Hallo Verena,
: Dort gab es einen 4 Monate jungen Husky, der die Befehle nicht befolgte, die sein Herrchen ihm gab.
Das hat mit Dominanz nichts zu tun, sondern schlicht und ergreifend damit, dass Hund noch nicht gelernt hat, was die Signalwörter denn bedeuten sollen. Wir reden hier schliesslich von einem "kleinen Kind". 4 Monate, der Hund ist ja noch nicht mal im Zahnwechsel. Grosser Gott, was erwarten denn die Leute?
Hund muss erst mal lernen, was ein Signal bedeutet. Dazu braucht es Ruhe, wenig Ablenkung und etwas Geduld. Wenn Hund dann ohne Ablenkung gelernt hat, was ein Signal bedeutet, dann steigert man LANGSAM die Ablenkung. Von einem 4 Monate alten Hund zu erwarten, dass er Signale in einer Umgebung befolgt, wie sie ein Hundeplatz mit anderen, gleichaltrigen Spielkameraden darstellt, ist etwa so utopisch, wie von einem normalen 6jährigen zu erwarten, dass er problemlos Integralrechnungen löst. Und das natürlich in Anwesenheit seiner Spielkameraden, die womöglich gerade dabei sind, sein Lieblingsspiel zu spielen.
araufhin wurde er auf den Rücken gedreht, die Schnauze zugehalten worauf er ziemlich gequieckt hat.
Das hat mit "Unterwerfung" schon gleich gar nichts mehr zu tun. Auf den Rücken dreht sich der sich unterwerfende Hund. Er wird NICHT vom dominateren Tier (in diesem Fall Mensch) umgedreht. Entweder Hund legt sich von allein auf den Rücken, dann unterwirft er sich aktiv, weil er gelernt hat, dass dieses "auf den Rücken drehen" bedeutet, dass der Erwachsene dann von einem ablässt, und zwar sofort!! Und nicht mit Schnauze zuquetschen.
Schnauzengriff ist wieder etwas anderes. Dabei umfasst das adulte Tier die Schnauze des kleinen Frechlings schnell und KURZ. Nicht ewig mit zudrücken etc. Und auch erst nach Vorwarnung. Wobei die Vorwarnung auch verständlich für den Hund sein muss.
Allerdings geht es beim "Über die Schnauze fassen" um situationsbedingte "Störungen" von Seiten des rangniedrigeren Tieren. Z.B. Streitigkeiten um Nahrungsressourcen, Platzressourcen etc.
Und garantiert nicht darum, ob Hund sich jetzt hinsetzt oder nicht.
Ob ein Hund solche Signale wie "Sitz" oder "Platz" befolgt oder nicht, hat mit Dominanz nicht das geringste zu tun. Kein Alphawolf/-hund in einem natürlichen Rudel würde so eine Verhaltensweise verlangen. Das ist unnatürlich für den Hund. Sondern, die Ausführung dieser Signale sind erlernte Verhaltensweisen. Hund führt diese Verhaltensweisen auf ein Signal hin nur aus, weil es sich in irgendeiner Form für ihn lohnt. Entweder um Schadensbegrenzung zu betreiben ("Vermeidung von Strafe"
, oder weil es sich für ihn lohnt in Form von Leckerlies, Spiel etc.
: Die Begründung war, dass er ziemlich dominant ist. Das konnte man im Spiel auch gut erkennen, er war sehr wild.
"wild sein" hat mit Dominanz nichts zu tun. Sicher, ein frecher vorlauter Welpen wird vermutlich später auch selbstbewusster sein, als ein ängstlicher, schüchterner Welpe/Junghund. Aber in dem Alter schon von "Dominanz" zu sprechen halte ich für etwas arg übertrieben.
:Ist das denn richtig weiter zu unterdrücken, wenn er schon quieckt?
Da es überhaupt nicht richtig ist, den Hund so zu unterdrücken, also durch den sog. "Alphawurf", ist es logischerweise auch nicht richtig, ihn runterzudrücken, wenn er schon quieckt.
: Mein 10 Wochen alter Welpe ist auch sehr wild, wird er dann denn auch so dominant? Was kann ich dagegen tun?
:
Warum sollte er dominant werden? Er ist jung, verspielt, will die Welt entdecken, und es fehlen ihm idR geeignete "Sparringspartner" für seine Spiele. Denn wir Menschen sind da doch etwas empfindlicher als gleichaltrige Hundekollegen.
Was Du tun kannst, um deinen Hund zu erziehen?
Lernen! Zuerst mal, wie sich ein Hund eigentlich richtig verhält, dann wie ein Hund lernt, und last but not least, wie man einen Hund erzieht.
Ich würde Dir jetzt der Reihe nach folgende Bücher empfehlen.
- "Hundeverhalten" von Barbara Schöning Kosmos-Verlag
- "So lernt mein Hund" von Sabine Winkler, Kosmos-Verlag
Erziehungsbücher, z.B. von Sabine Winkler "Hundeerziehung" oder ein neues Buch, das ich selbst noch nicht gelesen habe "Hundeschule" von Viviane Theby (habe das Buch über DogDancing von ihr gelesen, deshalb denke ich mal, dass ihre Einstellung zur grundlegenden Hundeerziehung nicht allzusehr davon abweichen dürfte).
Und natürlich das wichtigste in Bezug auf das Lernen:
Beobachten, beobachten, beobachten.
Mit dem theoretischen Wissen aus den Büchern mal hergehen, und versuchen, Bezug zur Praxis herzustellen.
Dich und deinen eigenen Hund beobachten, andere Leute mit ihren Hunden beobachten. Daraus lernen. Erfahrungen sammeln, eigene und die von anderen. Und sehen, was Du daraus für Dich verwerten kannst.
Noch was zum Schluss. Nur weil jemand "seit xx Jahren" Hunde hat, heisst das noch lange nicht, dass er "Experte" ist. Ich bin mit Hunden aufgewachsen, habe meinen ersten eigenen Hund mit 11 Jahren bekommen, und merke mit jedem neuen Hund, den ich ausbilde, wie wenig ich eigentlich weiss. Immer wieder mal komme ich mit einem Hund in eine Situation, wo ich selbst nicht weiter weiss, und jemanden brauche, den ich mal um Rat oder zumindest seine Meinung dazu fragen kann.
Und nur, weil jemand eine Hundeschule leitet, o.ä. heisst das noch lange nicht, dass er auch das nötige Wissen dazu hat. Eine private Hundeschule kann jeder eröffnen, der einen Gewerbeschein beantragen kann. Dazu muss er nur wissen, wie man das Wort "Hundeschule" auf dem Antrag schreibt.
Gute Hundeschulen findest Du normalerweise in der Interessengemeinschaft unabhängiger Hundeschulen.
www.ig-hundeschulen.de
Gruss Cindy