Hallo Anja,
erst mal sorry für meine vielen Tippfehler. War ja grässlich ;-))) Ich musste aber schon soooo dringend auf den Hundeplatz und hab mich durch das posting schon um 5 Minuten verspätet ;-)).
ALEX: "Was hat der Besitzer bisher in solchen Situationen" gemacht?
ANJA: Angefangen hat er mit einem ganz normalen "Nein" und "Sitz". Das hatte gar keinen Erfolg,.......
"Nein" in so einer Situation halte ich bereits für überflüssigen Stress. "Sitz" als Alternativverhalten wäre in einem späteren Übungsstadium vielleicht sinnvoll, allerdings erst bei deutlich niedrigerem Stresspegel.
ANJA: .....dann hat er versucht offensichtlich Bogen zu laufen, das hat Sam auch nicht abgehalten.
*hmmm* Dann war die Distanz zu gering, bzw. hat vielleicht das Timing nicht gestimmt. Vielleicht waren zuviele zusätzliche Signale des Besitzers dabei.......usw.
ANJA: Mit beruhigendem Reden hat er es versucht, sämtliche Tonarten von "ganz fein" wo er noch nicht angefangen hat zu jaulen bis ganz dunkle Stimme..Aber das alles hört Sam nicht mal in dieser Situation.
Jede zusätzliche Reaktion des Besitzers ist in der Regel kontraproduktiv. Bestenfalls ist das "beruhigende Reden" ein verpuffendes "Hintergrundgequatsche", schlimmstenfalls ist es sogar eine Bestärkung für unerwünschtes Verhalten. Das "Nicht-Hören" deutet auch auf viel zu geringe Distanz in der Übungssituation hin.
ANJA: Dann eben Sam in eine andere Richtung drehen(ohne Gewalt)in ein Sitz, seinen Kopf so festhalten das er den anderen nicht mehr sieht und warten bis er aufhört(das kann schon mal dauern).
Wer hat ihm den tollen Tipp gegeben???
Dazu folgendes:
Stell dir vor, du bist in einem grossen Raum. Plötzlich geht die Türe auf und ein Wesen, vor dem du dich fürchtest (das von Turid sooft zitierte "green-slymie-monster"
kommt rein und du hast geradezu eine "green-slymie-monster-Phobie"!
Du bist wie paralysiert, dein Stresspegel steigt an, dein Herz klopft wie verrückt, du willst weg!!! Geht aber nicht, weil du bist an ein Tischbein gefesselt. PLÖTZLICH dreht jemand das Licht aus. Bist du jetzt beruhigt, weil du das Monster nicht mehr sehn kannst??? Obwohl du weisst, ES IST NOCH DA! Noch schlimmer, du kannst seine Bewegungen nicht mehr beobachten, du weisst nicht was es ausheckt!!!
ANJA: Achso, mit ablenken und bestätigen hat er es natürlich auch schon versucht.
Ablenken kann auch erst funktionieren, wenn der Stresspegel sinkt.
ANJA: Übrigens wurde in der hundeschule auch eine Art Wesenstest gemacht und Sam war der einzige , der den Mann mit dem Müllsack und dem Stock in der Hand freundlich angewedelt hat, er ist also wirklich nicht böse.
Ach Anja! Kein Hund ist böse!
Kennst du das Lied von den Prinzen:
"Alles nur geklaut" ???
Hab irgenwo im Web einen Text dazu von Psychologie-Studenten entdeckt und bissl umformuliert:
"Das hab ich alles nur nur gelernt,
und das war ich nicht ganz alleine,
das hab ich alles nur gelernt,
von dem am Ende meiner Leine,
mit Versuch und Erfolg operant konditioniert,
Entschuldigung das hab ich so trainiert,
Entschuldigung das hab ich so trainiert!"
ALEX: Angesagt wäre aus meiner Sicht keineswegs irgendeine Einwirkung auf den Hund. Angst, Unsicherheit mit pseudodominanten Aktionen zu ahnden ist kontraproduktiv. Zu dem Effekt, "Anderer Hund - Gefahr droht" kommt dazu: "Anderer Hund, Gefahr droht von diesem UND von meinem Herrchen."
ANJA: Nein, nicht direkt, denn wenn er jault, droht Gefahr, sonst nicht.
Bist du dir sicher, dass Hund den Zusammenhang jemals kapiert hat???
Aber egal, formulier meinen Satz um auf: "Anderer Hund, ACHTUNG Gefahr droht, von diesem UND VIELLEICHT AUCH WIEDER von meinem Herrchen!"
ANJA: Das hat Michael auch 2 Jahre lang gemacht, aber er ist verständlicher Weise auch am Ende seines Lateins denn Sam ist sehr kräftig und es ist sehr anstrengend ihn zu halten...
Ja, ich kann das sehr gut verstehen. Aber hat er es jemals wirklich richtig versucht??? Hat er jemals unerwünschtes Verhalten ignoriert, seinem Hund durch ruhige kontrollierte Vorgehensweise geholfen aus seinem Tunnel rauszukommen???
ALEX: Erforderlich wäre eine Desensibilisierung, bei der man Schritt für Schritt beginnt erwünschtes Verhalten zu betärken. Klar dass das 5 Meter vor dem anderen Hund nicht geht. Also beginnt man mit größeren Entfernungen. Ich würde dabei außerdem mit einem konditionierten Bestärker (Clicker) arbeiten. Aber das muss jemand deinem Bekannten zeigen, der was davon versteht. Ansonsten ist die Gefahr von Fehlverknüpfungen durch falsches Timing etc. zu gross.
ANJA: Clickern hat er auch schon probiert mit dem Hundetrainer, aber das hört er ja nicht...
Ja, ja! Er hört nicht! Wie vorher geschrieben. Die Distanz ist zu gering, der Stress noch zu gross. Wenn der Besitzer da nicht wirklich professionelle Unterstützung von einem erfahrenen Clickertrainer kriegt, geht das nicht.
ANJA: Und ich habe auch nicht erwähnt das Sam die anderen Hunde sucht auf der Straße und sobald er einen gesehen(!!) hat egal wie weit weg, fängt er das jaulen und zerren an.
*hmmm*
Das egal wie weit weg wrd ich gerne sehen! Irgendwo beginnt die neutrale Distanz. An deren Grenze muss das Training beginnen.
ALEX : Wie wurde dort gearbeitet?
ANJA: Mit Bestätigung.
Wie??? Mit welcher Bestätigung ???
ANJA: ......Aber das ist für Sam eine ganz andere Situation, da weiß er schon das ihm kein anderer Hund was tut. Der Unterricht findet auf dem Tierheimgelände statt und er war ja längere Zeit dort.
Wie hat er das erfahren? Wie verhält er sich im Freilauf? Wie oft bekam er die Gelegenheit dieses Verhalten zu Generalisieren?
ANJA: Er nutzt die Leine immer aus egal wie lang sie ist, sobald er was geschnüfflet oder gesehen hat wo er hin will( das ist eigendlich immer) geht sein Kopf nach unten und er zieht schnurstracks und mit riesiger Bestimmtheit da hin!!!
Schwierig bei grossem starken Hund. Eine Situation die WIRKLICH KONSEQUENZ des Halters braucht. KEIN ERfolg bei Leinenzerren. Ist nicht einfach. Ich kenn da auch ein paar so Kanditaten. Heute hab ich einen an die Leine genommen um Frauchen zu demonstrieren, dass es ganz einfach ist. Wir waren zuerst zusammen ein Stück gegangen, er zog wie wild. Ich hab ihr gesagt, dass sie nicht weitergehen soll, wenn er das Ende der Leine erreicht. Sie hat es nicht geschafft. Zwischendurch ist sie immer ein paar Schritte weiter.
Dann hab ich ihn genommen. Übrigens ein sehr ängstlicher Hund, für den Menschen (insbesondere Männer) "Green-Slymie-Monsters" sind. Er kläffte diese vor kurzem noch an, wie verrückt. Mittlerweile bessert sich das stark. Vor "Alexens" fürchtet er sich gar nicht mehr.
OK ich hab einfach gemacht, war selber überrascht, wei schnell es klappte und dann gemeinsam mit ihr versucht zu analysieren, was ich anders mache.
Erstens:
Es geht NICHT weiter, wenn Zug an die Leine kommt. Erreicht er das Ende, steh ich wie ein Baum. Läßt er locker, C+T. Bleibt er hartnäckig vorne, dreh ich um un geh in die Gegenrichtung zurück. Es gibt da viel hartnäckigere Kanditaten, bei denenbraucht man ein Hilfssignal: "REICHT" (wie es Martin & Mirko oft empfiehlt). Bei dem Hund war das gar nicht nötig!
Zweitens:
Ich hab die Leine ganz locker in der Hand (über drei Finger baumeln). Damit diszipliniere ich mich selbst. Es soll möglichst wenig taktile Gefühlsübertragung stattfinden. Ich schaffe es zumeist durch geschickte Laufwege die Chance zu erhöhen, dass die Leine oft durchhängt.
ANJA: Michael hat es auch schon nur noch so gemacht das Sam nur da "hinmachen" darf wo er ihn hinlässt, aber trotzdem zieht und zieht er.
*hmmm*
Das "Hinwollen" zu einem Objekt seiner Begierde kann man dabei prima als Bestärkung einsetzen. Insofern ist das "Nichthinlassen" zu Schnuffelstellen sinnvoll. Sobald die Leine locker wird darf er! Das Timing sollte halt stimmen. Ohne Clicker würd ich mir das nicht zutrauen.
ANJA: (Er trägt schon einen Halti)
Mag oft helfen, mir ist es nicht so sympathisch. Bei Angstaggression denke ich ist es nicht sinnvoll, da der Effekt vom "Green-Slymie-Monster" - NICHTSEHENKÖNNEN dadurch wieder verstärkt wird.
ANJA: .....wobei Michael auch zu dem Tierheim sagte dass es sein ertser Hund ist und er sich noch nicht so gut mit der Erziehung auskennt. Er bekam Sam als Anfängerhund und hat am Anfang natürlich nicht konsequent genug reagiert, deswegen nimmt Sam ihn auch nicht so ernst auf der Straße
Es liegt meiner Meinung nach nicht daran, dass er ihn "nicht ernst nimmt". Der Hund macht das was er gelernt hat. Er macht aus seiner Sicht IMMER ALLES RICHTIG! Jede seiner Handlungen bringt ihm scheinbaren Erfolg, sonst würd er was anderes probieren. Diesen Erfolg zu analysieren, zu verhindern, bzw. vielleicht sogar als Bestärkung zu verwenden ,wäre die Kunst der Ausbildung.
ANJA: Wie ist die Frage, wie kann man Sam souverän zu erscheinen, so das er es ernst nimmt.
Ist deine am Schwierigsten zu beantwortende Frage. Wie tritt man souverän auf??? Wie bekommt man echte Autorität? Das ist mitunter so schwer, wie wenn ein Partner zu einem sagt:
"Sei mal endlich spontan!" *ggg*
Aber im Ernst. Man kann das natürlich schon erheblich beeinflussen, indem wir unser Gehirn einsetzen. Vielen Menschen hat der Clicker, bzw. richtiges Clickertraining geholfen "für den Hund wichtig zu werden"! dazu gehört die "Ressourcenkontrolle". Aufschreiben, was die wichtigesten 10 Dinge im Leben des Hundes sind und diese gezielt als Bestärkung für jegliches kooperatives Verhalten einsetzen. Nach Möglichkeit diese Ressourccen so einschränken, dass der Weg dazu so oft wie möglich über die Kooperation mit dem Halter führt.
Wirkliche Führungsqualität zeigen. Dazu gehört "Verständlichkeit", "Eindeutigkeit", "Souveränität" (diese zeichnet sich vorwiegend durch Ruhe aus, man läßt sich nicht so leicht beeindrucken, man reagiert gelaasen und nicht gereizt.....usw).
Am kontraproduktivsten ist "Unberechenbarkeit", bzw. eine Kombination aus "durchschaubarer Schwäche" und "unbegreiflicher Strenge"!
ANJA: Wir wüssten es doch auch so gerne
Versuche zu verstehen ;-)))
ALEX : Das glaub ich gerne. Was für ein Hund ist es denn?
ANJA: Ein Rodesian-Ridgeback-Terrier-Mix, 4 Jahre und 35 Kilo/kastriert
Geile Mischung! Man nehme einen Terrier mit Löwenherz und sorge durch geschickte Einkreuzung dafür, dass er auch die Statur und Kraft eines Löwen kriegt! Ist fast so genial wie die Husky-Jagdhund-Mischlinge, die ein NAchbar hier vor kurzem produziert hat
(((
ALEX : Ehrlich auch so ein "abgenudelter" Begriff. Was ist das genau "konsequent"??? Versuch mal zu definieren. Ich wette mit dir er ist schlicht und ergreifend UNINTERESSANT für seinen Hund.
ANJA: Was heißt ausgenudelter Begriff ohne die Konseqenz dass ein gegebener Befehl auch ausgeführt wird geht es doch gar nicht.
Du wirst dich wundern. Es geht ;-))) Genau auf das verzichte ich völlig. Diese Art der Konsequenz benötige ich nicht. Meine "Befehle" sollen "Signale" sein, die dem Hund ein Zeitfenster öffnen: "Jetzt ist die Gelegenheit günstig mit dem erlerneten Verhalten Erfolg zu kriegen"! Reagiert er wirklich nicht, verpasst er eine Gelegenheit.
ANJA: Und das er nicht manchmal ins Bett darf und dann wieder nicht, dass er erst durch die Tür geht und bestimmt wann eine Aktion anfängt und wann nicht.
*hmmm*
Auch das seh ich differenziert. Aber ich fürchte das wäre einen eigenen Thread wert ;-)))
ANJA: Aber Sam begeistert sich eben sehr für Michael, er braucht nur einen Ton zu sagen und schon kommt ein schwanzwedelnder Sam auf ihn zu!
Dann wäre die Basis für ein wirklcih gutes Training vorhanden, schön
)
ANJA: .....Und wie genau bekommt man das so hin?
Durch alles das, was ich oben angedeutet hab.
ANJA: Ja das ist hier so eine Sache es gibt zwar Hundeschulen aber keine guten in der Nähe...hier wird teilweise auch im Verein(!) mit "Zug" (wie die es so schön gesagt haben) gearbeitet und bei der wo er schon war ,war es zwar schön, aber es hat ja ihm nicht wiklich was gebracht.
Ist traurig, aber kein Einzelfall.
ANJA: Gerne kannst du mir auch eine E-Mail schreiben ich würde gerne noch mehr fragen
Kein Problem schreib, meine Mailadresse steht oben ;-))
Viele Grüsse
Alex & Aris