von Martin + Mirko(YCH) am 06. Juni 1997 16:07
Hallo Karin,
Ihre Frage ist nicht untypisch:
Hallo! Ich habe seit zwei Jahren einen sonst liebenswerten Collie-Rüden
nun im Alter von drei Jahren.
Bemerkt er auf der anderen Seite einen Rüden so gebährdet er sich wie
ein Wilder...... ohne Leine ....
Er rennt knurrend auf den Rüden zu.
Was tut er dann?
Ich war beim Hundepsychologen, alles ohne Erfolg.
Was hat der getan, gemeint?
Nun habe ich diese Seite mit dieser Trainingsmethode gesehen.
Wie komme ich aber mit dieser Methode zum Ziel, das heisst wie muss ich
überhaupt anfangen?
Im Grunde geht man vor wie beim Rat an Rolf Gautschi mit der Ablenkung durch ein Insekt.
Hier spielen allerdings noch ganz andere Dinge eine Rolle.
Ist der Hund gut sozialisiert worden?
Ist er jemals frei mit anderen Rüden umgegangen?
Wie verhält er sich, wenn Besucher ins Haus kommen?
Was tut er, wenn ein völig Fremder ihn an der Leine führt und einem Rüden begegnet?
Man muss nämlich zuerst einmal ausschliessen, dass ein Entwicklungsfehler vorliegt.
Dann muss man die Dominanzverhältnisse klären.
Schliesslich hat sich in 95% solcher Fälle eine Signalstruktur des Verhaltens entwickelt:
Ich sehe einen fremden Rüden:
Ich wickele die Leine dreimal ums Handgelenk, ich nehme den Hund kurz, ich halte ihm eine Rede,
dass er brav sein soll, dass keine Gefahr droht, dass er unmöglicher Hund ist...
Das alles signalisiert dem Hund"Jetzt geht es wieder losRundumverteidigung."
Das kann man am einfachsten überprüfen, wenn jemand eine solche Begegnung mit Video
aufnimmt. Da sieht man dann erstaunlich viele Details.
Der Hund knurrt, wird an der Leine zurückgerupft"Immer wenn eine anderer Rüde daherkommt, geht es mir schlecht.
Ich muss den anderen noch schneller vertreiben. Grrrr"
(Das Erscheinen des anderen Hundes signalisiert eine kommende unangenehme Einwirkung.)
Egal, was nun der Auslöser ist:
Stehen bleiben, nicht sprechen, nicht rucken, nichts tun. Warten, bis der andere vorbei ist.
Das ist auch einfacher.
Man braucht einen erfahrenen zuverlässigen Rüden, mit dessen Besitzer man sich einigt.
Dann konstruiert man Begegnungen ABSEITS DER REVIERE der Hunde. Entfernung so gross, dass die Ablenkung
gerade einsetzt. Dann geht man vor wie bei Rolf beschrieben.
Eine weitere Möglichkeit istAuf eine Ausstellung gehen oder ein Breitensportturnier. Dort sind so viele
Hunde, dass infolge Reizüberflutung das Üben sehr viel einfacher wird.
Ich habe das auf unserem Hundeplatz bei den Gruppenübungen gemacht:
Dem eigentlichen Hundeführer den Hund weggenommen, um die Signalkette zu unterbrechen.
Dann gerade inmmer soweit einem anderen Hund genähert, dass der Kandidat in Zweifel kam, was nun zu tun sei.
Wenn er dann zu mir blickte - und sei es 1/10 Sekunde C&B. etc.
Aber wie gesagtMan muss in einem solchen Fall vieles prüfen und beachten.
Dass es funktioniert, weiss ich von unserem eigenen Hund, der eine sehr schlechte Sozialisierungsphase gehabt hat.
Das ganze braucht Geduld, und man muss die eigenen Emotionen unbedingt kontrollieren!
Über eine Antwort / einen Bericht wäre ich erfreut.
Viele Grüsse von Martin & Mirko