oder kalt ist, verweigert er das Hinlegen. In meiner Gruppe ist eine Rottweilerdame, die sich bei ungünstigen Wetterbedingungen noch nicht mal "richtig" setzt. Ihr Hinterteil schwebt dann immer einige Zentimeter über dem Boden. Ich akzeptiere das. Hund ist nicht gleich Hund, und die Erfahrung, frierend abliegen zu müssen, trägt sicher nicht zu einer freudigen Ausführung der Übung bei.
Meine Methode ist die, daß ich versuche, etwas einzubringen, was dem Hund vertraut ist und ihm hilft, seine Unruhe zu besänftigen. Ich mache das mit der Decke des Hundes, die der Besitzer von zuhause mitbringt. Die Decke wird neben den Besitzer gelegt und dieser gibt seinem Hund auf der Decke das Kommando "Platz". Die meisten Hunde beschnüffeln erst mal ihre Decke, lassen sich dann aber bereitwillig darauf nieder. Anfangs oft erst nach einigem Zureden und mehreren Umdrehungen, aber freiwillig. Man kann deutlich sehen, wie sich auch sehr nervöse Hunde entspannen. Und für die Kälteempfindlichen ist sie ebenfalls eine große Hilfe.
Ich achte bei nervösen Hunden zusätzlich immer auf ausreichenden Abstand von anderen Hunden, um das Gefühl von Bedrohung so weit wie möglich wegzunehmen. Ist die Decke als sicherer Ort akzeptiert, ist der nächste Schritt, den Hund angeleint für eine bestimmte Dauer neben seinem Besitzer dort sitzen oder liegen zu lassen ("Bleib"
. Die Decke wird immer mit Lob (und anfangs auch Leckerle) verbunden. Klappt diese Grundübung, wird mit einer anderen Übung weitergearbeitet, zur "Belohnung" darf der Hund danach wieder auf seiner Decke ("Platz!"
liegen. Erst wenn der Hund sich jedesmal sofort und bereitwillig auf das Kommando "Platz" auf seine Decke legt, versuche ich es ohne Decke. Bei den meisten Hunden hat die Erfahrung von Sicherheit während des Deckentrainings ausgereicht, um sie auch ohne schnell ins Platz zu bekommen. Kommt die Übung "Abliegen, während andere Hunde vorbei gehen" oder "Abliegen, wenn der Besitzer sich entfernt" hinzu, kommt bei den ersten Malen wieder die Decke zum Einsatz.
Liebe Grüße,
Jutta