Hallo Jörg,
ich habe die anderen Kommentare jetzt nicht alle gelesen, warscheinlich werden sie sich teilweise überschneiden.
Zum einen Teil gebe ich Dir recht: Es ist ganz klar, daß Züchter bestimmter Rassen viel Geld verdienen. Bei Welpenpreisen jenseits der 1500 DM bleibt, wenn's nicht nur ein oder zwei Welpen gibt, viel hängen. Aber sorry, für 50 oder 100 DM ziehst Du auch keinen Mischlingswelpen mehr vernünftig groß!
Ich züchte DSH, bei denen ist man mit den Preisen, verbunden mit dem übergroßen Angebot, auf dem Teppich geblieben. Eine 8 Wochen alte Hündin aus einer Arbeitslinie bekommst Du "schon" für 700 bis 800 DM. Wenn ich dagegenrechne, daß mich jeder Welpe meines letzten Wurfes, die Zeit natürlich nicht berechnet, ca. 590 DM gekostet hat (und dabei habe ich bestimmt so einiges an Kosten vergessen zu notieren), bleibt wirklich nicht viel hängen. Und bisher hatte ich große Würfe. Was ist, wenn ein Kaiserschnitt ansteht? Was, wenn eine Hündin nicht tragend wird? Wenn es nur ein oder zwei Welpen gibt? Die Fixkosten bleiben!
Wenn Du umrechnest, was Dich ein Hund im Laufe seinen hoffentlich recht langen Lebens kostet, kommt ein hübsches Sümmchen zusammen. Viel Geld wird auch für unnötigen Schnickschnak ausgegeben. Was sind denn da ein paar Mark mehr in der Anschaffung des Hundes? Rechne sie um auf die Monate und Jahre, die Du mit dem Hund verbringst, und es werden auf einmal Peanuts.
Ich erwarte in einigen Wochen wieder einen Wurf Welpen. Die Hündin war nicht billig, ihre Ausbildung, die zur Zuchtzulassung Voraussetzung ist, hätte mich in einer Hundeschule ca. 6000 bis 8000 DM gekostet. Ich habe es selbst gemacht, aber auch das kostet drei- bis viermal die Woche viel Zeit und Sprit. Ich bin weit gefahren für die vorgeschriebene Schaubewertung, ebenso zur notwendigen Körung. Vorher gab es die vorgeschriebenen Untersuchungen (Hüftröntgen, DNA-Analyse), wo nicht nur der Zucht verband, sondern auch die Tierärzte kräftig zulangen (sie wissen halt, daß man diese Untersuchungen braucht...), dann die Gebühren für Körung und Körschein, die Decktaxe (diesmal Gott sei Dank ohne die gleichen Kosten für Sprit und 3 Tage Hotel). Zusätzliche Impfung, Entwurmung und bakteriologische Tupferprobe der Hündin vor dem Decken, jetzt kommen die Anzeigenpreise (eine Durchschnittliche Anzeige in einer Fachzeitschrift kostet ca. 250 DM). Bald muß ein hochwertigeres Futer gefüttert werden, einige Umbaumaßnahmen folgen noch, um den Welpen ein optimales Umfeld zu geben. Die Hündin muß jeden Mittag raus und gefüttert werden (tägl. 30 km zusätzlich in der Mittagspause). Wenn die Welpen dann da sind, fallen Kosten an für Aufzuchtfutter, Impfungen, Entwurmungen, zum Spielen und Kauen brauchen sie auch was, so manches Hemd und manche Hose wird zerrissen, evtl auch mal ein Stück Tapete (Streichen steht danach auf jeden Fall an,) der Zuchtwart kommt mehrmals, der Tätowierer, die Ahnentafeln kosten Geld, jeder hält die Hand auf. Ach ja, evtl. brennt die Rotlichtlampe Tag und Nacht, mehrere Wochen lang, abhängig von der Witterung und den Umständen. Und so weiter und so fort. Von den 6 Wochen Urlaub reden wir hier jetzt gar nicht.
Natürlich gibt es auch noch Welpen, irgendwo für 100 DM. Ich kenne zumindest bei "meiner" Rasse solche Würfe. Ungeröngte Elterntiere (in 2 Fällen war mir bekannt, daß die Mutter HD hatte, was man den Welpenkäufern aber verschwieg), keine Entwurmung, keine Impfung, Billigfutter, keinen vernünftige Prägung. Ich kenne auch einige der inzwischen erwachsenen Welpen und ihre Besitzer und weiß, daß diese so etwas nicht noch einmal machen würden! Sicher, mann kann auch Glück dabei haben, genau wie man Glück im Spiel haben kann und einen 6-er im Lotto bekommt. Aber was, wenn der Hund Schäden durch eine schlechte Auszucht davonträgt? Die seelischen sind nicht zu reparieren und bei den körperlichen kann heute ein einziger Tierarztbesuch mehr ins Geld gehen als die Differenz zum Kaufpreis beträgt!
Übrigens kenne ich einige Fälle, in denen ein Züchter einen Rassehundwelpen mit 8 bis 10 Wochen kostenlos oder für ca. 300 DM abgegeben hat, weil der Kleine z.B. ein Einhoder war oder ein Langhaar usw. Diese Möglichkeit besteht immer, man muß dann evtl. nur längere Zeit auf so einen Welpen warten. Ich persönlich weiß nicht, ob ich einen Welpen auf diese Art abgeben würde, denn ich gehe davon aus, daß ein "Billigheimer" in der Anschaffung den Hund im ersten wichtigen Jahr genauso billig ernähren wird. dazu müßte ich die Leute wirklich sehr genau kennen, denn viele leben nach dem Motto "Was nix kostet ist auch nix wert".
Viele Grüße
Antje