Bewegungsdrang bremsen?
28. November 2001 19:56

Moin Moin!
Meine "alte" Hündin mußte mit 5 Monaten schon am Fahrrad laufen. Ist Ballfanatisch und ihr Vorbesitzer dachte, wenn der Hund noch spielen will, dann soll er. Und der Hund ist winselnd und humpelnd natürlich dem Ball hinterher gelaufen :-( Jetzt habe ich also einen fußkranken Hund und möchte keinen Zweiten.
Mein Welpe ist 13 Wochen alt und auch solch Energiebündel. Mit 5 min pro Lebensmonat Spaziergang am Tag ist es nicht getan, Zimmereinrichtung und die Große müssen drunter leiden.
Wo sie geboren wurde konnte sie schlafen und über die Wiese toben, wie sie wollte. Außerdem gab es noch zwei Ausflüge á 1-2 Stunden jeden Tag mit der ganzen Meute (5 Welpen, Mutter, Tante +2 erwachsene Halbbrüder), den Welpeninteressenten und deren Hunden.
Bisher habe ich den Welpen immer mitgenommen, wenn ich mit der großen 'link unterwegs war. Wir gehen dann ganz gemütlich mit viel Zeit zum Schnüffeln. 'link stürmt vorweg zur nächsten Ballwiese ;-) und ich krieche mit Klein-Yamti durch die Hecken.
Getragenwerden mag der Zwerg überhaupt nicht, dafür ist die Welt am Boden zu interessant. Nach 2 Stunden gemächlichen Draußenaufhaltens haben wir zuhause ein wild über die Polster tobenden Welpen, der für gemütliches Calmdownkuscheln vor der Heizung (was bei 'link Pflicht ist) nicht zu haben ist. Und eigentlich bei jeder Bewegung ist sofort ein aufgedrehter Welpe zur Stelle (Mix aus Bordercollie und Foxterrier).
In-die-Hand-beiß-Spiele, Zerr- und Apportierspiel machen wir häufig mit der Kleinen, sonst muß Ilklink eben herhalten.

Wenn sie drinnen schon so viel spielt, können wir nicht 'ne Stunde länger auf der Spielwiese bleiben? Muß die Kleine ganz gebremst werden? Ist sie von Haus aus gut trainiert?
Wenn der Welpe das Tempo bestimmt und sie zuhause nicht so fertig ist, daß sie die gleiche Runde nicht gleich nochmal machen könnte, ist das schonend genug für den Bewegungsapparat?
Die Mischung ist sehr lebhaft - das wollte ich ja so - doch mir fehlt das Maß.

Viele Grüße!
Marina


28. November 2001 23:03

Hi Marina,

Da hast du ja ein ganz schönes Energiebündel ;-)

Das "Problem" ist, sie hat jetzt schon ganz schön "Kondition" und je länger du versuchst mit ihr draussen zu bleiben, desto mehr "Kondition" (in eher negativem Sinne) wird sie bekommen. Ganz nach Border Collie-Motto: Ich werde nie müde, sondern bekomme nur mehr Kondition. Man muss jedoch aufpassen, es ist eine etwas trügerische Kondition, eigentlich sind solche Welpen häufig überfordert. Gerade bei so Welpen ist es gaaaanz wichtig, dass sie auch Ruhepausen verordnet bekommen. Die haben kein eigenes Mass und hören nicht auf. Sie werden wie kleine, müde Kinder: quengelig und völlig überdreht. Und je mehr du sie auf Action trimmst bzw. nicht stoppen kannst, desto unersättlicher wird sie und als Junghund bzw. Erwachsene wird sie unausstehlich sein, weil sie nie genug kriegen kann. Das sind dann eben die "durchgeknallten", und dann ist wieder mal der Border schuld. tja... Häufig wird der Fehler gemacht, dass Border Collies (und deren Mixe) ja so arbeitsfreudig sind und man sie auslasten muss und dann als Welpen völlig überfordert. Das Welpenprogramm bei ihrem Züchter scheint mir auch etwas...hmmm...zu viel des Guten.

Ich würde Dir raten, sie etwas mehr mit dem Kopf auszulasten statt nur rumrennen zu lassen, z.B. lass sie ihr Futter suchen, stell ihr kleine Aufgaben, die sie jetzt schon bewältigen kann und dann ist Schluss. Dazu ist eine Transport-Box oder so was ähnliches sehr hilfreich. Natürlich muss die zuerst angewöhnt werden, aber das sollte eigentlich kein grosses Problem sein. Es sollte dann die Verknüpfung entstehen: Box=angenehm=Höhle=Ruhepause. Diese sollten dann konsequent eingehalten werden, am besten in den Tagesablauf integrieren, als ob das etwas völlig normales ist und jetzt halt einfach dazugehört.

Weniger ist mehr!
Gruss
Jenny

29. November 2001 00:41

Hallo Jenny!
Danke für Deine Antwort! Ich hoffe, daß die Kleine solch ein nimmermüdes Energiebündel bleiben wird, aber die verordneten Ruhepausen werde ich ihr schleunigst beibringen.
Daß die Kleine quengelig wird, wenn sie müde wird ist mir auch schon aufgefallen, darauf wird bei der Dosierung der Spaziergänge geachtet. Auch wenn ich mit der Großen Ball spiele muß die Kleine oft an die Leine und Kauchi nagen, weil sie sich nur mitreißen läßt und gar nicht selbst rennen würde. Das Welpenprogramm ist eher schnüffeln und abrufen, Sitz, Platz, Pfotegeben und so hat sie sich auch schon von der Großen abgeschaut ;-)
Probleme mit der Kondition werde ich wohl nicht haben- im Gegenteil, je lebhafter und fitter desto lieber!
Die Große braucht ihr Chillout nach dem Spaziergang mit sanftem Bruststreicheln und sonorer Sprachberuhigung. Welpi mag das nur, wenn sie ohnehin schläft.

Wie genau definierst Du "durchgeknallter Border"?
Wie wird sich die Überforderung äussern? Was ist mit den Gelenken "Was halten die aus"?

Viele Grüße!
Marina



29. November 2001 09:42

Hei Marina,
ein "durchgeknaller Border" ist einer, der fordern und toben kann, wie er will - dem man nicht beigebracht hat: "Du hast jetzt Pause". So kommt es zu den Unarten die die Border an den Tag legen können. Sie hüten hann ihre eigenen Schatten oder Fliegen an der Wand. Ich kenne Borderwelpen, die hüten Autos - gefährliche Tätigkeit.
Erkundige Dich mal, was ein ausgebildeter Hütehund an Pausen "erdulden" muss, der an Tieren arbeitet. Der ist ja auch nicht andauernd am Hüten.

Ich kann Dir den Tipp geben: Schaff Dir einen Klicker an und bring ihm alles mögliche bei. So wird der Kopf gefordert und das macht unglaublich müde. Z.B. Socken sortieren, Kinderzimmer aufräumen, Zeitung tragen, Spielzeug von Ilklink in eine Kiste packen, ...
Das starke Bedürfnis nach Bewegung ist bei Welpen eine Unterforderung vom Kopf.
Die Gelenke halten viel aus, vielleicht mehr als Du denkst. Mach aber mal die Probe mit dem Kopftraining. Der Hund wird vermutlich dann auch ruhiger.
Viele Grüße
Martina

29. November 2001 15:32

Hi Marina,

: Wie genau definierst Du "durchgeknallter Border"?

Hmm, allgemein gesagt, einer der nie gelernt hat zur Ruhe zu kommen und seine überschüssige Energie durch Fehlverhalten abreagiert. wobei ich sagen muss, dass ich den Ausdruck "durchgeknallt" überhaupt nicht mag, darum auch die " ". Denn es ist ja nicht der Hund schuld, er bringt halt nur die Anlagen mit und die werden fehlgeleitet bzw. nicht adäquat kanalisiert.

Aber bitte nicht falsch verstehen, ich wollte nicht sagen, dass dein Hund so ist! Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass jetzt die Weichen für später gestellt werden, wohin sich der Hund entwickelt. Und dass man es bedeutend leichter hat, wenn man schon jetzt eingreift, als wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Keine Angst, dein Hund wird durch die Pausen nicht zur Schlafmütze ;-)


: Wie wird sich die Überforderung äussern?

Sehr schwierig zu erkennen. Meist merkt man es erst zu spät. Sie überfordern eigentlich auch sich selber, sie kennen einfach keine Grenzen. solche Hunde äussern das nur ganz subtil und ist individuell verschieden. Ich denke, wenn du deinen Hund besser kennst, wirst du das schon erkennen können. Häufig ist es so, dass wenn sie die Ruhepause verordnet bekommen noch jammern: "ich will nicht schlafen! ich will nicht schlafen! ich will nicht schla... *schnarch*" ;-)


:Was ist mit den Gelenken "Was halten die aus"?

Puh... ich weiss es nicht. Das hängt ja von so vielen Dingen ab, Prädisposition, Futter, Bewegung, Gewicht etc. Ich war halt immer sehr vorsichtig, vielleicht vorsichtiger als nötig, aber mein Hund hat jetzt einwandfreie Hüften und Ellenbogen (geröngt) und das ist das Wichtigste.

Grüsslis
Jenny

03. Dezember 2001 14:48

Hallo Marina,

kann mich meiner Vorgängerin Jenny nur anschliessen.

Hab auch eine 6-Monate alte Border-Colli-Hündin, Sina. Sina ist sehr sehr lebhaft. Wenn sie draussen mit anderen Hunden rumtoben darf, heisst das noch lange nicht, dass sie deswegen müde ist.
Jedoch ist es wirklich so, dass solch ein junger Hund "gestoppt" werden muss. Zum einen müssen die Gelenke noch geschont werden, zum anderen
soll das "Powern" nicht noch zusätzlich trainiert werden.
Sina muss lernen, wann Schluss ist.

Fordere Deine Kleine mit dem Kopf. Gib ihr Denkaufgaben. Du wirst sehen, dass Du sie damit schnell müde bekommst. Lass sie Spielzeug oder Leckerchen suchen. Diese Arbeit wir ihr Spass machen. Du kannst mit ihr auch schon einfache Unterordnungsübungen wie "Sitz" und "Platz" machen. Oder lass dir andere Übungen mit ihr einfallen.

Ich bin jedoch auch der Meinung, dass ein so junger Hund schon lernen muss, wann einfach Schluss ist. Wenn Sina total am Rad dreht, dann drohe ich ihr auch schon einmal mit der Blumenspritze! Die zeigt selbst bei einem Border-Collie die erwünschte Wirkung ;-)
Bei Sina habe ich es, dank der Blumenspritze, mittlerweile geschafft, dass sie bei einem "Aus jetzt" sich beruhigt und zumindest für die folgende halbe Stunde sich einigermassen zu benehmen weiss.

Viel Erfolg
Grüße
Silke