beissen
20. Februar 2002 21:15

mein Malteser welpe 3 monate hat mich ziemlich fest in die Hand gebissen.Er hatte einen Knochen und ich wollte in nur streicheln er knurrt mich manchmal auch an.jemand hat mir gesagt das normalerwise ein Hund sein Herrchen nie beissen sollte ,egal was man macht.ist das wahr? Und was mache ich falsch? Alexandra


20. Februar 2002 21:39

Hallo Alexandra,
also ein Hund sollte meiner Meinung nie jemanden beissen, egal, ob Herrchen oder den Fremden auf der Strasse. Ist denn bei Euch die Rangordnung geklärt???? Meinem Mischlingsrüden - leider inzwischen verstorben -konnte ich jederzeit beim Futtern stören, dabei spiele es keine Rolle, ob ich ihn nur gestreichelt habe oder ihm den Knochen auch mal aus dem Maul nahm. Bei meiner Labbi Dame ist es jetzt auch nicht anders. Weder unser Rüde noch unsere Hündin haben mich oder meinen Mann jemals angeknurrt. Was Du falsch machst, weiss ich aus der Ferne auch nicht so genau, ich würde halt darauf tippen, dass die Rangordnung nicht geklärt ist, das solltest Du schleunigst nachholen. Kennt Dein Welpe schon das Wort "Aus"? Falls ja, dann gib ihm einen Knochen, Kommando "Aus", Du nimmst ihn. Meiner Meinung nach solltest Du irgendwann dahin kommen, dass DU jederzeit Deinem Hund einen Knochen, Futter, Spielzeug usw. wegnehmen kannst, wenn Du es willst.

Viele Grüsse
Sandra&Cookie

21. Februar 2002 03:33

Liebe Alexandra,

Unabhängig von der Verteidigung von Futter und einem allenfalls einzutrainierenden 'Aus' und was der anderen Kontrollbungen mehr sind:

In diesem Alter geht es beim Beissen - vor allem im Spiel - nicht um Dominanz oder sonst irgendwelche 'autoritären' Dinge, sondern darum, dass ein Welpe in dieser Zeit angeborenermaßen dazu bereit ist, die sogenannte Beißhemmung zu erlernen.

Durch spielerische Bisse - die anfänglich durchaus dank der nadelspitzen Welpenzähne blutige Schrammen auf Menschenhaut hinterlassen können - lernt er, was er seinen einzelenen Familienmitglieder diesbezüglich zumuten kann.

Mutter und Geschwister haben ihm diesbezüglich (hoffentlich) schon einiges über die Empfindlichkeit von Hundefell beigebracht - wenn er grob wurde, quitschten sie den Welpenschrei und spielten nicht mehr mit dem Raudi - 'schade, spiel war doch so nett', meint da ein enttäuschtes Hundebaby und passt auf, dass ihm das nicht sobald wieder passiert!

Auch Mama schulte ihn so - stand einfach auf, wenn die Zähnchen das Gesäuge zu stark malträtierten - niemand mehr da? 'Schade, hab doch noch Hunger', meint der entäuschte Welpe und versucht beim nächsten Mal vorsichtiger zu sein - knurren braucht Muttern da nicht einmal - also warum sollten wir da schimpfen.

Wenn einer gar nicht begreifen will, hält sie ihn vielleicht kurz mal fest, bis er jedes Strampeln einstellt und meint 'ok,ok, Fehler, bin schon still, soll nicht wieder vorkommen' - dann lässt sie los und geht ihrer Wege, damit er noch ein wenig ungestört über diese Lektion nachdenken kann. so können wir es auch machen!

Denn: durch entsprechende Mitteilungen von Dir lernt er nun, dass Menschenhaut wesentlich schonender zu behandeln ist, als Hundefell.

Wie macht man das? Spielen, Toben mit ihm, sein Zubeißen damit provozieren. Sowie es auch nur im geringsten schmerzhaft wird, selbst als Zeichen für 'Autsch'laut aufquitschen, sich sofort(!!!) wortlos aufrichten und zur Statue erstarren für etwas 3-4 Sekunden - 'aus mit lustig, wenn ich grob werde', beginnt der Welpe zu begreifen.
Jede Beachtung durch den Menschen - und wenn es Schimpfen ist - wertet er dagegen als eine andere Art von noch wilderer Spielaufforderung: Salzsäule zu werden ist deshalb ganz wichtig!

Dann weiterspielen. Sowie er dabei erneut grob wird (er lernt ja erst)- gleiches Vorgehen, etwas längere Spielpause (5-6 Sekunden genügen). Wird er danach in der gleichen Spieleinheit nochmals grob, kurz aufquitschen, wortlos das Zimmer für 2 Minuten verlassen. Erst dann zurückkommen, wenn hinter der Tür keine Gewinsel, Gekläff, Gekratze hörbar ist. Wenn er dann ruhig wirkt, weiterspielen, wenn er noch 'tobig' aufgelegt scheint, Lektion für diese Stunde beenden und sich ruhig mit einem Buch/dem Computer/einer Handarbeit niedersetzen und den Hund nicht beachten - cool off time!

So lernt ein Welpe in kürzester Zeit artgerecht Beißhemmung gegenüber Menschenhaut! Wenn dies regelmässig aufgefrischt wird, auch noch einige Male nach dem Zahnwechsel, hat man dann voraussichtlich einen Hund, der nie im Spiel oder Ernst Menschenhaut verletzten wird, der eben eine korrekte Beißhemmung auch gegen Menschen entwickelt hat. Später kann er das kaum mehr so gut lernen! Von Verhindern jedes Kontakts seiner Zähne mit Menschenhaut bekommt er auch kein Gefühl dafür - gar nicht so leicht also für uns...


- und wie Du ihm dann beibringst, dass Deine Hand an seinem Napf für ihn völlig in Ordnung ist, steht auf einem anderen Blatt und Du findest da sicher auch im Archiv etwas dazu.

Neue Forschungen beweisen, dass auch der rangniedere immer versuchen wird, 'sein' Futter zu verteidigen - und der ranghöhere respektiert das - unter Wölfen. Will man sich als Mensch nicht nach diesen Regeln verhalten, können sich daraus ganz gehörige Neurosen beim hund entwickeln!

Natürlich kann man einem Hund beibringen - und sollte das wohl auch, dass man als Mensch jederzeit zu seinem Napf greifen darf. Und das geht beim Welpen noch ganz leicht und auf ganz nette Art - nur:

Ein Knochen ist leider so ziemlich das ungeeignetste Objekt, um so etwas einzuüben, deshalb findet man es meist auch genau daran heraus, dass dem hund das ein Problem bereitet, er also einer gewissen Schulung diesbezüglich bedarf.

Also fängt man dort an, das zu trainieren, wo's leicht geht - denn wenn er erstmal eine Idee hat, was verlangt wird, geht das leichter.
Man kann z.B. in den Napf zuerst nur kügelchenweise Trockenfutter geben - und immer neues und besseres kügelchenweise / Weichfutter moccalöffelchenweise dazugeben, wenn das alte weggefuttert ist - so lernt er es in kurzer Zeit, es zu lieben, wenn Deine Hand sich seinem Napf nähert - bringt sie doch immer etwas Gutes, sogar etwas besseres!

Ein Zwerghund, dem nicht klar ist, das ihn der 10mal vielleicht sogar 100mal größere Mensch im Zweifelsfall 'faschieren' könnte, müsste wohl besonders wenig intelligent sein - aber bei 'unwolfischem Benehmen' von uns Menschen nützt einem die ganze Dominanz wenig - Wissen um Hundeverhalten und wie ein Hund lernt, nützt uns da eher! (z.B. gutes neues Buch von Dr.Barbara Schönig bei Kosmos!)

Viel Freude noch mit Deinem Kleinen

Wiebke

www.hunde-erziehung.at