Nun: mit fast einem halben Jahr sind einige Hunde schon auf dem besten Weg in die Flegeljahre - und bisher nicht zumindest in ansätzen erlerntes lässt sich nicht mehr so gut einüben...
(Das hilft Dir natürlich Nullo jetzt, aber nur mal so als Warnung an andere Welpenbesitzer sei es trotzdem gesagt: das Zeitfenster zum Besuch einer guten Welpenspielstunde, die einem bei solchen Problemen Tipps vermittelt, ist eben shr eng, nachher macht alles bisher unpassend erlerntes viel mehr Mühe - wie Du ja auch schon erleben konntest.)
Was ist das, was hier passiert?
a) Anspringen: angeborenes Gruß- und Bettelverhalten junger Hunde.
Umso mehr man tadelt, desto dringender wird es dem Hund, einem zu beschwichtigen, desto mehr springt er an. Geräusche halten ihn nur kurzfristig davon ab - außerdem schiene es mir nicht sehr zielführend, meinen Hund immer gerade dann zu erschrecken, wenn er mir freundlich näherkommen will.
Was kann man dagegen unternehmen?
Du hast hier ja schon einen guten Tipp bekommen: ein alternatives Verhalten eintrainieren, das Anspringen unmöglich macht, sich also z.B. hinsetzen. Nur wenn er sitzt, wird der Hund beachtet. Wenn er springt, dreht man sich kommentarlos weg. Da er, um wieder anspringen zu können (noch kennt er ja nichts anderes) Dir nachläuft - auf allen vieren! - hast Du damit 'frei Haus' ein belobenswertes Verhalten bekommen: als Ansatz der richtigen Entwicklung hockerlt man sich zum Hund, in dem Moment, wenn er vier Pfoten am Boden hat und lobt ihn (und er erhält vielleicht sogar ein Gutsi.
Sowie er dieses Verhalten häufiger zeigt, gibt es dann die Gutsis nur mehr für ansatzweises Hinsetzen...
Dann beginnt man, dieses Verhalten auch auf Fremde zu übertragen: informiert sie über die neuen Sitten: springende Hunde sind Luft, nur sitzende hunde werden begrüßt - und Du als Frauchen belohnst dann auch!
b) Beißen: bis zum Zahnwechsel (...) haben Welpen ganz spitze Zähne. Warum wohl? Damit sie schon ohne Kraft im Kiefer Schmerzen zufügen können. So spielt dann bald niemand mehr mit ihnen, wenn sie nicht dieses Haigebiß nur äußerst sanft einsetzen lernen - die sogenannte Beißhemmung entsteht.
Den Hundeteil davon bringen ihm die anderen Hunde bei: schreien laut und schrill auf und spielen für einige Zeit (sekunden bis Minuten) nicht mehr mit diesem Grobian, sondern zeigen ihm die kalte Schulter, schauen ihn komentarlos nicht mehr an. So bekommt er Bewusstsein dafür, wie fest er zulangen darf... Soweit, so fein, nur ist Menschenhaut leider empfindlicher - und auch die diesbezügliche Beißhemmung muß ein Welpe erst lernen. Am leichtesten geht das, wie hier ja auch schon erwähnt auf die gleiche Weise: schrilles Quitschen und erstarren, kommentarlos wegdrehen, auf keinen Spielversuch mehr eingehen. Evt. kurze Auszeit geben (wie bei Eishockeyfouls = kurz raussetzen) Dann spielt man wieder weiter, lobt den nun vorsichtigeren Hund, verlängert die Auszeit etwas, wenn ihm das Gleiche gleich nochmal passiert.
Wenn nun schon die bleibenden Zähne herangewachsen sind, klappt das oft nicht mehr so leicht. Hier braucht es dann meist schon Spezialübungen, bis menschliche Haut im Maul ihn förmlich 'Ahh' sagen lässt - falls es also mit den angegebenen Ratschlägen nicht so klappen will, frag einfach nochmal nach - toitoitoi
Wiebke
www.hunde-erziehung.at