Hallo zusammen!
Zunächst einmal mein großes Lob für diese Seiten. Nachdem ich nun das Clicker-Forum und die Clicker-Infos durchgeackert habe und bei meinem "Ajax" (Beagle, 6 Monate) schon erste Erfolge sichtbar werden, bin ich einigermaßen begeistert. Und zwar aus folgendem Grund:
Ich bin schwer gehbehindert, und kann nur mit Hilfe von 2 Stöcken gehen, mit meinem Hund kann ich nur kurze Strecken zu Fuß bewältigen, ansonsten benutze ich ein spezielles Fahrrad.
Vor meinem "Ajax" hatte ich schon 13 Jahre einen Beagle, und habe das Training ohne Clicker praktiziert. Ich habe zwar immer versucht, Zwangserziehung zu vermeiden und durch positives Einwirken das Gewünschte zu ereichen (BspTillmann Klinkenberg"Hundeerziehung ohne Zwang"
Dabei stieß ich aber immer wieder auf das Problem, das ich wegen meiner Behinderung nicht oder nicht schnell genug (Stichwort:Timing) auf meinen Hund einwirken konnte, sei es positiv oder negativ.
Ein Beispiel, das Herankommen auf ZurufIch rufe den Hund, aber in die Hände klatschen und rückwärtslaufen oder in die Hocke gehen, was zur Unterstützung empfohlen wird, kann ich nicht, da ich ja meine Stöcke in der Hand habe. Nun kommt der Hund, ich darf ihn loben. Bis ich nun aber einen meiner Stöcke aus der Hand gelegt habe, sicher genug stehe, mit einer Hand ein Wurstzipfel aus der Tasche gekramt habe um den Hund nun endlich für sein korrektes Herankommen zu loben ist schon viel zu viel Zeit vergangen. Der Hund kann den Zusammenhang zwischen Lob und Leistung wohl nicht mehr verstehen. Was mir bisher blieb war das verbale Lob zur rechten Zeit, das alleine ist aber auf dauer ziemlich wirkungslos.
Kommt der Hund nun aber nicht, wird empfohlen negativ auf den Hund einzuwirken. (Schreckbüchse, Wurfkette) Das war mir praktisch nie möglich. Um mit einer Wurfkette zu treffen braucht's eine freie Hand und einen sicheren Stand. Habe ich's denoch versucht (z.B. Schlüsselbund werfen,davon kann ich nur dringend abraten, wer einmal 2 Stunden seinen Schlüssel unter dichtem Laub gesucht hat, weiß wovon ich rede...) habe ich meistens mangels sicherem Stand meterweit daneben geworfen->die Einwirkung bleibt wirkungslos, oder ich habe durch das "Stöcke aus der Hand legen", das Werfen "annonciert" und der Hund konnte "in Deckung gehen"->die Einwirkung blieb ebenfalls wirkungslos, was blieb übrig??? Wut, Rumbrüllen, Frust.
Das der Hund denoch relativ gut herankam, kann ich mir eigentlich selbst nicht erklären...
Anderes Beispiel, das Zerren an der Leine. Ich kann zwar die Leine führen, auch einen Widerstand entgegenbringen, den kräftigen "Ruck" an der Leine kann ich aber kaum geben, ebensowenig kann ich den Hund mit einem Ast (o.ä.) am vorpreschen hindern denn auch dazu bräuchte ich wieder eine freie Hand. Das ist mit 2 Stöcken einfach nicht möglich. Zudem konnte mein erster Beagle, wenn er denn plötzlich gegen die Leine sprang, mich ohne weiteres zu Fall bringen, wenn ich nicht schnell genug losließ. Was bleibt übrig? Würger? Situationen meiden, in denen der Hund zieht, einen riesen Bogen um andere Hunde machen? Und was, wenn einer um die Ecke kommt?
Nun mit dem Clicker-Training ist die Situation völlig anders. Ich muß nicht mehr "manuell" auf den Hund einwirken, ihn berühren, (ja, ich soll es ja gar nicht mehr). Das Problem des schlechten Timings bei der Belohnung (Stöcke aus der Hand, sicheren Stand suchen, nach Wurstzipfel kramen, Hund streicheln und Loben--->mind 10 Sek!) hab' ich nun nicht mehr, denn nun ist der Zeitpunkt des "Clicks" das entscheidende, den Clicker hab ich immer in der Hand. Ich habe das "Manko" des falschen Timings zwar erkannt, wußte aber keine Lösung. Mit dem Clicker hab ich sie gefunden.
Ich denke daß ich nicht der einzige bin der solche Probleme hat(te?), und halte das Clicker-Training vor allem für Behinderte für sehr geeignet. Denn einem Rollstuhlfahrer z.B. stellt sich das gleiche Problem des "nicht-manuell-Einwirken-könnens", und wo steht geschrieben daß Hund und Behinderung sich ausschließen?
Bevor ich zum Romanautor mutiere, Gruß an alle ich hoffe es kam rüber was ich sagen wollte.
Klaus