von Anila am 01. September 2011 00:19
Hallo Vorzimmerdrache,
der Thread ist schon sehr alt.
Ich denke, man muss hauptsächlich gucken, wie die Hunde drauf sind und mit der Situation klar kommen. Wie bei Kindern finde ich auch bei Hunden, dass auch Hunde lernen müssen, bis zu einem gewissen Grad Konflikte selbst zu lösen, denn das gehört einfach zum Hundedasein dazu. Damit meine ich nicht: "Die regeln das schon alles selbst" - aber einige Dinge können sie durchaus selbst regen. Alles nicht.
Wenn das Kräfte- oder Gewichts- und Größenverhältnis völlig ungleich ist, ist das bestimmt nicht einfach. Wenn ich den Eindruck hätte, dass mein Hund damit überfordert ist, würde ich das Splitten versuchen.
Ich habe es noch nie erlebt, dass ein fremder Hund bei meinem aufgeritten ist - vielleicht würde ich den dann beiseite schieben. Oder ich würde den Besitzer/Besitzerin auffordern, das zu tun.
Mein eigener Hund ist übrigens so ein Aufreit-Kandidat! Er ist in bestimmten Situationen unsicher und schnell überfordert.
Vorgestern erst hatte ich wieder so eine Situation. Wir waren mit einer Hündin unterwegs, mit der wir sehr regelmäßig gehen, und dann kamen 2 Rüden dazu, die wir ab und an mal treffen. Einer ist schon sehr alt, der andere Rüde aber ist so 1 Jahr alt und durchaus auch an der Hündin interessiert. Mein Hund reagiert dann mit Aufreiten, und dahinter steckt vor allen Dingen Stress, aber wohl auch das Bedürfnis, dem jüngeren Hund zu zeigen, dass er das Sagen hat.
In dem Fall allerdings sind die Hunde in etwa gleich groß - meiner ist ein großer Border Collie, der Andere ein schlanker (und selbstbewußter) Husky. Der Husky hat geschnappt, aber ich habe in dem Fall nicht eingegriffen. Ich weiß, dass der Husky keiner ist, der plötzlich total durchdreht, und ich denke, es ist sein gutes Recht, sich zu wehren, und mein eigener Hund kann auch die Erfahrung machen, dass Aufreiten vielleicht nicht so eine gute Idee ist.
Wenn wir allerdings den beiden Malinois begegnen, von denen der eine halt nicht ganz sauber vom Verhalten her ist, dann würde ich wesentlich früher eingreifen und niemals zulassen, dass mein Hund aufreitet. Allerdings scheint mein Hund da durchaus auch selbst Unterschiede zu erkennen. Der würde von sich aus niemals bei einem der Malis aufreiten - egal, wie gestresst er gerade ist. Denen gegenüber verhält er sich sehr, sehr zurückhaltend.
Obwohl mein eigener Hund unsicher ist, ist er andererseits aber auch jemand, der durchaus Hundesprache versteht.
Bei einem deutlich kleineren Hund würde ich meinen Hund "abpflücken".
Aber es gibt auch Begegnungen, wo der kleine Hund ziemlich ungestüm auf meinen Hund zuläuft und schon gleich mal am Hintern schnüffeln will. Und hartnäckig bleibt, auch wenn meiner deutlich Unmut signalisiert.
Meiner schnappt dann und ich greife nicht ein. Ich weiß, dass meiner den anderen Hund nicht kaputt beißen wird, ich finde aber auch, dass er in so einer Situation durchaus das Recht und die Möglichkeit haben muss, sich zu wehren. Die anderen Hundebesitzer sind dann mitunter total entsetzt und ich habe auch schon gehört: "Wie können Sie so einen Hund nur frei laufen lassen".
Aber oft sehen Hundehalter auch nicht das unhöfliche Verhalten des eigenen Hundes. Das gilt oft gerade für diejenigen, die einen sehr verträglichen Hund haben - ob groß oder klein. Aber es gibt nun mal Hunde, die auf eine gewisse Individualdistanz Wert legen und die das auch zum Ausdruck bringen. Und solange sie den anderen Hund nicht kaputt beißen, finde ich, dass ein Hund seinen Ärger auch ausdrücken darf.
Aber man kann halt den Fremdhund ja nicht immer einschätzen und das Gefühl der Hilflosigkeit kann ich auch gut nachvollziehen.
Viele Grüße
Anila