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Welpen: Kontakt an der Leine?

geschrieben von Petra B.(YCH) 
Welpen: Kontakt an der Leine?
19. Dezember 2001 12:05

Hallo Forenleute,
ich habe eine Frage: unter neuer Leitung wurde in unserem Verein in der Welpengruppe eine neue Regel eingeführt. Die Welpen dürfen an der Leine (z.B. vor dem Gelände, vor dem "Spielplatz" keinerlei Kontakt mehr miteinander aufnehmen, auch nicht mit erwachsenen Hunden. Nachdem mein Rüde Welpen "liebt" (zumindest schwanzwedelnd und schnüffelnd Welpen begrüßt) ist es mir jetzt schon mehrmals passiert, dass die Welpen dann an der Leine zurückgezogen wurden (von gelassen bis hysterisch).

Nun sind mir die Gefahren des Kontakts an der Leine absolut bewusst, bzw. der Sinn dahinter (ich spekuliere: dass sie nicht zu jedem Hund hinrennen und sich ablenken lassen?). Aber ich habe bei meinen Hunden nur gute Erfahrungen gemacht, sie an der lockeren Leine von Anfang an auch Kontakt haben zu lassen (man kann ja vorher abklären, wie der andere Hund allgemein drauf ist). Ich denke, dass es gerade für Welpen sehr wichtig wäre, sie von Anfang an daran zu gewöhnen, dass man auch an der Leine sozial sein darf (das muss ja nicht in Spiel und Verknotungen übergehen).

Die o.g. geschilderte Methode halte ich eher dafür für geeignet, die Hunde zu Leinenkläffern oder -knurrern zu erziehen (Hund kommt, Leine ruckt, Kontakt darf nicht stattfinden).

Wie gesagt, ich sehe das bei Hunden ein, die soziale Probleme haben (wie z.B. der Westie des Welpentrainers, nebenbei gesagt), aber ansonsten finde ich die Wegziehmethode irgendwie frühes Mittelalter, oder habe ich da eine besonders neuartige, progressive Hundeerziehungsmode verpasst?

Was meint Ihr dazu?

Grüße
Petra B.


19. Dezember 2001 13:22

Hallo Petra

Wir halten das in unserer Welpenspielstunde auch so. In der Schweiz werden Spielgruppenleiterinnen von der SKG ausgebildet und auch da wird vorgeschrieben, dass die angeleinten Welpen (überhaupt alle angeleinten Hunde) nicht zueinander hingehen, schon gar nicht an der Leine miteinander spielen. Der Grund ist aber nicht, um irgendwelche sozialen Kontakte zu unterbinden, sondern dass der Welpe von klein auf lernt, dass wenn er angeleint ist, er unter der Kontrolle des Besitzers steht und die anderen Hunde für ihn tabu sind. Früh soll ein Welpe lernen die Leine als Unterordnung zu akzeptieren. Spätere Probleme mit angeleinten Hunden sind ja auch nicht gerade selten, oder nicht?

Klar, die Zeit an der Leine, bevor die Spielstunde anfängt, soll für einen Welpen möglichst kurz gehalten werden. Teilnehmer sollten deshalb nicht schon eine Stunde vor Beginn der offiziellen Spielstunde auf dem Platz erscheinen, um ihre Welpen miteinander bekannt zu machen. Das ist nicht der Sinn der einer Welpenprägungsspielstunde.

Erwachsene Hunde haben weder vor noch während der Spielstunde etwas auf dem Platz zu suchen. Nicht jeder erwachsene Hund wie deiner hat Freude an Welpen. Wenn aber dein Hund auf den Platz darf, dann darf jeder andere eben auch und das kann Probleme geben. Die Spielstundenleiterin trägt die Verantwortung und sie kann nicht wissen, ob ein Erwachsener nun nur schnüffeln will.

Hysterisches Zurückziehen an der Leine und anderes extremes Verhalten ist naürlich übertrieben. Meine eigenen Hündinnen würden einem Welpen auch nie etwas tun. Sie sind ja selber Mütter und haben Erfahrung mit Welpen. Aber einem frechen Vorwitz würden sie schon mal die Knöpfe eintun, wenn sie es für nötig erachten. Das aber würde bei manchem Welpenbesitzer garantiert auf Unverständnis stossen und zu heiklen Diskussionen führen. Das muss nicht sein, deshalb bleiben auch meine Hunde während einer Spielstunde stets zu Hause.

Gruss
Yvonne



19. Dezember 2001 13:51

Hallo Petra,
genau auf diese Art und Weise zieht man sich (meiner Meinung nach) Hunde heran, die später an der Leine ausflippen - entweder aus Machogehabe oder aus Angst. Sogar erwachsene Hunde können an lockerer Leine Kontakt miteinander haben, sofern keine Fehler bei der Sozialisierung gemacht wurden. Die Leine als Aggressionsverstärker - indem man den jungen Hund an der Leine von anderen wegreisst, erreicht man genau das! Junge Hunde sind unbefangen, möchten den Kontakt. WARUM sollen sie lernen, dass die Leine bedeutet "Kein anderer Hund darf an mich heran"? Ich besitze zwei Hovawart-Rüden (angeblich ja eine sehr dominante Hunderasse), denen ich stets den Kontakt zu anderen Hunden ermögliche, sofern das Gegenüber nichts dagegen hat. Auch, wenn sie angeleint sind. Keiner der beiden ist ein Leinenrambo. Ich denke, die Leinenmachos werden vom Menschen gemacht - und zwar genau so, wie Petra es beschreibt.

19. Dezember 2001 14:34

Hallo,

wie immer sollte man den goldenen Mittelweg wählen und es nach der Situation entscheiden.
Welpen sollten beides lernen: an der Leine auf Wunsch des HF andere Hunde ignorieren, aber dann nach Kommando auch an der Leine freundlichen Kontakt aufnehmen, falls möglich.
Vielleicht ist es so etwas aufwendiger, aber das Ergebnis lohnt sich.
Hysterie ist natürlich völlig fehl am Platz und es spricht nicht für die Kompetenz des Ausbilders, wenn so ein Verhalten auf dem Platz geduldet wird.

Gruß
Andreas


19. Dezember 2001 19:41

Hallo Yvonne,

zunächst mal: auf dem Welpenspielplatz selbst haben die erwachsenen Hunde bei uns natürlich auch nichts zu suchen (ich kenne allerdings eine Hundeschule, wo gerade auch große Hunde zu Welpen gelassen werden). Aber vor dem Eingang begegnet man sich ja zwangsläufig (die Welpen gehen zu ihrem eingezäunten Areal, wir auf unseren Platz).

Ich sehe diese Kontrolle unter Leine schon ein, aber glaubst Du nicht, dass es auch zu Problemen führen kann, wenn die Hunde nicht auch lernen, an der Leine zu schnüffeln und es dann gut sein zu lassen (also kein Spiel, aber auch keine Aggression). Ich sehe diesen Kontakt als eine Art Händeschütteln an, einfach als Teil der sozialen Begegnung und habe wie gesagt noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Ich finde, man kann sich als Besitzer doch auch austauschen (d.h. etwas sagen, wenn der eigene Hund das an der Leine nicht mag) und ich würde nie einen Welpen zu meinen Hunden lassen, wenn sie einmal ungnädig reagiert hätten.

Wie ist es bei Deinen erwachsenen Hunden, gibt es niemals einen Kontakt an der Leine?

Gruß Petra

19. Dezember 2001 20:49

Hallo Petra

doch, doch, natürlich gibt es auch bei meinen erwachsenen Hunden Kontakte an der Leine. Vorallem gerade mit Welpen, damit der Welpe sich nicht bedrängt fühlt und er langsam Vertrauen fassen kann. Ich sagte ja, extrem oder gar hysterisch zu reagieren ist völlig übertrieben. Wir haben bei unserer Welpenspielstunde an diesem Nachmittag keine Kurse für erwachsene Hunde. Normalerweise sind also die Welpen unter sich. Und wie du auch sagst, man kann ja miteinander sprechen und sich erklären, warum man jetzt gerade den Welpen nicht zum anderen zulassen will. Besonders undiszipliniert benehmen sich oft die Besitzer von Welpengeschwistern (meist noch aus meinem Stall), die veranstalteten alsbald ihre eigene Welpenspielstunde, oder quatschen lieber miteinander als zuzuhören und zuzusehen. Macht ihr nicht auch die Erfahrung, dass so manches aus dem Ruder läuft, wenn nicht eine gewisse Ordnung durchgegeben wird?

Gruss
Yvonne