von blodwyn am 05. November 2009 08:47
Liebe Frieda,
das hört sich viel schlimmer an, als es ist. Und man kann das sehr schnell (lieben) lernen. Ich bin da einfach so "reingerutscht" in das Thema. Der erste Hund war alt (ein Notfall), also nahm ich ihn (ohne Kitty je vorher gesehen zu haben, ein Anruf, "Hund in Not, kannst du nicht" und ich sagte ja). Als Kitty starb nach nicht einmal zwei Jahren war das ein herber Schlag. Aber ich wollte wieder einen Hund. Einen, den sonst niemand mehr möchte, sie wie Kitty. So kam Elli zu uns. Auch eine Seniorin. Und nach ihr ging es dann so weiter. Bei alten Hunden sind die Zeitfenster, in denen man denken muß, kürzer. Also kann ich als Berufstätige besser entscheiden, ob ich mein Leben mit Hund in den kommenden Jahren so vereinbaren kann (wir reden dann von vielleicht 2-6 Jahren und eben nicht von 15 oder mehr). Ein alter Hund ist ruhiger, dankbar, passt sich super an das neue Leben an - ich kann nur schwärmen! Und es gibt einem schon das gute Gefühl, etwas sinnvolles zu tun, wenn man so einem Senior aus schlechter Halter noch mal zeigt, dass das Leben auch schön sein kann. Die biblischen Alter zeigen mir ja dann, dass das offenbar funktioniert.
Die Kosten und die Arbeit sind natürlich nicht zu unterschätzen. Aber man bekommt so viel mehr zurück als man gibt!
Ich kann nur jedem dazu raten, sich mit dem Thema zu befassen. Übrigens ist auch das häufige Abschied nehmen (davor haben ja die meisten Menschen Angst und möchten daher lieber keine alten Hunde) nicht so schrecklich wie es sich viele vorstellen. Im Gegenteil. Ich nehme Abschied nach einer zwar recht kurzen, aber soooooo intensiven Zeit. Und wenn man weiß, dass einem nicht viel Zeit bleibt, lebt man jeden Tag mit dem Tier viel intensiver.
Meine jüngste Hündin war 6 Monate alt, als ich sie bekam. Ich dachte immer: Wir haben so viel Zeit und wenn sie erst alt ist, wie wird sie wohl als Oldie sein......und dann? Starb sie ganz plötzlich mit nur acht Jahren. Und ich war nicht drauf vorbereitet und stellte fest, dass ich viel zu viel auf die Zukunft gesetzt hatte und dadurch mit ihr so viel Gegenwart verpaßt habe. Den Hund gehen zu lassen, wenn man so viel an ihm noch gut machen konnte, ist ein sehr intensives Gefühl, das nicht nur traurig ist, sondern einem die Kraft gibt, so weiter zu machen. Ich habe unter dem ersten Abscheid so gelitten (nicht drauf vorbereitet gewesen, Thema tabuisiert). Aber inzwischen weiß ich, dass der Zeitpunkt kommt und auch wenn es immer noch weh tut, fällt es leichter, weil man weiß, dass jeder Tag wertvoll war und weil der Hund nach so einer Erfahrung auch viel leichter gehen kann. Es ist schwierig, das mit Worten zu beschreiben, ich hoffe, Du kannst ein wenig nachvollziehen, was ich meine.
Wie hier schon erwähnt, sind alte Hunde aber nicht nur dem Tode entgegen siechende Kreaturen. Im Gegenteil. Es sind sehr starke, liebenwerte, souveräne Persönlichkeiten mit ausgeprägtem Charakter und unglaublicher Lebenskraft und sehr viel positiver Energie!!!
So und jetzt werde ich meiner Lene mal ein Frühstücks-Nachtisch-Leckerlie gönnen....
Schönen Tag und viele Grüße,
Sabine