von Antje(YCH) am 18. Juni 2000 19:31
Hallo Daggi,
was bringt hier eine Solidarisierung, wenn dadurch SchH-Sport mit Hudnekämpfen gleichgesetzt wird? Wo es die "Kampfhundebesitzer" selbst noch nicht einmal fertigbringen, untereinander solidarisch zu sein????
Bitte denke jetzt nicht, daß ich mich nicht mit allen Facetten in Bezug auf beide Bereiche auskenne, ich habe mich sowohl als ehemaliger Bull Staff-Besitzerin und Liebhaberin der Bullterrierrassen sowie als SchH-Sportlerin intensiv mit beiden Themen auseinandergesetzt, und sie haben nun mal sowenig miteinander zu tun wie Äpfel und Birnen. Es geht auch nicht darum, ob die SchH-Ausbildung Hunde "gefährlicher" macht oder "besser kontrollierbar". Es geht einfach darum, daß erschreckend viele Menschen heutzutage in eine regelrechte Kampfhundhysterie versetzt worden sind und es zum einen diesen Rassen absolut nicht gut tut, wenn solche Menschen auch noch sehen, daß Pitbull & Co. in einen gepolsterten Watschenmann beißen, zum anderem es dem SchH-Sport enorm schadet, wenn, und sei es auch nur rein äußerlich, eine Verbindung zur Pit Bull-Szene gezogen wird.
Unser Hundeverein hat vor drei Jahren ein neues Grundstück erworben, dazu sind zumindest in unserem Bundesland unendlich viele Genehmigungen erforderlich, etliche Behörden in die Baugenehmigungen verwickelt. Es ist erschreckend festzustellen, daß auf jeder Behörde, wirklich auf JEDER (!!!), zu Beginn eine ablehnende Haltung festzustellen ist, weil der SchH-Sport (und manchmal übrigens auch Agility!!!) gleichgesetzt wird mit illegalen Hundekämpfen!!! Da muß unendlich viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, Ortstermine, Öffentlichkeitsarbeit usw., daß normalerweise keine nietenhalsbändertragenden Pitt Bulls mit kahlrasierten Skinheads am anderen Ende der Leine die Hundeplätze bevölkern... Woher diese Denkweise stammt, ich habe keine Ahnung und hatte vorher auch keinen blassen Schimmer, daß es sie überhaupt gibt.
Auch wenn einige immer etwas anderes zu diesem Thema behaupten, Bullterrier, Am Staffs, Bull Staffs und vor allem Pit Bulls sind in einer Hinsicht keine "normalen" Hunde; wenn denen mal die Hutschnur hochgeht dann läuft in ihrem Körper ein chemischer Prozess ab, der sie völlig abschalten läßt. Wer etwas anderes behauptet hat diese Hunde (oder gar seinen eigenen) nur noch nicht in einer solchen Situation gesehen. Sicher, in vernünftigen Händen bei vernünftiger Genetik und Prägung und umsichtigem Verhalten des Besitzers sind es vom Wesen her mit die bezaubernsten Hunde die ich kenne. ABER leider sind, grob geschätzt, 70% dieser Hunde in absoult ungeeigneten Händen (zumindestens in unserer Gegend), die Besitzer haben diese Hunde nur als Statussymbol, zum Leuteerschrecken oder wirklich für Hundekämpfe. Von den anderen 30% der Halter wissen 20% nichts von dem Potential, welches in ihren Hunden steckt, und sind völlig unfähig, einzuschreiten, wenn mit ihren Hunden wirklich mal ein Vorfall passiert. Summa Summarun ist meiner Meinung nach nur einer von 10 dieser Hunde in verantwortungsvollen und somit richtigen Händen. Und das ist auch der Grund, warum inzwischen mit diesen Hunden, zumindestens in unserer Gegend, mehr passiert als mit dem zahlenmäßig so weitverbreiteten Dt. Schäferhund (lt. Aussage von Ärzten und Pflegepersonal der Unfall- und Intensivstationen).
An der Vernunft der "Liebhaber" dieser Rassen wird sich nichts ändern (außer, daß die wirklichen Liebhaber sich inzwischen langsam, aber sicher zurückgezogen haben). Solange es jedem möglich sein wird, diese Hunde zu erwerben, solange wird es Beißunfälle geben, die über den Rahmen üblicher Hundebisse hinausgehen. Schlimm genug an sich, aber noch schlimmer, wenn dann auch noch eine Verbindung zu einer Sportart gezogen wird, die mit diesem Problem nichts, aber auch ABSOLUT GAR NICHTS zu tun hat! Ein einziger Biß durch einen SchH-Pit Bull (der ohne SchH genauso zugebissen hätte), was glaubst Du, was dadurch ausgelöst wird? Ist es das wert? Natürlich weiß jeder, der sich nur ein bischen in der Materie auskennt, daß es hier an einem genetischen Problem liegt, daß betreffender Hund überreagiert hat, aber nicht Otto Normalverbraucher mit null Ahnung, der im Bürgermeisteramt, auf dem Bauamt oder sonstwo sitzt und von dem Vorfall, diesem einen einzigen, in der Zeitung liest.
In anderen Ländern ist es durch übergeordnete Verbände geregelt, welche Rassen im SchH-Sort geführt werden; so ist in den Niederlanden, solange ich denken kann, schon immer eine Ausnahmegenehmigung erforderlich, einen Am Staff, Staff Bull oder ähnliche Rassen im SchH-Sport zu führen (momentan gibt es nur für Harley, einen Am Staff, diese Genehigung). Deutschland ist eines der wenigen Länder, in denen der VDH keiner Rasse irgendeine Ausbildung in irgendeiner Hinsicht verweigert. Das finde ich sehr gut, denn warum soll nicht z.B. auch ein Dalmatiner, Labrador oder Collie im SchH-Sport geführt werden, wenn er dafür geeigneet ist. Sollte sich jedoch die öffentliche Meinung "SchH-Sport = Kampfhundeszene" weiter verstärken, wird es in wenigen Jahren auch bei uns eine Liste geben, auf der die Rassen stehen ,die im SchH-Sport geführt werden dürfen. Und das fände ich äußerst schade.
Wie gesagt, ich selbst würde keinen Hund dieser Rasse mehr im SchH-Sport führen, daß sagt mir einfach der gesunde Menschenverstand. Aber an diesem fehlt es ja Vielen heutzutage, denn sonst hätten wir ja gar kein "Kampfhundeproblem"...
Viele Grüße
Antje