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Rassehunde, Welpen

geschrieben von Eva L.(YCH) 
Rassehunde, Welpen
10. Oktober 1997 18:27

Hallo!

Ich habe hier schon viele Berichte von Mißständen im VDH und anderen Verbänden gelesen, ebenso traurige Geschichten von Hundeschmuggel, Modehunden usw.
Viele Leute haben sich eben in eine bestimmte Rasse verliebt. Doch nur die wenigsten wissen, wie man beim Kauf eines Rassehundes vorgehen sollte.


Eine kleine Geschichte voraus:
Eines schönen Tages wurde von einem Ehepaar ein 8 Wochen alter reinrassiger Golden Retriever abgegeben. Der kleine Welpe hatte Papiere und sah auch recht gesund aus. Das Problem, die Leute hatten den Hund von einem Händler gekauft, dessen Nummer sie aus der Zeitung hatten. Sie hatten ein Gespräch mit einer sympatischen Dame, die ihnen mitteilte, daß ihr Traumwelpe bei einem Züchter bei Regensburg zu finden sei, daß sie selbst sich um alles kümmern würde, so daß der Hund gesund und munter mit Impfausweis und Papieren in einer Woche zu ihr gebracht würde, wo sie ihn dann abholen können. Alles erschien der Familie sehr seriös, der Händler inserierte ja auch jede Woche etwa 10-20 verschiedene Hunderassen und auch Mischlinge in der Zeitung.
Der Hund wurde abgeholt, 400 DM wechselten den Besitzer und die Familie war glücklich mit ihrem süßen Welpen. Das böse Erwachen kam, als sich 2 Tage später herausstellte, daß das Kind eine schlimme Allergie auf Hundehaare hatte. Der Händler aber nahm den Hund nicht zurück und so blieb als einzige Lösung das kleine Wollknäuel ins Tierheim zu bringen.
Hundehandel ist ein schlimmes Geschäft, doch es ist GANZ EINFACH ihn zu boykottieren!

Rassehunde und Rassehundewelpen darf man NUR bei einem verantwortungsbewußten Züchter kaufen! Doch woran erkenne ich den?
Die Aufschrift "VDH" allein gibt leider keine Garantie, daß die Welpen ideal aufgezogen wurden, denn auch in den Verbänden gibt es leider schwarze Schafe.

1.) Die Adressen von Züchtern bekommt man z.B. vom VDH oder auch aus Hundezeitschriften.

2.) Ein guter Züchter züchtet höchstens 1 oder 2 verschiedene Rassen. Es kann also durchaus sein, daß man auf den nächsten Wurf ein paar Monate warten muß, oder daß man eine Strecke fahren muß, bevor man den nächsten Züchter der einen Wurf hat findet.

3.) Die Zuchthunde sowie die Welpen sind in die Familie des Züchters integriert. Die Welpen werden an alle alltäglichen Situationen (Kinder, Autofahren etc.) gewöhnt und auch mit anderen Hunden sozialisiert.

4.) Von all dem kann man sich jederzeit vor Ort überzeugen, und das sollte man auch tun! Am besten ist es, wenn man die Welpen schon vor dem Abgabetermin mehrmals besucht und sich mit ihnen beschäftigt.

5.) Von einem verantwortungsvollen Züchter werden Sie gut beraten, ob die Rasse Ihrer Wahl auch zu Ihren Lebensgewohnheiten paßt. Er sieht sich die künftigen Besitzer genau an! Man sollte sich aber ja sowieso gründlich überlegen, warum man sich für diese Rasse entschieden hat, und ob man dem Tier auch gerecht werden kann. Und zwar BEVOR man das Tier kauft.

6.) Ein verantwortungsvoller Züchter hilft einem bei allen Problemen mit Rat und Tat. Im äußersten Notfall nimmt er das Tier auch zurück, bzw. hilft einen neuen Platz zu finden.

Alsowenn man die Mutter der Welpen nicht zu sehen bekommt und nur ein kleines Fellbündel in den Arm gelegt bekommt, ohne das Tier in seiner gewohnten Umgebung sehen zu können sollte man sehr hellhörig werden und lieber vom Kauf Abstand nehmen.

Die schlimmsten Hundekäufer sind diejenigen, die sagen
Ein Rassehund muß es schon sein, aber ich bin doch nicht blöd und zahle 1000 DM dafür! Was? Und auch noch 2 Monate warten? Da hol ich mir einfach einen bei einem Großhändler oder fahr schnell mal rüber nach Tschechien, da krieg ich nen 5 Wochen alten Welpen für ein Butterbrot! Papiere brauch ich ja sowieso nicht.

Diesen Leuten ist es also egal, ob die Mutter der Welpen als Gebärmaschine in einem dunklen Loch vor sich hinvegetiert und einen Wurf nach dem anderen produziert. Es ist ihnen egal, daß die Welpen viel zu früh von der Mutter weggenommen werden und durch die halbe Welt verkarrt werden, bis sie wahllos an irgendwen der schnell mal 300 DM locker macht verscherbelt werden.
Was ihnen dann vermutlich nicht egal ist, ist, wenn sich herausstellt, daß ihr "Schnäppchen" kränkelt und das ganze gesparte Geld wieder mit Tierarztrechnungen draufgeht. Oder daß es sich fürchterlich fürchtet vor Menschen und Hunden. Oder (und das ist noch das geringste Übel) wenn ihr Schäferhund Dackelbeine und einen Ringelschwanz bekommt.

Aber ich habe übertrieben. Den meisten Menschen, die sich einen Freund fürs Leben anschaffen wollen, ist es absolut nicht egal, wie ihr Hund aufgewachsen ist. Sie sind entsetzt über die Machenschaften der Hundemafia und möchten deren Treiben sicher nicht unterstützen. Doch wie das Ehepaar in der obigen Geschichte wissen sie einfach nicht, worauf sie achten müssen.

Also nochmal in Kürze

- Sich genau über die jeweilige Rasse informieren.
- Mehrmals zum besuchen fahren! Sich selbst von allem überzeugen ist besser als jedes "Gütesiegel".

Es gibt beim Rassehundekauf nichts Schlimmeres als:

"Ich muß meinen Welpen SOFORT haben"

und:

"BILLIG soll er sein"

Da lacht der Geldbeutel der Hundemafia!


ÜbrigensWer Hunde wirklich liebt, dem sollte Gesundheit und ein guter Charakter wichtiger sein als das Äußere.

Aber auch bei Mischlingswelpen heißt es aufgepaßt! Es muß wirklich nicht sein, daß man die "Zucht" von Mischlingen unterstützt.
In den Tierheimen warten sooooo viele süße Hunde auf ein liebevolles Zuhause!

Viele Grüße!
Eva


12. Oktober 1997 09:00

Ein Artikel, dem ich als Züchter seltener Rassehunde (Sealyham Terrier)
nur vorbehaltlos zustimmen kann.
Der VDH und seine angeschlossenen Vereine unterhalten deutschlandweit
viele Welpenvermittlungsstellen. Dort kennt man zumeist die Züchter
relativ genau und weiß auch wer grade Welpen hat.
Die Welpenvermittlungen der Rassevereine sollten immer Anlaufstelle
für Welpeninteressenten sein wenn man nicht zufällig einen seriösen
Züchter kennt oder eine Empfehlung hat.
Natürlich - schwarze Schafe mags schon geben, aber die gibts überall
und sind kein Beurteilungskriterium für eine große Anzahl
verantwortungsbewußter Rassehundzüchter.
Übrigens schließt die Mitgliedschaft in einem Rassehundverein
normalerweise gewerblichen Umgang mit Hunden aus ( jedenfalls im KfT ).
U n d Hobbyzüchter sind ausschließlich Züchter deren Hunde Papiere
von einem VDH-Verein haben. Nur diese Papiere sind ein sicheres
Indiz für Hobbyzucht. Alles andere läuft unter Hundevermehrung.
Wer sich für einen Welpen interessiert sollte immer (wenigstens beim VDH)
rückfragen wo er kauft. Die Namen und Adressen der einschlägigen
Hundevermehrer und Hundehändler sind dem VDH und seinen Vereinen
gut bekannt. Leider gibt es zu wenig rechtliche Möglichkeiten um diese
Leute auszurotten. Aber wenigstens kaufen sollte man dort nicht.
Und bedenken Sie auch:
Papiere für einen Hund kann sich heute jeder drucken, das ist sogar legal.
Jedoch Papiere für einen Rassehundverein, der ja auch das Zuchtbuch
führt, erhält man nur von dort oder man müßte sie fälschen. Und das ist Leuten,
die trächtige Hündinnen aus dem Osten importieren und sie dann
elend verrecken lassen, sicher zuviel Arbeit und Risiko.
Wenn Sie also einen Hund wollen, befolgen Sie die gutgemeinten
Ratschläge. Und jammern Sie nicht, wenn Sie mal 200 km zum Züchter
fahren müssen. Der fährt viel mehr Kilometer ab, um seine Rasse zu
erhalten. Und einen Rassehund gibts halt auch nicht umsonst.
Wenn ich unsere Hunde für 300 DM abgegen würde könnte ich die Zucht
auch gleich sein lassen. Ich könnte es dann nämlich nicht mehr bezahlen.
Mit seriöser Hundezucht kann man nämlich nicht 1 müde Mark verdienen.
Im Gegenteil, trotz eines Preises von ca. DM 1500 zahlt man im Jahr
immer noch etliche Tausender für sein Hobby drauf.
Gegen die laufenden Unterhaltskosten ist der Anschaffungspreis ohnehin
relativ gering. So ein Hund lebt immerhin so 10 - 16 Jahre je nach Rasse.
Also Augen auf beim Welpenkauf !!!!!!!!!!!
Viele Grüße RG


12. Oktober 1997 09:48

14. Oktober 1997 11:37


Übrigens schließt die Mitgliedschaft in einem Rassehundverein
normalerweise gewerblichen Umgang mit Hunden aus


Leider stimmt gerade dieses nicht. Ich kenne genügend VDH-Züchter, die
an ihren Welpen Geld verdienen (unter dem Deckmäntelchen "Hobbyzüchter"winking smiley.

Auch diese Züchter werden von der Welpenvermittlung der einzelnen VDH-Vereine
empfohlen und haben eine leidlich passable Zuchtumgebung, dennoch züchten
sie des Geldes (und zusätzlich der Ehre) wegen. Für einen Laien bleibt
es immer schwierig, einen Züchter richtig zu beurteilen.

Anmerken möchte ich (wie Eva schon sagte), daß es viele (ca. 25 %) Rassehunde
es in den Tierheimen gibt. Meist sind sie weder verhaltensgestört noch krank
und viele sind unter 3 Jahren. Man muß wie beim guten Züchter halt ein
bißchen rumtelefonieren, bis man auch in einem Tierheim den passenden Hund findet.
Als ich im Winter eine Mastinohündin suchte, dauerte es keine 4 Wochen bis ich
einen 1,5 Jahre, vom Wesen her traumhaften Hund in einem Tierheim ca. 200 km
von mir weg fand. Sie hatte keine Vermittlungschancen durch ihre schwere HD,
deswegen nahm ich sie und nicht die 10 Monate alte Hündin bei Bielefeld, die
sowohl wesensmäßig, als auch gesundheitlich 100%ig in Ordnung ist, und
nun schon seit 6 Monaten auf ein vernünftiges Zuhause wartet.


Grüße

Katharina Keck


15. Oktober 1997 05:55

Hallo Katharina,

Ich finde es schön, daß du einen Hund aus dem Tierheim bekommen hast.

Als meine Kessi vor 2 Jahren starb, wollte ich auch einem Tierheim-Hund ein schönes neues Zuhause geben. Ich wurde fast als Tierquäler hingestellt, nur weil meine Hunde über Nacht nicht in der Wohnung, sondern im Hof sind.

Das Hunde-Schlafzimmer hat ca. 60 qm, darin hat jeder eine Hütte und die Tür zum Hof ist im Winter angelehnt, damit die Hunde zwar rauskommen aber der Wind nicht rein (im Sommer ist die Tür ausgehängt). Im Winter wollen meine Hunde spätestens um 22 Uhr ins Bett, weil es in der Wohnung zu warm ist und im Sommer sind sie selten in die Wohnung, obwohl die Tür offensteht (welche Tier-Quälerei)!

Ich habe zwar schlechte Erfahrungen mit Tierheimen gemacht, trotzdem würde ich jedem raten, einem Tierheim-Hund eine Chance zu geben.
Beim nächsten Hund werde ich es wieder im Tierheim versuchen, vielleicht haben die Tierheim-Leiter bis dahin ihre Ansichten geändert (sie könnten sich zumindest das neue Zuhause ansehen, als sofort abzulehnen).


Viele Grüße

Karin


15. Oktober 1997 11:11


Hallo Karin,

ich habe nicht einen, ich habe bislang vier Hunde aus vier verschiedenen
Tierheimen (München, Würzburg, Hof, Frankfurt) und hatte nicht die
mindesten Probleme. Allerdings leben die Hunde
ganz in der Wohnung (mit der Möglichkeit nach draußen zu gehen). Ebenso
ist es mit allen anderen meinen Bekannten, die sich einen Hund aus dem
Tierheim geholte haben. Auch sie hatten nie nennenswerte Problme, egal
wo sie sich ein Tier holten.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß viele Interessenten nach der ersten kritischen
Bemerkung des Tierheimpersonals beleidigt zurückziehen und gekränkt sind.
Man muß öfter mal hingehen, vielleicht Hunde ausführen, damit man die
Leute einen einschätzen können. Zu viele miese Typen wollen in Tierheimen
billig an Hunde kommen. Die Tierheimleute sind häufig im Laufe der Jahre
sehr mißtrauisch geworden gegen Außenhaltung, weil die Tiere häufig den
überwiegenden Teil ohne menschliche Ansprache sind, in vergammelten Zwingern

usw. untergebracht werden (auch wenn die Versprechungen der Interessenten
ganz anders waren). Eine Vorkontrolle kostet viel Zeit und genau die haben
die Tierheime nicht. Oft kann gerade mal die nötigste Arbeit getan werden!!
Es bringt nichts, nur zu sagen "ich habe schlechte Erfahrungen mit Tierheimen gemacht".
Man sollte mal mehrere Wochen mitarbeiten, um die Leute verstehen zu
können. Wenn das eine Tierheim (meist aufgrund schlechter Erfahrungen)
keine freiwilligen Helfer akzeptiert, dann probiert man es eben beim
nächsten. Viele Leute machen sich es leicht mit dem Schimpfen über
Tierheime, aber wissen gar nicht, welches "Publikum" die Leute dort oft
an den Rand des Wahnsinns bringen. Ich mache seit 14 Jahren Kontrollen
von vermittelten Tieren oder bearbeite Anzeigen (Tierquälerei). Es ist
manchmal zum Verzweifeln. Auf der anderen Seite gibt es natürlich wenig
Menschen, die bereit sind für das bißchen Geld, das man im Tierheim
verdient, zu arbeiten. So arbeiten dort oft Leute, die weder fachlich
qualifiziert sind noch ein rechtes Interesse haben. So kommt eins zum
anderen. Schuld an allem sind weder die Tierheime noch die Tiere, sondern
sogenannte "Tierfreunde", die meinen, ihre Hündin müßte sich unbedingt
vermehren. Ohne diese gäbe es nämlich keine Tierheime.

Also bitte, sich nicht gleich persönlich angegriffen fühlen, sondern
Verständnis aufbringen für das Tierheimpersonal.

Im übrigen würde ich nie auf die Idee kommen, meine Hunde nacht außerhalb
der Wohnung unterzubringen. Ich habe kurzhaarige Hunde. Oft genug hab ich
solche Hunde draußen im Zwinger oder Hof frieren sehen, trotz Hütte!
Außerdem wollen Hunde als Rudeltiere so oft wie möglich bei den Leuten sein,
auch wenn sie schlafen. Man sollte ihnen zumindest die Wahl lassen.
Natürlich gibt es Hunde, die aufgrund des dichten Fells lieber draußen liegen,
aber wie gesagt, das sollte man den Hunden überlassen.

Grüße

Katharina Keck