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Welpentest

geschrieben von Petra Führmann(YCH) 
Welpentest
06. September 1999 18:28

Hallo!

Welche Welpentest / Wesenstest für Welpen sind Euch bekannt???

Grüße
Petra Führmann


07. September 1999 06:14

: Welche Welpentest / Wesenstest für Welpen sind Euch bekannt???


Hallo Petra,

ich halte alle Arten von Welpentests / Wesenstests für Welpen für sehr bedenklich!

Vor allem bei den Gebrauchshunderassen spielt die Beurteilung des Verhaltens der Welpen bei der Auswahl eine entscheidende Rolle. Ist der Welpe wirklich wacker? Spielt er mit dem Ball und hält er sein Läppchen fest? Schau mal da, der ist der Dominanteste, der nimmt seinen Geschwistern alles weg! Quakt er gleich, wenn man ihn mal etwas unsanfter anfaßt? Welcher der Kleinen hat den größten Beutetrieb und läuft zuerst hinter dem Ball her? Welcher Welpe beschäftigt sich am längsten mit einer Sache? Es wird ziemlich viel Mist in diese kleinen Wesen hineininterpretiert!

Bei meinen letzten beiden Würfen habe ich 8 Wochen lang Tag für Tag vor der Wurfkiste gesessen und gegrübelt, welchen der Welpen ich für mich behalte werde. Vor allem zwischen der 6. und 8. Woche wechselt das Verhalten manchmal anscheinend von einem Extrem ins andere. Der Welpe, der einmal der Frechste und Verspielteste ist, hat am nächsten Tag vielleicht seine müde Phase. Genau wie bei müden Kleinkindern ist der dann natürlich nicht gerade der Wackerste von der Bande. Oftmals verbleibt ein "Weichei" als letzter Welpe beim Züchter, nur weil der halt gerade immer satt und/oder müde war, wenn die Welpenkäufer kamen, und später ist er der beste und belastbarste Hund des Wurfes!

Obwohl ich meine Welpen sehr genau beobachte und mir Notizen über ihr Verhalten mache, bin ich doch immer wieder erstaunt, wie sich die Huunde im Verhalten ändern, wenn sie größer werden. Der letzte Wurf ist jetzt 10 Monate alt, und gerade die drei "Schlaftablettchen" der neun Welpen sind heute die temperamentvollsten, zwei davon haben das größte natürliche Wehrverhalten, während der Welpe, der mit 8 Wochen alles wacker verbellt hat, heute der ruhigste Vertreter des Wurfes ist. Ein Kind, das immer gerne mit einem Fischer-Baukasten spielt, wird später nicht zwangsläufig ein Bauingenieur!

Man muß auch bedenken, daß man immer nur Vergleiche innerhalb eines Wurfes anstellen kann. Der zurückhaltenste Welpe des einen Wurfes kann später viel draufgängerischer sein als der dominanteste Welpe eines anderen Wurfes. Und oft fällt ein "Nachzügler", der die Welt nur 2 bis 3 Tage später "entdeckt", im Wurf gar nicht auf, weil seine Geschwister dann bereits wieder neue tolle Sachen machen, die dem Züchter und den Welpenkäufern in die Augen fallen.

Bei der Welpenauswahl sollte man hauptsächlich die folgenden drei Dinge beachten:

1. Sind beide Elterntiere vom Wesen und der Gesundheit her völlig in Orndung?

2. Ist die Aufzucht beim Züchter in Ordnung? (Betreuung, Futter, Auslauf)

3. Verhält sich kein Welpe richtig ängstlich? (Im Gegensatz zu einem ängstlichen Welpen ist ein zurückhaltender Welpe vielleicht gerade nur müde.)

Weiterhin sollte man sich neben Vater und Mutter auch bereits evtl. vorhandene Nachzucht der Elterntiere anschauen. Wenn man bereit wäre, jeden der angeschauten Verwandten von Verhalten und Erscheinungsbild her als seinen Hausgenossen zu akzeptieren, dann kann man sich bei der Auswahl innerhalb eines Wurfes in erster Linie von seiner Sympatie leiten lassen. Wenn man dabei noch die Ratschläge des Züchters akzeptiert, kann bei späterer richtiger Aufzucht eigentlich gar nicht so viel schiefgehen.

Viele Grüße Antje





07. September 1999 06:27

Hallo Antje,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich stimme Dir voll und ganz zu, mir ging es mit meiner Frage (hätte ich ja auch erklären können...) nur um die so kursierenden Wesenstests, egal ob sinnvoll oder unsinnig.

Liebe Grüße
Petra

07. September 1999 07:25


Hallo Antje,

es kommt immer darauf an, was ich mit dem Welpentest erreichen will.
Der A-Wurf unserer Beira ist jetzt 9 Jahre alt und seit der Zeit haben wir unsere Welpen in der 7. Lebenswoche testen lassen.
Es spielt auch keine Rolle, welche Rasse man testet, das Grundverhalten ist bei allen Hunden ziemlich gleich.

Wichtig ist bei diesem Test, daß die Welpen die Umgebung und die Testperson nicht kennen, daß sie allein mit der Situation fertig werden müssen.
In einem, dem Welpen nicht bekannten, Raum ist ein Mensch und einiges Spielzeug, der Zwerg wird vom Züchter in das Zimmer gebracht und wird in dieser Situation gelassen. Was macht der Kleine nun bleibt er stehen oder läuft dem Züchter hinterher, jammert er event. weil er sich alleingelassen fühlt oder geht er erstmal auf Untersuchung. Der Mensch beobachtet den Hund ca 2 Minuten ohne sich zu bewegen oder den Welpen anzusprechen, weitergeht es mit Spielaufforderung an den Welpen, es wird getestet ob z.B. Streicheln angenehm ist, ob es geduldet wird oder ob es unangenhem ist für den Hund. Der Welpe wird auf den Rücken gelegt,oder ein Stück vom Boden hochgenommen und sein Verhalten getestet. Er wird mit Geräuschen konfrontiert und seine Reaktion notiert.Ein Test dauert ca. 15 Min.
Bei diesem Test zeigen sich die Welpen ganz anders als im Rudel mit ihren Geschwistern. Der Lauteste ist dann oft der Leiseste, wer sich als Macho im Rudel gebärdet ist dann oft sehr vorsichtig und unterwürfig, die, die sonst immer an den Rand gedrängt werden sind hier oftmals viel aufmerksamer und neugieriger als ihre Wurfgeschwister.

Uns hat der Test geholfen die Welpen an die richtigen Käufer zu vermittel. Da die Welpeninteressenten ab der 3. Lebenswoche der Welpen immer am Wochenende kommen dürfen, lernen wir die Menschen ein wenig kennen und das erleichtert uns die Zuordnung der Welpen, denn wir lassen nicht aussuchen. Bei Hunden größerer Rassen ist es schon wichtig, wohin der Welpe kommt. So sollten dominante Hunde nicht zu vorsichtigen Menschen und einen Ängstlicher, nicht zu Menschen, die selbst sehr vorsichtig sind, usw.
Man kann sicher nicht alles aus diesem Test entnehmen. Es kommt auch immer darauf an wo der Welpe hingeht und was er bei seinen Leuten lernt.
Ich denke, daß man bei solch einem Test nicht vorhersagen kann ob der Welpe ein guter Sporthund wird und welche Sportart ihm liegt. Lediglich der Charakter soll hier beobachtet werden.

Ich habe vorgestern zufällig den Welpentest von Nosy-Be´s C-Wurf in der Hand gehabt, er ist vor 5 Jahren gemacht worden, und habe festgestellt, daß die Hunde sich so entwickelt haben, wie sie getestet worden sind.

Meine Erfahrungen beziehen sich auf Briardwelpen, Coton de Tulèar und Eurasierwelpen, die eine Freundin von mir züchtet.

Viele Grüße

Elke & Anhang


07. September 1999 08:40

Hallo Elke

: Wichtig ist bei diesem Test, daß die Welpen die Umgebung und die Testperson nicht kennen, daß sie allein mit der Situation fertig werden müssen.

In solche Situationen kommen meine Welpen ab dem Zeitpunkt, ab dem sie sicher laufen können. Z.B. habe ich die Welpen des letzten Wurfes mit 5 Wochen einzeln mitgenommen, sie erstmals in den Schnee gesetzt und für einige Minuten dort sich selbst überlassen. Ihr Verhalten in dieser Situation hat aber nicht übereingestimmt mit ihrem Verhalten in anderer fremden Situationen, denen sie außerhalb der Rudels begegnet sind und sich selbst überlassen waren. Ein Welpe, der z.B. im Schnee absolut keck war und dort noch stundenlang hätte spielen können, hat einige Tage später gejammert, als man ihn in einer ähnlichen Situation alleine gelassen hat.Das Verhalten hängt oft von der Tagesform des betreffenden Welpen ab. Bei Kleinkindern kommt es ja auch vor, daß man sie mal auf dem "falschen Fuß" erwischt.


: Bei diesem Test zeigen sich die Welpen ganz anders als im Rudel mit ihren Geschwistern. Der Lauteste ist dann oft der Leiseste, wer sich als Macho im Rudel gebärdet ist dann oft sehr vorsichtig und unterwürfig, die, die sonst immer an den Rand gedrängt werden sind hier oftmals viel aufmerksamer und neugieriger als ihre Wurfgeschwister.

Das ist meines Erachtens auch eine Frage der Betreuung des Wurfes. Ich halte es für extrem wichtig, daß die Welpen bereits vor der Entwöhnung zeitweise vom Rudel getrennt werden. Anfangs nehme ich drei oder vier Welpen mit, dann zwei und ab der 6. Woche dürfen die Kleinen alleine mir mir oder auch mit den "großen", für sie noch fremden Hunden mit, auch mal mit zu Freunden, für kurze Zeit mit auf den Übungsplatz oder auch mal zum Einkaufen mit in den Baumarkt usw.

Ich finde, es ist auch gar nicht so wichtig, daß ein Welpe immer unbefangen auf für ihn ungewohnte Situationen reagiert. Der eine Welpe ist aufmerksamer und schneller beeindruckt von einer für ihn fremden Situation, da er sie als "fremd" erkennt. Der andere Welpe ist nicht so aufmerksam, beschäftigt sich gleich mit etwas für ihn Bekannten (z.B. Schnürsenkel) und bekommt dadurch gar nicht mit, daß er eigentlich in einer völlig fremden Situation ist. Welcher Welpe ist jetzt "ängstlicher"? Der, der sich fürchtet, weil er die Situation als "fremd" erkannt hat oder der, der sich nicht fürchtet, weil er "naiver" ist als der andere und die veränderte Situation noch gar erkannt hat?

Viel wichtiger für mich ist die Zeit, die ein Welpe braucht, um sich zu überwinden, wenn er mal durch irgendeine Situation beeindruckt worden ist. Aber auch hier hängt viel von der Tagesform ab.

Ich sehe eine große Gefahr darin, daß Welpenkäufer sich auf solche Tests verlassen. Der Züchter beurteilt den Wurf sowieso über einen längeren Zeitraum, warum sollte dann die Beurteilung eines Welpen von so einem Test abhängen? Im übrigen habe ich allen meinen Welpenkäufern, die die Welpen "getestet" haben, ein Schnippchen geschlagen, denn es gab bei den üblichen Tests bisher keine Situation, die meine Welpen nicht schon kannten *grins* (was ihnen für ihr weiteres Leben auch nur nützlich sein kann, obwohl ihre weitere Entwicklung sehr von der Aufzucht der Käufer abhängt).

Viele Grüße

Antje

07. September 1999 11:17


Grüß Dich Antje,

dieser Test wird aus ganz bestimmten Grund in der 7. Lebenswoche gemacht. Zum einen haben die Welpen schon einiges gelernt und erlebt, aber was viel wichtiger ist, die Welpen verändern ihr Verhalten ab der 8. Woche dahingehend, daß sie vorsichtiger werden im Umgang mit neuen Erlebnissen. Es gibt sowas ähnliches, wie fremdeln. Sie sind auch mehr von ungewohnten Situationen beeindruckt und müssen alles erstmal richtig verarbeiten. Eine gute Prägung ist sicherlich sehr hilfreich.

: In solche Situationen kommen meine Welpen ab dem Zeitpunkt, ab dem sie sicher laufen können. Z.B. habe ich die Welpen des letzten Wurfes mit 5 Wochen einzeln mitgenommen,

Ein 5 Wochen alter Welpe würde sich niemals von seinem Nest und von seiner Mutter soweit entfernen, er wäre, wild aufgezogen die ideale Beute für Raubtiere. Dieses Verhalten ist vorprogrammiert und Du solltest überlegen, ob Du die Welpen da nicht zu sehr belastest.


stundenlang hätte spielen können, hat einige Tage später gejammert, als man ihn in einer ähnlichen Situation alleine gelassen hat.

Wenn Du Welpen aufziehst, kannst Du feststellen, daß sie in 7 Tage-Schritten lernen. Du merkst, daß die Welpen von einem Tag zum anderen etwas neues gelernt oder entdeckt haben, obwohl z.B. das Spielzeug schon seit Tagen in der Welpenkiste oder im Auslauf liegt.

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: Das ist meines Erachtens auch eine Frage der Betreuung des Wurfes. Ich halte es für extrem wichtig, daß die Welpen bereits vor der Entwöhnung zeitweise vom Rudel getrennt werden. Anfangs nehme ich drei oder vier Welpen mit, dann zwei und ab der 6. Woche dürfen die Kleinen alleine mir mir oder auch mit den "großen", für sie noch fremden Hunden mit, auch mal mit zu Freunden, für kurze Zeit mit auf den Übungsplatz oder auch mal zum Einkaufen mit in den Baumarkt usw.

Wichtig ist, daß die Welpen Zeit bekommen sich zu festigen und im Rudel Geborgenheit finden. Mit 6 Wochen ist die psychische Entwicklung der Welpen nicht auf solche Reize eingestellt. Unter Umständen machen sie eine schlechte Erfahrung, die sie für ihr Leben behalten und die nicht mehr zu ändern ist.
Ich würde niemals einen 6 Wochen alten Welpen mit, für sie, fremden Hunden in fremde Umgebung mitnehmen. Das Risiko einer Infektion mit Parvo oder mit Staupe ist viel zu groß. Bei Parvoinfektion gehen die Welpen alle ein, egal wie groß oder wie schwer sie sind. Überlebt ein Welpe eine Staupeinfektion, behält er eine gesundheitlichen Schaden für sein ganzes Leben.
M.E. ist das was Du machst zuviel des Guten.
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: Ich sehe eine große Gefahr darin, daß Welpenkäufer sich auf solche Tests verlassen.
Der Test wird nicht für die Welpenkäufer gemacht, aber ich spreche mit ihnen darüber.
Außerdem kann ich meinen Welpenkäufern schon erklären, daß es für die Entwicklung eines Hundes keine vorgeschriebenen Normen gibt, die eingehalten werden müsse.

Ich versuche soviel wie möglich dem Instinkt der Natur gerecht zu werden und die Welpen nicht zu vermenschlichen (mein Kind kann schon viel mehr als Deins)

Viele Grüße

Elke & Anhang