Rutenkupieren und Zwingerhaltung
von Anneke(YCH) am 12. März 1999 10:51
Hallo Manu,
ich antworte hier noch mal, meine Antwort wurde in der Dobi/Hundeweltspalte wegen unpassend gelöscht.
Ich schließe mich der Meinung an, das Rutekupieren als Präventivmaßname gegen Verletzungen völlig abzulehnen ist. Dieses Argument ist unhaltbar, auch wenn man bedenkt, das die Hunde, wo so etwas tatsächlich manchmal passiert, gar nicht zu den Kupierrassen gehören, wie etwa Doggen. Doggen haben echte Schlagstöcke als Schwanz, es tut richtig weh, wenn man von ihnen getroffen wird (gerade Kindern), und sie fegen auch schon mal Sachen vom Tisch, so daß die kupierte Dogge für den Besitzter sicherlich "praktischer" wäre! Ich halte alle Argumente für das Kupieren für Erfindungen der Schwanzabmafia. Warum etwa wurden die kurzhaarigen Jagdhunde mit dem Argument sie würden sich sonst so leicht im Unterholz verfangen kupiert, während die Münsterländer mit dem Zottelschwanz, der sich viel schneller verheddern würde, unverdrossen jagen??
Ich denke eher, daß die Züchter dieser Rassen nicht klaglos von ihrem fragwürdigen Schönheitideal Abstand nehmen wollen. Außerdem befürchtet man das vermehrte Auftreten von Knickruten oder Fehlstellungen, da diese ja jahrzehntelang nicht wie bei den anderen Rassen von Zuchtrichtern geahndet werden konnten. (Sieht ja schließlich niemand.)
Der Schwanz ist eines der wichtigsten innerartlichen Kommunikationsmittel! Hunde mit zum Stummel degradierten Ruten sind in ihrem sozialen Umfeld benachteiligt. Leicht kommt es durch die fehlende Ausdrucksmöglichkeit zu Mißverständnissen, die - wenn sie während des Heranwachsens des kupierten Welpen öfter passieren - zu Verhaltensstörungen führen können. Welcher vernünftige Besitzer/Welpeninteressent sollte seinem Hund eine solche Benachteiligung wünschen??
Mal etwas übertrieben: Es ist ähnlich, wenn ich meinem Kind die Finger amputiere - weil die sich da eh dauernd reinschneiden - und mich dann wundere, das es nicht schreiben lernt.
Die entsprechenden Rassen wirken übrigens meist mit Rute in ihren Bewgungen viel weicher, elegenter, weil sie den Schwanz wieder zur Balance, sozusagen als Steuerruder, einsetzten können. Hast Du schon mal darauf geachtet?
Gegen Zwinger ist nichts einzuwenden, wenn sie nicht als ständiger Aufenthalsort ohne menschliche Zuwendung gedacht sind. Das aber Leben mit mehreren Hunden, Katzen (und Kindern) in der Wohnung durchaus stressfrei möglich ist, beweisen viele, viele Leute (einschließlich mir) jeden Tag. Dazu kann man aber nun mal niemanden zwingen.
Und eins sei noch gesagt (ich hoffe das passt jetzt noch ins Thema), mit kastrierten Hunden wäre ein harmonisches Miteinander jederzeit möglich.
Wieder etwas, wo viele Verhaltensauffälligkeiten (bei Rüden) entstehen, weil im Leben unserer Hunde - das man in diesem Punkt nicht mehr mit dem des Wolfes vergleichen kann - vor allem in Städten, jederzeit die Markierungen läufiger Hündinnen gegenwärtig sind. Was durch ständige Reizung natürliche , aber in dieser Situation unangemessene Verhaltenkomplexe bezüglich z.B. Paarungsverhalten und Revieragressionen hervorruft. Wobei die Besitzer meist keine äußeren Einflüsse bemerken. Die Analyse bleibt dann dem Verhaltenstherapeuten...
Grüße von Anneke