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Junghund geht alleine Gassi

geschrieben von Harr und Ronja(YCH) 
Junghund geht alleine Gassi
12. Februar 2000 18:20

Hallo alle!

In unserer Nachbarschaft hat sich eine Familie einen Junghund
zugelegt (ca. 3 Monate alter Schaefer/Berner-Sennenmix).
Ich hatte ihn schon ein paar Mal bei unseren abendlichen Runden
vor deren Haus (jaulend) gesehen und er hat auch schoen
mit unserer Schaeferhuendin gespielt.
Als ich die Leute mal darauf ansprach, dass es doch ziemlich
ungewoehnlich sei, nachts einen jungen Hund quasi auf die
Strasse zu jagen, erhielt ich als Antwort, dass sie das
statt (!!!) Gassi gehen machen. Wir leben immerhin in einer
Kleinstadt und nicht irgendwo in der Praerie...

Mich bewegt nun die Frage, ob da ein Problem- oder
ein Traumhund heranwaechst ?

Beides hat seine Argumente. Meine ostpreussischen Vorfahren
haben das mit ihren Hunden sicherlich auch nicht anders gemacht.
So weiss ich z.B. aus Erzaehlungen, dass saemtliche Hofhunde
frueher abends nach Zehn rausgelassen wurden (alleine!) und
um Elf wurde gepfiffen. Und keiner ist abgehauen oder ging
wildern. Damals sah man das eben etwas unbekuemmerter.
Natuerlich hatten die Hunde frueher tagsueber auch eine
richtige Aufgabe.

Und hier genau beginnen meine Zweifel. Koennte doch sein,
dass sich das Huendchen irgendwann seine Aufgabe selber
sucht und ob das dann so gut zu unserem heutigen Lebensstil
passt, halte ich doch fuer wenig wahrscheinlich.

Was meint ihr?
Sollte man nachhaken oder abwarten?

Ratsuchende Gruesse,
Harr.


12. Februar 2000 18:37

: Hallo Harr,

ich denke, die Leute bekommen (wenn sie´snicht schon haben) bald ein Problem!!!

Es ist alleine schon verwunderlich, daß ein Hund in diesem Alter alleine auf Abenteuerwanderung geht - Bär haben wir auch mit ca. 12 Wochen bekommen und er hätte das sicher auch gemacht (kommte aus Thailand, hat sich seit seiner 6. Lebenswoche alleine durchgeschlagen), aber wir haben daran gearbeitet eine Bindung aufzubauen (was uns jetzt auch super gelungen ist ;-))....

Diese Leute bauen die Bindung des Hundes doch eher ab, oder meinst Du nicht auch????
Das er jetzt noch vor dem Haus jault wird sich auch bald legen - er sucht sich bestimmt bald eine nettere Beschäftigung -mit mir ist heute auch eine Hündin den Morgen-Gassi-Gang gelaufen ohne daß es die Leute gekümmert hätte (siehe Rubrik Gesetze und Verordnungen, meine Antwort an Juliane - ist zum Teil etwas Off-Topic)

Die Frage ist dann nur, ob es ein Streuner wird, der einfach keine Bindung zu seinen Leuten hat und einfach freundlich zu anderen Hunden bleibt, oder ob er vielleicht ein streitsuchender Hund (ist es ein Rüde oder eine Hündin???) wird, der nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden kann....

Aber ich denke, Du brauchst Dir nicht allzu viele Gedanken machen: So in ca. 3 Monaten wird der Hund sicher nicht mehr in der Nachbarschaft leben (entweder er ist unter Auto gekommen oder im Tierheim gelandet)....

In meinen Augen ist das wieder so eine Familie, die den Hund angeschafft hat, weil es in ist, weil Kinder ein "besseres Sozialverhalten" aufbauen und weil man in einer (Neubau)Siedlung einfach einen Hund hat.... Vielleicht Klischee, aber wahrscheinlich wahr!!!

Vielleicht kannst Du den armen Tropf ja mal mit Gassi-Nehmen - dann kann er oder sie wenigstens zu anderen Hunden ein normales Verhältnis aufbauen... Das werde ich morgen auch mal anfragen - ich gehe nochmal zu den Leuten mit der Hündin, vielleicht kann ich sie ja öfter mal mitnehmen und sie hockt nicht nur draußen rum und kann nicht mehr rein....

Liebe Grüße,
Me & Bär
: Mich bewegt nun die Frage, ob da ein Problem- oder
: ein Traumhund heranwaechst ?
:
: Beides hat seine Argumente. Meine ostpreussischen Vorfahren
: haben das mit ihren Hunden sicherlich auch nicht anders gemacht.
: So weiss ich z.B. aus Erzaehlungen, dass saemtliche Hofhunde
: frueher abends nach Zehn rausgelassen wurden (alleine!) und
: um Elf wurde gepfiffen. Und keiner ist abgehauen oder ging
: wildern. Damals sah man das eben etwas unbekuemmerter.
: Natuerlich hatten die Hunde frueher tagsueber auch eine
: richtige Aufgabe.
:
: Und hier genau beginnen meine Zweifel. Koennte doch sein,
: dass sich das Huendchen irgendwann seine Aufgabe selber
: sucht und ob das dann so gut zu unserem heutigen Lebensstil
: passt, halte ich doch fuer wenig wahrscheinlich.
:
: Was meint ihr?
: Sollte man nachhaken oder abwarten?
:
: Ratsuchende Gruesse,
: Harr.
:


13. Februar 2000 11:14

Hallo Me,

: Diese Leute bauen die Bindung des Hundes doch eher ab,
: oder meinst Du nicht auch????

Da bin ich mir eben nicht so sicher.

Mein Grossvater hatte mal in den 30-er Jahren ein Experiment mit
zwei Rueden aus einem Wurf gemacht. Den ersten der beiden Rueden
erzog er "normal", d.h. er wurde als Hofhund gehalten und
normal ernaehrt (Kuechenabfaelle, Knochen, Fleisch nur gekocht,
etc... was es eben damals so fuer den Hund gab).
Dieser Hund durfte auch ueberall mit und war sozusagen ins
Familienrudel integriert.
Der zweite Ruede wurde im Unterschied zum ersten mit rohem
Fleisch gefuettert und hatte auf dem Hof keine besondere
Aufgabe.
Beide Hunde durften ansonsten den ganzen Tag machen was sie
wollten, mussten aber natuerlich innerhalb der Hofgrenzen
bleiben. Abends nach Zehn durften sie dann beide raus und
mit den anderen Hunden des Dorfes herumtollen. Um Elf wurden
sie wieder nach Hause gepfiffen.

Rate mal wie die Entwicklung der beiden verlaufen ist?

Der erste Hund wurde ein folgsamer und ganz normal entwickelter
Hofhund waehrend der zweite im Alter von 2 Jahren zu wildern
begann und erschossen werden musste (bitte nicht darueber
aufregen, das war damals so ueblich).

Was ich damit meine ist dass man es nicht unbedingt an
solchen Aeusserlichkeiten festmachen kann (wie oft die
Leute Gassi gehen bzw. ob ueberhaupt), sondern dass
schon einige wenige Parameter die Entwicklung total
umkrempeln koennen (Ernaehrung, Aufgaben im Rudel).

: Die Frage ist dann nur, ob es ein Streuner wird, der einfach keine
: Bindung zu seinen Leuten hat und einfach freundlich zu anderen Hunden
: bleibt, oder ob er vielleicht ein streitsuchender Hund
: (ist es ein Rüde oder eine Hündin???) wird, der nicht mehr unter
: Kontrolle gebracht werden kann....

Es ist ein Ruede. Mein Eindruck war, dass er sich ganz gut mit anderen
Hunden versteht. Er ist natuerlich sehr verspielt wie das fuer sein
Alter normal ist.

: Aber ich denke, Du brauchst Dir nicht allzu viele Gedanken machen:
: So in ca. 3 Monaten wird der Hund sicher nicht mehr in der
: Nachbarschaft leben (entweder er ist unter Auto gekommen oder
: im Tierheim gelandet)....

Das wollte ich eigentlich vermeiden :-(((

: In meinen Augen ist das wieder so eine Familie, die den Hund angeschafft
: hat, weil es in ist, weil Kinder ein "besseres Sozialverhalten" aufbauen
: und weil man in einer (Neubau)Siedlung einfach einen Hund hat....
: Vielleicht Klischee, aber wahrscheinlich wahr!!!

Da kannst Du Recht haben. Vielfach ist es aber auch einfach
nur Unwissenheit, die zu Problemhunden fuehrt.

: Vielleicht kannst Du den armen Tropf ja mal mit Gassi-Nehmen -
: dann kann er oder sie wenigstens zu anderen Hunden ein normales Verhältnis
: aufbauen...
: Das werde ich morgen auch mal anfragen - ich gehe nochmal zu den Leuten
: mit der Hündin, vielleicht kann ich sie ja öfter mal mitnehmen und
: sie hockt nicht nur draußen rum und kann nicht mehr rein....

Das habe ich mir auch schon ueberlegt. Allerdings ich habe schon einen
"Zweithund" aus dem Tierheim und ausserdem denke ich, dass es dem
Hund dann vielleicht noch schwerer faellt, eine vernuenftige
Bindung zu seinem Rudel aufzubauen. Wenn's bei uns immer toll hergeht
und es zuhause total langweilig ist, kann man sich an drei
Fingern abzaehlen, wohin sich der Hund orientieren wird. Das kann
nicht Sinn der Sache sein.

Viele Gruesse,
Harr.


13. Februar 2000 12:14

: Hallo Harr,
:
: Die Sachd, die Dein Großvater da gemacht hat ist wirklich interessant - aber irgendwie bestätigt mich das noch mehr in meiner Annahme, daß die Leute keine vernünftige Bindung zu dem Kleinen aufbauen können.
Wie Du schon geschrieben hast: der erste Hund hatte eine Aufgabe!!!! Der zweite eben nicht.... Ich denke es gibt keinen Hund der infach nur so vor sich hinleben kann: Irgendeine Aufgabe braucht jeder: Der eine bewacht den Hof, der andere schlägt sich irgendwo in einem Mittelmeerstaat am Strand durch (und hat die Aufgabe für seinen Nahrungserwerb zu sorgen), ein anderer wieder lebt für Agility, etc.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Hund den lieben langen Tag nur in Haus und Garten lebt und dabei zufrieden ist.....


: Es ist ein Ruede. Mein Eindruck war, dass er sich ganz gut mit anderen
: Hunden versteht. Er ist natuerlich sehr verspielt wie das fuer sein
: Alter normal ist.

Eben, NOCH!!! Mein Rüde ist zwischenzwitlich 9 Monate alt und hebt auch seit 3 Monaten fleißig sein Bein....aber er hat noch NIE Ärger mit anderen Rüden gesucht, selbst wenn er angekeift wird bleibt er friedlich, aber ich denke das liegt daran, daß er

a) immer in einer Gruppe war (mit Hündinnen und Rüden) und deshalb immer seinen Platz zugewiesen bekommen hat
UND
b) von mir die Sicherheit bekommt, daß er nicht mit anderen rumzoffen muß, weil ich z. b: selber auf mich aufpassen kann, früher immer wenn er an der Leine war andere Hunde abgeblockt habe, ich ihm (wenn´s zuviel wurde und er plötzlich freilaufend von 2 erwachsenen Hunden bedrängt wurde) Rückhalt gegeben habe und immer demonstriert habe, daß ich alles regle, was geregelt werden muß..... bisher hats geklappt...

Aber was ist bei dem kleinen Rüden, der vor der Tür sitzt, sich selbst gassi-führen soll???? Was ist, wenn er ständig nur Begegnungen mit evtl. Welpen-unfreundlichen Hunden macht??? So wie sich die ganze Schilderung anhört, gehen die Leute auch nicht in eine Welpenspielgruppe etc. - wo positive Kontakte möglich sind... wobei ich der Meinung bin, daß positive Kontakte zu erwachsenen Hunden noch viel wichtiger sind, als Welpenkontakte.....

Viele Rüden (auch Hündinnen) sind doch meist deshalb unverträglich mit dem gleichen Geschlecht, weil immer das selbe Spiel abläuft: Welpe kommt mit 8-12 Wochen in sein neues, aus Menschen bestehenden Rudel. Kontakte mit anderen Hunden finden seltenst statt und später soll der und dann trotzdem ein normales Verhalten zu anderen Hunden haben.... da frage ich mich, wie soll das gehen?????

: : Aber ich denke, Du brauchst Dir nicht allzu viele Gedanken machen:
: : So in ca. 3 Monaten wird der Hund sicher nicht mehr in der
: : Nachbarschaft leben (entweder er ist unter Auto gekommen oder
: : im Tierheim gelandet)....
:
: Das wollte ich eigentlich vermeiden :-(((

Das finde ich super von Dir, aber dazu müßtest Du wahnsinnig viel Überzeugungsarbeit leisten und die meisten Leute stellen doch ihre Ohren ab, wenn man mit ihnen (in einem selbstverständlich gewählten Ton) über ihre Nachlässigkeiten spricht und versucht sie zu kritisieren.

: Da kannst Du Recht haben. Vielfach ist es aber auch einfach
: nur Unwissenheit, die zu Problemhunden fuehrt.

Es ist MEIST Unwissenheit: Siehe eine Bekannte von mir, hat einen Jagdhundmischling der gerne jagt: Was macht sie: Bemerkt der Hund will abhauen und ruft nein, der gute Hund dreht sich zu ihr um - schaut sie an und was macht sie: Schreit ihn mit bitterböser Stimme nochmal mit NEIN an, anstatt daß sie ihn im Moment des Ansehens bereits lobt und zu sich ruft..... Dümmer geht´s schon nciht mehr. Mittlerweile ist der Hund schon darauf konditioniert, daß er beim zweiten NEIN die Füße in die Hände nimmt und abhaut.....


: Das habe ich mir auch schon ueberlegt. Allerdings ich habe schon einen
: "Zweithund" aus dem Tierheim und ausserdem denke ich, dass es dem
: Hund dann vielleicht noch schwerer faellt, eine vernuenftige
: Bindung zu seinem Rudel aufzubauen. Wenn's bei uns immer toll hergeht
: und es zuhause total langweilig ist, kann man sich an drei
: Fingern abzaehlen, wohin sich der Hund orientieren wird. Das kann
: nicht Sinn der Sache sein.

Sicher wird er sich mehr Richtung Dich und Deiner Hündin orientieren!!! So wie ich mitbekommen habe, hast Du ja ne DSH oder???? Und wenn in ihm nur ein Funken Schäfer steckt, dann weißt Du sicher am besten was das heißt..... Diese Tiere wollen arbeiten ohne Ende sind agil was das Zeug hält (zumindest kenne ich nur solche DSH....).... Eine 2 jährige Hündin (DSH) bei uns im Tierheim - hat innerhalb von 2 Minuten gelernt wie sie Slalom durch die Stangen (auf unserem selbstgebastelten Parcoure) laufen muß und ist eine "Intelligenz-Bestie" ohnegleichen.....

Berichte mal, wie´s bei Euch in der Nachbarschaft weitergeht...

Liebe Grüße,
Me & Bär


14. Februar 2000 20:31

: Hallo Harr!
: Der zweite Ruede wurde im Unterschied zum ersten mit rohem
: Fleisch gefuettert und hatte auf dem Hof keine besondere
: Aufgabe.

Meinst Du im Ernst, daß er zu wildern anfing, weil er rohes Fleisch bekam? DAs klingt mir doch nach der alten Mär "rohes Fleisch macht die Hunde scharf!" Da müßte meine Wonda ja rattenscharf sein, aber sie ist eher eine Trantüte. Beim zweiten Hund lag es doch sicher an der mangelnden Bindung und Beschäftigung, daß er so wurde.

Ciao, Franziska und die Hunde

15. Februar 2000 08:04

: : Der zweite Ruede wurde im Unterschied zum ersten mit rohem
: : Fleisch gefuettert und hatte auf dem Hof keine besondere
: : Aufgabe.
:
: Meinst Du im Ernst, daß er zu wildern anfing, weil er rohes Fleisch bekam?

Nein, das habe ich so nicht gesagt. Es ist nur einer der Parameter.
Was letztlich ausloesend war, kann ich meinen Grossvater leider
nicht mehr fragen (schon seit fast 40 Jahren tot).

So wie ich es aber aus Erzaehlungen geschildert bekommen habe,
hat er den zweiten Hund bestimmt ebenfalls sehr gut behandelt
und sich mit ihm beschaeftigt. Allerdings wurde er nicht
zum Wachhund erzogen wie der erste, also eher nach
heutigen Masstaeben als Familienhund gehalten. Im uebrigen
hatte mein Grossvater immer mehrere Hunde gleichzeitig und
soweit ich weiss, gab es nur diesen einen, der wilderte.

Trotzdem erhaelt unser Hund kein rohes Fleisch ;-))

Viele Gruesse,
Harr.